TU München plant Forschungszentrum:Tierversuche in Bestlage

Genom von Mäusen fast vollständig entziffert

Krebsforschung an Mäusen - das soll ein Schwerpunkt des neuen Zentrums sein.

(Foto: DPA-SZ)

Mäuse auf 700 Quadratmetern: Die Technische Universität plant ein 50 Millionen Euro teures Forschungszentrum mitten in Haidhausen. Hier sollen neue Verfahren für die Krebsheilung an Tieren erprobt werden. Die Anwohner haben Bedenken - weil es zu sehr stinken könnte.

Von Thomas Anlauf

Die Technische Universität München plant am Klinikum rechts der Isar ein 50 Millionen Euro teures Forschungszentrum, in dem es auch Tierversuche geben soll. Auf 5645 Quadratmetern Fläche an der Ecke Einstein- und Trogerstraße wird das dreieckige Gebäude auf dem bestehenden Parkplatz entstehen, in dem neueste Erkenntnisse der Krebsforschung direkt umgesetzt werden können.

Ein konkreter Bauantrag liegt zwar noch nicht vor, allerdings bestätigte Klinikumssprecherin Tanja Schmidhofer am Donnerstag, dass dieser bis Mitte des Jahres eingereicht werden soll. Bei einem positiven Bescheid werden Ende des Jahres einige kleine Gebäude auf dem Gelände abgerissen. Mitte 2014 wird dann mit dem Bau des Forschungsgebäudes begonnen.

In der Stadt ist von den Plänen bislang wenig bekannt. Für das Großprojekt gab es allerdings bereits einen Wettbewerb, den das Münchner Büro Doranth Post Architekten für sich entschieden hat. Laut Wettbewerbsausschreibung sollen auf der 5645 Quadratmeter großen Fläche ein "Tierstallbereich" und sogenannte Core Facilities, also ein Kernbereich für Forschung, auf 1000 Quadratmetern entstehen.

Forschungslabore inklusive Büros und sonstige Nebenräume beanspruchen knapp 4000 Quadratmeter, ein Seminarbereich ist mit 685 Quadratmetern geplant. Auf dem Gelände soll auch eine Tiefgarage mit 50 Stellplätzen entstehen, heißt es in der Beschreibung für den Wettbewerb.

Der Bezirksausschuss ist von der Idee völlig überrascht

Bereits jetzt befindet sich auf dem Klinikgelände ein "Tierstall" für Tierversuche. Am Mittwochabend beschwerten sich mehrere Bewohner der Trogerstraße im Bezirksausschuss Haidhausen darüber, dass es "bei Ostwind bestialisch stinkt". Das Problem sei die Lüftungsanlage, durch die die Geruchsbelästigung entstehe. Nach Angaben der Anwohner habe es bereits Emissionsmessungen von offizieller Seite gegeben, das Klinikum habe zugesagt, die Abluftfilter nachzurüsten.

Das bestätigt auch Kliniksprecherin Schmidhofer: Bei entsprechenden Messungen an zwei Gebäuden seien "die Grenzwerte aber in keiner Weise überschritten worden". Trotzdem wurde laut Schmidhofer die Lüftungsanlage an einem Gebäude mit neuester Filtertechnik nachgerüstet, bei dem anderen Gebäude sei man derzeit dabei, die Geruchsemissionen mit Kohlefiltern zu minimieren. Das Referat für Umwelt und Gesundheit hatte nach Beschwerden bei einer Ortsbegehung "keine erheblichen Geruchsbelästigungen" festgestellt, wie Referatssprecherin Katrin Zettler mitteilt.

Der Bezirksausschuss war von den konkreten Plänen für das Forschungsgebäude überrascht. Im vergangenen Jahr hatte das Klinikum rechts der Isar nach Angaben der Bezirksausschussvorsitzenden Adelheid Dietz-Will lediglich eine allgemeine Zielplanung bis ins Jahr 2030 vorgestellt. Daraufhin hatte der Ausschuss gefordert, dass die gesamten Forschungseinrichtungen, die sich derzeit noch auf dem Campus in Haidhausen befinden, auf das Gelände der TU München in Garching ausgelagert werden.

Die SPD lehnt die Pläne ab

Die Pläne des Klinikums hätten laut Bezirksausschuss "eine nicht mehr tragbare Verdichtung im Gelände mit unverträglichen Einrichtungen und Anlagen zur Folge", heißt es in einem SPD-Antrag vom 18. Juli 2012, den der Bezirksausschuss unterstützte. Die bestehenden Forschungsgebäude östlich der Trogerstraße "beeinträchtigen schon heute den Zusammenhalt des Wohnviertels - ein weiterer Ausbau der Forschungseinrichtung im dicht besiedelten Wohngebiet kann nicht mehr hingenommen werden", schrieb die SPD in ihrem Antrag.

Für das neue Forschungszentrum für Translationale Onkologie der TU (TranslaTUM) hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern bereits im Jahr 2011 Fördergelder bewilligt. Das Zentrum soll durch die Entwicklung und Anwendung neuer Verfahren die Heilungschancen von Krebspatienten erhöhen. Kernstück des Zentrums werden die Labore sein, die "im niedrigen Sicherheitsbereich angesiedelt sind", wie Schmidhofer betont. Die Versuchstiere - voraussichtlich vor allem Mäuse - sollen nach Angaben der Kliniksprecherin auf etwa 700 Quadratmetern untergebracht werden.

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