Sanierungsgebiet Trudering:"Man hat uns Tempo 30 versprochen"

Sanierungsgebiet Trudering: Katja Robl vom Stadtteilmanagement Trudering am neuen Brunnen, der noch auf wärmere Temperauren wartet.

Katja Robl vom Stadtteilmanagement Trudering am neuen Brunnen, der noch auf wärmere Temperauren wartet.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Der Truderinger Ortskern ist fertig saniert. Es sind aber nicht alle zufrieden - Parkplatzmangel und Tempo 20 spalten.

Von Benjamin Probst

Katja Robl sitzt warm eingepackt vor dem neuen Brunnen an der Kreuzung Truderinger Straße/Max-Rothschild-Straße, der jahreszeitbedingt trocken liegt. Gerade sei es etwas grau, im Sommer werde der Ortskern aber so richtig aufblühen, prophezeit Robl. Zusammen mit ihrer Kollegin Katja Fetzer hat sie im vergangenen Jahr für das Stadtteilmanagement Trudering die Umbauten im Truderinger Ortskern begleitet, saß in Planungsausschüssen und vermittelte in Streitfragen. Persönlich sei Sie mit dem Ergebnis sehr zufrieden, auch wenn man es nicht allen Beteiligten habe recht machen können.

Wer länger nicht mehr in Trudering war, dem dürfte das veränderte Stadtbild zwischen Bajuwarenstraße und Schmuckerweg sofort auffallen: breite Fußgängerwege, eine verengte Straße, viele neue Bäume mit Staudenbepflanzung und an der besagten Kreuzung zur Max-Rothschild-Straße eine kleine Piazza mit Brunnen. Auch mehrere stattliche Bänke laden nun zum Verweilen ein. Nur noch der intensive Busverkehr erinnert an die stark frequentierte Durchgangsstraße früherer Jahre.

Der neue Ortskern ist das Ergebnis einer dreijährigen Planungsphase und eines Jahres Bauzeit. Im Gespräch war das Projekt jedoch deutlich länger, denn bereits 2008 hatte der Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem die Stadt München aufgefordert, einen Gestaltungswettbewerb für den Ortskern aufzurufen, um "die Aufenthaltsqualität spürbar zu verbessern". Vor allem die Läden sollten durch einen verkehrsberuhigten Straßenverlauf und ein neues Stadtbild an Zulauf gewinnen.

Die Zufriedenheit über das nun abgeschlossene Projekt ist nicht nur Katja Robl anzumerken, auch die Fraktionen aus dem Bezirksausschuss, die sich gegenseitig immer wieder blockierten, sind im Großen und Ganzen befriedet. Nur der Gewerbe- und Eigentümerverband Trudering (GEVT) ist nach eigener Aussage lediglich mäßig überzeugt. Note Drei würde Sie dem Ortskern in seiner aktuellen Form geben, so die Vereinsvorsitzende Brigitte Fieger. Ihnen seien eine 30er Zone und genügend Parkplätze versprochen worden. Stattdessen gebe es jetzt Tempo 20, und rund ein Drittel der Autostellplätzen sei verloren gegangen. Sie erwartet deshalb einen geringeren Kundenverkehr.

Sanierungsgebiet Trudering: Die Fußgänger haben deutlich mehr Platz bekommen, der Raum für Autos wurde halbiert.

Die Fußgänger haben deutlich mehr Platz bekommen, der Raum für Autos wurde halbiert.

(Foto: Lorenz Mehrlich)
Sanierungsgebiet Trudering: Die sanierte Truderinger Straße mit großzügigem Fußgängerbereich. Fahrräder müssen dafür auf die Straße ausweichen.

Die sanierte Truderinger Straße mit großzügigem Fußgängerbereich. Fahrräder müssen dafür auf die Straße ausweichen.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Während sich die Größe der Fußgängerbereiche fast verdoppelt hat, ist der Platz für Autos um die Hälfte geschrumpft. Vor allem neue Bäume haben Parkplätze ersetzt. Die Beschränkung auf 20 Stundenkilometer habe aber schließlich die Stadt entschieden, so BA-Mitglied Herbert Danner von den Grünen. Bis zuletzt habe seine Fraktion dafür im BA und in der zuständigen Projektgruppe keine Mehrheit gefunden. Erst als das Mobilitätsreferat die Tempobegrenzung aus Sicherheitsgründen festgesetzt habe, sei der Widerstand gebrochen worden.

Das Mobilitätsreferat griff auch an anderer Stelle ein. So wurde kurz vor Projektabschluss der ursprünglich geplante Fahrradstreifen gekippt, als klar geworden war, dass Autos diesen regelmäßig hätten überfahren müssen. Wer jetzt also auf zwei Rädern unterwegs ist, muss auf der Straße fahren. Bei Tempo 20 sei dies aber kein Problem, so BA-Mitglied Beate Fuchs (ÖDP), es gebe kaum noch Autos, die einen überholten, und der Verkehr werde sich noch einfinden. Eine frühere Kommunikation seitens des Referates wäre trotzdem besser gewesen, meint Fuchs.

Sanierungsgebiet Trudering: Die Geschäfte im Ortskern sollen vom Umbau ebenfalls profitieren.

Die Geschäfte im Ortskern sollen vom Umbau ebenfalls profitieren.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Um die Geschäfte schon während des Umbaus zu unterstützen, entwickelte das Stadtteilmanagement die Marke "Trudering". Eine PR-Strategie sollte trotz Baustellen auf die Geschäfte aufmerksam machen und die Truderinger Straße als Gegengewicht zu Einkaufszentren wie den Riem Arkaden etablieren. Auch ein Bücherregal und Lastenräder bot das Stadtteilmanagement an, um Menschen in den Ortskern zu locken. "Wir hatten den wohl größten Bücherschrank Münchens", meint Katja Robl, die das Angebot als Erfolg bewertet. Brigitte Fieger vom GEVT glaubt jedoch nicht, dass die Marke "Trudering" groß weiter geführt werden wird.

Die Fraktionen des Bezirksausschusses entwickeln bereits jetzt Verbesserungsvorschläge, so fehle es Richtung Bajuwarenstraße noch an Bepflanzung. Die CSU sieht vor allem die Stadt in der Pflicht, das alte Rathaus und die Feuerwehr zu sanieren. Man habe hier ein "schwarzes Loch" im neuen Ortskern übrig gelassen, sagt Magdalena Miehle (CSU). Die SPD fordert die Betreiber der Geschäfte auf, mit Stühlen und Auslagen die breiten Gehwege zu nutzen, und möchte den übrigen Verkehr noch weiter drosseln.

Die Angebote des Stadtteilladens werden weitergeführt, so findet man die Leihräder jetzt bei Fahrrad Zimmermann und den Bücherschrank im Kulturzentrum Trudering. Für letzteren wird noch ein langfristiger Träger gesucht. Am 6. Mai soll dann ein Bürgerfest die Truderinger Straße offiziell eröffnen.

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