Süddeutsche Zeitung

Betrugsversuch bei Juwelier:Polizei fahndet nach Tatverdächtigem - Schüsse auf Fluchtfahrzeug

Lesezeit: 2 min

Von Julian Hans, München

Bei einem Einsatz im Stadtteil Trudering hat die Polizei am Mittwoch drei Schüsse auf ein Fluchtfahrzeug abgegeben. Die Beamten waren gegen 12.30 Uhr zum Juweliergeschäft Baier in der Truderinger Straße 298 gerufen worden. Dort hatten zwei Unbekannte versucht, dem Juwelier falsches Altgold zu verkaufen. Eine Zivilstreife konnte kurz darauf einen Tatverdächtigen festnehmen. Ein zweiter jedoch stieg in einen BMW, der vor dem Juwelier abgestellt war, und versuchte zu flüchten. Die Polizei schoss auf das Fluchtfahrzeug, konnte den Fahrer aber nicht stoppen.

"Bei der anschließenden Fahndung wurde der Fluchtwagen in der Nähe des Tatorts gefunden", sagte ein Polizeisprecher. Der Tatverdächtige habe sich zu Fuß davon gemacht. Die Polizei suchte das ganze Stadtgebiet nach dem Mann ab, mehr als 30 Streifenwagen und ein Hubschrauber waren im Einsatz. Auch die Polizeiinspektionen in den umliegenden Landkreisen wurden informiert. Gegen 15.15 Uhr kreisten mehrere Streifenwagen in der Hultschiner Straße nahe dem S-Bahnhof Berg am Laim einen Linienbus ein; bei der Durchsuchung des Fahrzeugs konnte der Verdächtige aber nicht gefunden werden. Die Truderinger Straße war zwischen Bajuwarenstraße und Rothuberweg mehrere Stunden lang gesperrt. Auf dem Asphalt lagen die Scherben der zersplitterten Fensterscheibe des Fluchtautos, dazwischen die Patronenhülsen aus der Dienstwaffe des Polizisten. Die Schüsse hatten den flüchtenden Tatverdächtigen nach derzeitiger Erkenntnis nicht verletzt. Spezialisten der Spurensicherung fotografierten den Tatort.

Mit quietschenden Reifen sei das Fluchtfahrzeug davongefahren, sagt Gabriele Kraft, die Inhaberin von Inneneinrichtungen Kraft. Das Geschäft liegt direkt neben dem Juwelier. Ihre Mitarbeiterin hat gesehen, wie ein Mann in Zivil mit einer Pistole schoss. "Das hat sich angehört wie Silvesterböller", sagt sie. Kraft kennt die Familie Baier gut, der das Juweliergeschäft gehört. "Die haben auch An- und Verkauf von Altgold, dabei wird oft betrogen", sagt sie. An der Eingangstür des Juweliers hängt ein handgeschriebener Zettel: "Liebe Kunden, aufgrund aktueller Ereignisse ist unser Geschäft am Mittwoch Nachmittag geschlossen. Ihre Familie Baier". Drinnen tun die Experten der Spurensicherung ihre Arbeit. Ein Pensionär mit Baseballmütze liest die Mitteilung. Franz Ott wohnt nur einige Meter entfernt. "Bei dem war doch nichts zu holen, der hat doch gar nichts", sagt der 80-Jährige über das kleine Juweliergeschäft. "Wenn ich für meine Uhr eine neue Batterie brauche, dann lasse ich die da auswechseln." Wenn die Täter gegenüber in die Hypo-Vereinsbank gegangen wären, ja, das hätte für ihn mehr Sinn gemacht.

Das für Betrugsdelikte zuständige Kommissariat 65 übernahm die Ermittlungen in dem Fall. Außerdem leitete die Polizei wegen der Schüsse interne Ermittlungen ein - ein Routinevorgang, wenn ein Polizeibeamter von der Schusswaffe Gebrauch macht. Bis zum frühen Abend konnte der geflüchtete zweite Tatverdächtige nicht gefunden werden. Sein festgenommener Komplize verweigerte nach Angaben der Polizei die Aussage.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4385520
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 28.03.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.