Trudering:"Die Stadt lässt uns immer wieder im Stich"

Kostenloses Wlan

Kostenloses Wlan ist an mehr als 120 Bahnhöfen in Deutschland möglich. In Bayern wird das Netz weiter ausgebaut. In Trudering allerdings nicht.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Die Truderinger Lokalpolitiker fordern am Bahnhof einen kostenlosen Wlan-Hotspot. Sie hadern mit M-Net und wollen, dass sich München deshalb an Bayern-Wlan wendet. Doch das städtische Referat lehnt ab - der Standort stehe nicht auf der Prioritätenliste

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Der einzige öffentliche Wlan-Hotspot im Stadtbezirk Trudering-Riem befindet sich am Willy-Brandt-Platz. Den Bezirksausschuss ärgert das maßlos. Mindestens am Knotenpunkt Truderinger Bahnhof wäre ein solcher kostenloser Service überfällig, meinen die Lokalpolitiker. Und wenn die Stadtwerke- Tochter M-Net, die sich aktuellen Nachrichten zufolge derzeit mit dem Glasfaserausbau in der Oberpfalz verzockt habe, es auch in Trudering nicht hinbekomme, dann solle die Stadt sich dafür eben an Bayern-Wlan wenden, fordert Georg Kronawitter (CSU).

Das städtische Referat für Informations- und Telekommunikationstechnik hatte dem Bezirksausschuss auf seine frühere Bitte um Wlan-Ausstattung am Bahnhof eine Abfuhr erteilt. Es bestehe zwar ein Stadtrats-Auftrag, doch die Prioritätenliste bis Ende 2020 sei voll, der Standort Bahnhof Trudering konnte dabei nicht berücksichtigt werden: "Gerne bieten wir Ihnen jedoch an, den Standort intern vorzumerken und in mögliche folgende Planungsphasen einzubeziehen." Einfach sei das aber nicht, denn dazu müsse die Stadt sich ja auch mit der Bahn abstimmen. Das mache ihn mal wieder "fassungslos", ärgerte sich Stefan Ziegler (CSU).

Täglich 17000 Busfahrgäste und dazu 23000 U-Bahnnutzer seien ein gewichtiges Argument für einen öffentlichen Hotspot. Dass der Truderinger Verkehrsknoten nicht einmal auf der Liste stehe, zeige die Vernachlässigung der Stadtrandbezirke, ärgerte sich Kronawitter: "Die Stadt lässt uns immer wieder im Stich." Doch es gebe eine Alternative, und zwar das Bayern-Wlan-Projekt des Freistaates, das sich explizit an Kommunen richte und derzeit bereits landesweit 18000 solcher Hotspots eingerichtet habe. Kronawitter hat sich bei diesem Anbieter erkundigt und im Bayern-Wlan-Zentrum in Straubing erfahren, dass ein Projektantrag der Landeshauptstadt dort höchst willkommen wäre. Bislang habe man nämlich nur an staatlichen Gebäuden wie der Uni aktiv werden können, da die Stadt selbst offenbar nur mit der Stadtwerke-Tochter M-Net arbeiten wolle, berichtete Kronawitter.

Dabei gebe es gerade in Trudering beim Städtebauförderungsprojekt Aktive Zentren ohnehin schon eine Zusammenarbeit von Stadt und Freistaat. Da biete es sich doch geradezu an, auch in Sachen Wlan zu kooperieren: Kronawitter, Ziegler und CSU-Sprecherin Magdalena Miehle beantragten daher, die Stadt solle beim Freistaat umgehend ein Bayern-Wlan-Projekt für den Umgriff des Aktive-Zentren-Gebiets beantragen, und zwar inklusive des Bahnhofareals. Die Stadt solle gemeinsam mit der für die Aktiven Zentren zuständigen Projektgruppe der MGS (Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung) prüfen, ob die Federführung dafür direkt beim Stadtteilmanagement oder aber bei einem Referat der Stadt liegen solle. Sie solle ferner städtisch genutzte Immobilien in diesem Bereich für die Anbringung der nötigen "Outdoor-Access-Points" zur Verfügung stellen. Zur Sicherheit forderten die Antragsteller zudem: "Alle beteiligten städtischen Dienststellen und Firmen-Töchter verhalten sich kooperativ gegenüber Bayern-Wlan."

Die anderen Fraktionen waren begeistert von dem Antrag. "Ich hätte am Bahnhof auch gerne Wlan, ich warte dort jeden Tag auf den Bus", erklärte die stellvertretende BA-Vorsitzende Susan Beer (SPD). "Ich unterstütze das voll und ganz", ergänzte ihr Fraktionskollege Gerhard Fuchs: "Man sagt doch der Jugend nach, sie sei da zuhause, wo sich ihr Handy selber andockt - das wollen wir am liebsten gleich auch in den Jugendtreffs Quax und Freizi", so Fuchs. Auch Fahri-Cemre Saglam (Grüne) erklärte: "Ich finde den Antrag sehr gut." Er regte an, nachzufragen, warum es denn 2016 auf dem Willy-Brandt-Platz in der Messestadt geklappt habe.

Susan Beer machte zudem den Vorschlag, bei der Stadt nachzufragen, ob der bisherige Engpass denn am Geld oder an den personellen Kapazitäten liege. Bayern-Wlan komme ja nicht "schlüsselfertig": "Die brauchen einen Ansprechpartner auf Auftraggeberseite", wusste Beer. Wahrscheinlich fehlten der Stadt Spezialisten, diese seien Mangelware, die Stadt stehe da in Konkurrenz mit der freien Wirtschaft. Sollte es aber am Geld fehlen, könne der Bezirksausschuss gleich eine Anschubfinanzierung aus seinem Budget anbieten: "Das sollten wir da reinformulieren, damit sie uns nicht gleich wieder ausgrätschen", erklärte Beer.

Kronawitter bedankte sich für die breite Kooperation im Gremium. Er fand es besser, wenn die SPD für die Jugendtreffs einen eigenen Antrag formulierte, das passe nicht so gut, denn bei den Aktiven Zentren habe man derzeit eben einen besonders guten Hebel. Beers Idee aber nahm der Antragsteller gerne auf.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: