TSV 1860 München:Genussscheine ohne Genuss

Giesinger Fan wendet sich ab von Investor Hasan Ismaik

"Dreckiges Spiel" (28. November), "Korruption und Plünderung" (26. November) und Kommentar "Bizarre Nebelkerzen" (25. November):

Als langjähriges Mitglied der Fußballabteilung des TSV 1860 München erlaube ich mir Stellung gegenüber den Medien zu beziehen, wenn die gewählten Repräsentanten schon nicht wollen oder dürfen. Das betrachte ich als Meinungsfreiheit, ganz gleich was der Herr Investor oder seine Lautsprecher dazu meinen.

Wider alle Peinlichkeiten in den letzten Jahrzehnten war Sechzig bislang in der öffentlichen Wahrnehmung dennoch stets der "symphatische Loserverein aus Giasing". Dies war auch für mich bis zuletzt immer einer der Gründe, aufrecht zu meinem Verein stehen zu können - trotz überwiegenden sportlichen Misserfolgs. Dieses Image, wenngleich kein schönes, scheint mir mit den neuesten Entwicklungen dahin. Der Investor, der nun "Fan" genannt werden will, diktiert ungeniert in den Verein seine Launen hinein, gegen jegliche Regularien der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und jegliche professionelle Vernunft. Der Geschäftsführer/Sportchef wird öffentlich düpiert, die Kontrollgremien faktisch außer Kraft gesetzt. Und der Präsident schaut Ismaik dabei zu. Sicherlich hilft ihm dabei sein Rückgrat aus Gummi, doch mit den verschlossenen Augen nimmt Peter Cassalette leider nicht das Dunkle wahr, das sich vor ihm auftut, während er seine Füße in der echten Welt schleifen lässt. Genau die sollte er aber in die Hand nehmen und sich überlegen wer denn hier wen im Verein korrumpiert? Selbstreflexion ist wohl weder die Stärke von Cassalette noch von Ismaik.

Ismaik ist zudem für mich kein Fan, wie er sagt. Er ist Investor. Wir Fans müssen uns hier vor Ort täglich anhören was in unserem "Kasperlverein" wieder los ist. Im Elfenbeinturm in Dubai kommen solche Töne wohl eher nicht im Alltag an. Ebenso wenig, was es heißt, als "Giasinga" von den "Seitenstraßlern" gefrotzelt zu werden. Wenn er jetzt noch das letzte bisschen Selbstachtung von uns in den Sand setzt, indem er als Vereins-Repräsentant mit seiner Marionette Cassalette Töne gegenüber den Medien anschlägt, die uns nur noch lächerlich machen und dann wie beleidigt ein Boykott der Medien ausgerufen wird, nur weil das Echo nicht genehm ist, dann frage ich mich ernsthaft, welche Standards für Professionalität in Ismaiks Umfeld gelten und ob die für den TSV wirklich förderlich sind? Dass alle sogenannten Investitionen gar nicht wirkliche sind, sondern lediglich durch Genussscheine und andere Mittel den Altmeister von 1966 noch mehr in die Abhängigkeit der launischen Diva Ismaik treiben, wird von den Verantwortlichen zudem verschwiegen. Stattdessen kommen ständig Nebelkerzen und Orakelsagungen von Champions League und Top-Verein. Wir sind ein Bamperlverein! Das ist derzeit die Realität! Das einzige, was wir bis zuletzt hatten, war unsere Selbstachtung. Und auch die ist nun dahin. Ich für meinen Teil werde trotzdem weiter zu Sechzig stehen. Denn auch diese Herren überlebe ich als Fan (seit 1989) früher oder später. Denn was die nicht verstehen, ist für mich und etliche andere Fans Lebenseinstellung und nicht Invest: Einmal Löwe - immer Löwe! Florian Pollok, München

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