Finanzkrise bei 1860 München:Rettung für die Löwen in Sicht

Die Sechziger stehen nicht mehr kurz vor der Pleite, sondern kurz vor der Rettung: Ein ausländischer Investor und eine Privatbank sollen die Insolvenz des TSV 1860 München abwenden - gemeinsam mit Stadt, Land und dem FC Bayern.

Ein offenbar seriöser Investor aus dem Ausland, eine namhafte private Geschäftsbank aus Deutschland, dazu die Landesbank, die Stadtsparkasse und der FC Bayern - so sieht im Kern das Zwölf-Millionen-Rettungsmodell für den TSV 1860 aus. Die Sechziger stehen, anders als in den vergangenen Wochen, nach SZ-Information nicht mehr kurz vor der Pleite - sondern kurz vor der Rettung.

TSV 1860 München - Karlsruher SC

Können sie doch weiter in der zweiten Bundesliga spielen? Die Lage beim TSV 1860 München hat sich gebessert.

(Foto: dpa)

Bis kommenden Montagabend soll Vollzug gemeldet werden. Dann tagt der Aufsichtsrat des Traditionsklubs. Gelänge bis dahin nicht der Durchbruch, könnten die Löwen die am 28. März fälligen Gehaltszahlungen nicht leisten und müssten Insolvenz anmelden. Doch danach sah es am Mittwoch bei dem Fußball-Zweitligisten nicht mehr aus. "Ich will nicht zu optimistisch sein, aber inzwischen schaut unsere Lage schon wieder etwas besser aus", bestätigte 1860-Präsident Dieter Schneider der SZ.

Schneider und seine Kollegen sind dabei, ein Bündnis aus Wirtschaft und Politik zustande zu bringen, das vom Lokalrivalen FC Bayern kräftig unterstützt und teils auch vorangetrieben wird. Ein Faktenaustausch zwischen den Klubspitzen sollte am Mittwochabend stattfinden.

Nach Angaben aus Kreisen des TSV 1860 haben die Löwen einen ausländischen Geldgeber an der Hand, der unter bestimmten Bedingungen - möglich ist dabei auch eine Verpfändung der KGaA-Anteile - mehrere Millionen Euro mitbringen will. Hinzu kommen mehrere Finanzinstitute unter Koordination einer renommierten Privatbank.

In Finanzkreisen ist von "positiven Signalen" die Rede. Noch in dieser Woche wollen sich Manager der an der Rettungsaktion beteiligten Banken treffen und zu einer Übereinkunft mit den Sechzigern gelangen. Dass eine Privatbank die Moderation übernimmt, ist nach Angaben aus Kreisen von Bayerns Staatsregierung die Voraussetzung für ein Mitwirken der Landesbank. Andernfalls könne die Europäische Union Kredite der Landesbank als unzulässige staatliche Beihilfe für den klammen Verein verbieten.

Mit der Not des TSV befasste sich am Mittwoch sogar das Regierungskabinett um Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU).Seehofer und Kollegen waren sich einig, dass es kein Geld vom Freistaat für 1860 gibt, weil man sonst einen Präzedenzfall schaffen würde.

Widerstand von Söder

Vor allem Umweltminister Markus Söder (CSU) soll sich massiv gegen Staatshilfen für die Löwen ausgesprochen und darauf verwiesen haben, dass der Bundesligist 1. FC Nürnberg seine Probleme in der Vergangenheit ebenfalls alleine habe lösen müssen. Söder kommt aus Nürnberg. Im Gespräch ist aber ein Kredit der Landesbank für die Löwen in Höhe von zwei Millionen Euro, für den eventuell die staatliche Förderbank LfA bürgen könnte. Im nächsten Schritt könnte auch die Stadtsparkasse ein Darlehen gewähren.

Wenn die Landesbank dabei sei, werde es auch für die Sparkasse leichter, heißt es aus der Stadtspitze. Oberbürgermeister Christian Ude betonte noch einmal, dass ein Engagement der Stadtsparkasse frühestens dann in Frage käme, wenn 1860 seine Altschulden los sei. Er habe klar gemacht, dass nur über eine private Bank als führende Kraft eine Lösung gefunden werde.

Institute der öffentlichen Hand wie die Sparkassen dürften sich rechtlich nicht engagieren, um Altschulden zu tilgen. Bei der Bewältigung der Altlasten in Höhe von gut zehn Millionen Euro kommen die Löwen freilich Schritt für Schritt vorwärts. Einige Gläubiger sollen auf bis zu 50 Prozent ihres Geldes verzichten, für andere Gläubiger sind andere Lösungen im Gespräch.

Im Hintergrund bemüht sich nach wie vor auch der FC Bayern um die Löwen, um diese nicht als Mieter in der Allianz Arena zu verlieren. Der Mietvertrag der Sechziger für das Stadion des FC Bayern läuft bis 2025 und brächte der Arena-Gesellschaft bis dahin mehr als 50 Millionen Euro.

Eine Pleite des TSV 1860 könnte auch die Stadt viel Geld kosten. Der TSV müsste dann in der Bayernliga spielen, im Stadion an der Grünwalder Straße, das derzeit nur 11.000 Zuschauer fasst. Das würde nicht reichen. Im Rathaus fürchtet man, das Stadion dann für weit mehr Geld als bisher geplant ausbauen zu müssen.

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