Kritische Zahlenspiele und herzerwärmende Appelle, die Asylbewerber Am Moosfeld 37 als "Menschen wie du und ich" zu sehen und zu behandeln - dazwischen pendelte die Stimmung bei der Infoversammlung mit rund 150 Nachbarn der neuen "Unterkunfts-Dependance" für bis zu 350 Asylbewerber Am Moosfeld 37.
Schon zuvor beim geführten Rundgang durchs dreistöckige Haus hatten Vertreter der Regierung von Oberbayern die verwirrenden Begrifflichkeiten erklärt: Dies hier sei kein Ankunftszentrum und kein Ankerzentrum. Auch die Erstanlaufstelle in Manching bei Ingolstadt werde im Übrigen nicht Ankerzentrum, sondern nur "Anker Oberbayern" genannt. In dieser neuen "Unterkunfts-Dependance des Ankers Oberbayern" also, die Mitte Mai in Betrieb geht, sollen frisch angekommene Geflüchtete leben, bis ihre Personalien und ihr Status geklärt sind - oder bis zu ihrer Abschiebung. Im Gegensatz zu einer Gemeinschaftsunterkunft dürfen Bewohner dort nicht selbst kochen, sie werden drei Mal am Tag in einer fensterlosen Kantine zentral verpflegt. Und sie dürfen nur innerhalb der Anlage gemeinnützige 80-Cent-Jobs etwa als Reinigungskraft übernehmen, eine Arbeits- oder Ausbildungserlaubnis aber haben sie noch nicht.
Genau das besorgt die Anlieger der Anlage, denn es gibt bei diesem ehemaligen Bürobau einer Filmproduktion kaum Außenflächen. Früher, als das Haus schon einmal als Erstaufnahmeeinrichtung genutzt worden war, fanden sich die Flüchtlinge in Gruppen auf den umliegenden Spielplätzen oder im U-Bahnhof, aufgrund der zermürbenden Langeweile oftmals auch betrunken und damit bedrohlich wirkend.
Maria Els, Präsidentin der Regierung von Oberbayern, Cornelius Mager von der Lokalbaukommission sowie Andrea Betz und Barbara Likus von der Inneren Mission, die die Sozialbetreuung übernimmt, machten deutlich, dass das Problem erkannt sei. So werde der Parkplatz vor dem Haus noch zur Rasenfläche umfunktioniert und drinnen werde es Aufenthaltsräume geben, mit Kicker oder Tischtennisplatte, zudem altersgerechte Kinderbetreuung. Für die alleinreisenden Mütter und die Familien, für die der zweite Stock reserviert ist, wird der dortige Innenhof mit Sandkasten und Spielgeräten ausgestattet. Zudem werde ein Sicherheitsdienst an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr anwesend sein. Der Leiter der nahegelegenen Polizeiinspektion 25, Helmut Bayerl, versicherte ferner, dass sich seine Beamten auf die neue Situation einstellen und vermehrt dort Streife fahren werden. Els erklärte, eine Telefonnummer für Beschwerden werde in Kürze auf der Homepage der Regierung von Oberbayern veröffentlicht.
Beschwerden hatten die Nachbarn schon jetzt - über die Geheimniskrämerei der Regierung, die im März schon den Mietvertrag unterzeichnet hatte: "Und wir werden in letzter Minute vor vollendete Tatsachen gestellt", rief eine Bürgerin. Els erklärte, die Info erfolge wegen der Osterferien so spät. Ungerecht empfand mancher im Saal auch die Tatsache, dass sich Am Moosfeld 21 ein Flexiheim mit 170 anerkannten Flüchtlingen befindet und auch die Unterkunft an der Karl-Schmid-Straße, die gerade renoviert wird, wieder belegt werden soll. Alles in allem zu viel für den Stadtteil, das klang bei einigen der Bürger an. Manche, darunter auch Magdalena Miele (CSU) vom Bezirksausschuss, gingen noch weiter: Sie fanden, insgesamt sei München vor allem angesichts des angespannten Immobilienmarktes überproportional belastet. Ein Bürger erklärte, Mecklenburg-Vorpommern habe etwa so viele Einwohner wie München - aber weniger Flüchtlinge. Doch vom Podium kamen Gegenrechnungen: München erfülle nicht einmal sein Soll. Und für Trudering-Riem habe der Stadtrat eine vertretbare Zahl von 800 Asylbewerbern festgelegt - die derzeit nicht erreicht würde, erklärte Rudolf Stummvoll vom Amt für Wohnen und Migration. Els versprach zudem, die neue Dependance "nur im äußersten Notfall" voll zu belegen.
Gebraucht werde sie, denn täglich kämen einige Flüchtlinge an und Unterkünfte wie Bayernkaserne oder McGraw-Gelände fielen weg. Aus der Funkkaserne, deren Zustand kürzlich negative Schlagzeilen gemacht hatte, werde niemand hierher verlegt, so Els. Genehmigt ist die Nutzung für fünf Jahre: Danach, so Cornelius Mager, könnte das Haus, wie zunächst vorgesehen, zu einem Hostel werden. Einziehen werden hier nun vor allem Geflüchtete aus Nigeria, Pakistan und Afghanistan.
Unter denen, die sich um das Wohl der künftigen Bewohner sorgen, waren etwa Eva Horlacher und Ilka Lehmann vom Helferkreis der Gemeinde St. Peter und Paul, die Konrektorin der Lehrer-Götz-Schule Heike Schmid, Raissa Sharipova vom sozialen Netzwerk Regsam oder die grüne Landtagsabgeordnete Sanne Kurz. Eine Dame vom benachbarten MS-Basar stellte Kleiderspenden in Aussicht. Els versicherte, dass die Regierung im gesetzlichen Rahmen alles tun werde für die Menschen hier, vom Wasserkocher für Babynahrung auf dem Zimmer bis zu ärztlichen Sprechstunden inklusive Kinderarzt und Gynäkologe.
Andrea Betz von der Inneren Mission rief die Nachbarn zu "Respekt, Solidarität und Offenheit" auf. Vor allem Kinder brauchten gleiche Chancen. Sie freue sich daher auf engagierte Ehrenamtliche.