TSV 1860 München:Der Stadion-Neubau ist eine Posse, und alle spielen mit

TSV 1860 München - 1. FC Union Berlin

1860-Präsident Peter Cassalette (Mitte, l) und der jordanische Investor Hasan Ismaik (Mitte, r) verfolgen ein Spiel von der Tribüne.

(Foto: dpa)

Erneut ist Investor Hasan Ismaik in der Stadt und verkündet, ein Stadion für die Löwen bauen zu wollen. Nur noch größer. Ob es jemals kommt, ist fraglich, spielt aber auch keine Rolle

Von Heiner Effern

Wenn Hasan Ismaik seinen TSV 1860 besucht, scheint er mittlerweile ein fixes Programm zu haben. Das läuft gefühlt so ab: Einmal geht er ins Stadion, wo seine Mannschaft mit Sicherheit verliert. Dann sagt er was über Champions-League-Perspektiven, was mal seine Anhänger euphorisiert und mal die traditionalistischen Investorenverweigerer nervt. Und am Ende fährt er zum Marienplatz und besucht Oberbürgermeister Dieter Reiter in dessen Büro.

Dort sprechen die beiden etwa eine halbe Stunde über ein neues Löwenstadion. Der Standort in Riem hat sich als Konstante herauskristallisiert, das Wildgehege mit echten Löwen, die Namen von Vereinshelden tragen, eher nicht. Und das Stadion selbst wächst und wächst. Anfangs war von 25 000 bis 30 000 Zuschauern die Rede, nun von mehr als 50 000. Die Münchner staunen nur, weil keiner weiß, wie solch eine Arena regelmäßig gefüllt und damit wirtschaftlich betrieben werden soll. Man darf annehmen, dass es den 1860-Verantwortlichen nicht anders geht.

Egal, Ismaik kommt nach München, und alle spielen mit. Niemand weiß, ob es sich um eine naive Posse handelt, ein Schelmen- und Schurkenstück oder ein sich live abspielendes Wunder. Das wäre den Löwen ja zu gönnen, doch leider gibt es Wunder eher selten.

Als realistischer erscheint das Szenario, dass beim Stadionbau auf Zeit gespielt wird, um die Fans ruhigzustellen, die unbedingt aus der Bayern-Arena in Fröttmaning ausziehen wollen. Beim Geschick und Glück des TSV 1860 wird sich wohl auch hier dessen philosophischer Leitsatz bewahrheiten: Wenn man meint, es geht nicht mehr schlimmer, beweisen die Löwen das Gegenteil.

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