Trotz Corona:Jubiläumspläne

1700 Jahre jüdisches Leben wird auch in München gefeiert

Von Jakob Wetzel

Gefeiert werden soll das große Jubiläum in jedem Fall, heißt es von der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in München. Es sei unter anderem ein Festakt geplant, außerdem solle es auf dem Jakobsplatz eine Ausstellung über das jüdische München geben. Doch wann genau das alles möglich sein wird und wie, das sei wegen der Corona-Pandemie noch schwer zu sagen.

Im Jahr 2021 ist es genau 1700 Jahre her, dass es der römische Kaiser Konstantin Juden erlaubte, Ämter zu besetzen; die Anfrage dazu kam aus Köln. Konstantins Urkunde aus dem Jahr 321 ist der älteste überlieferte Beleg dafür, dass es auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik jüdische Einwohner gegeben hat. In ganz Deutschland sind daher in diesem Jahr Ausstellungen, Vorträge und Projekte geplant; Ministerpräsident Markus Söder hat am 12. Januar das Feierjahr auch für Bayern eröffnet.

Im Freistaat gibt es heute 15 jüdische Gemeinden. Der früheste Hinweis auf jüdisches Leben in Bayern findet sich in einer Regensburger Urkunde aus dem Jahr 981, reicht also immerhin 1040 Jahre zurück. München kam später: Die Stadt ist ja erst 1158 gegründet worden. Die erste überlieferte Erwähnung eines jüdischen Münchners stammt von 1229: In einer Regensburger Urkunde ist die Rede von einem "Abraham von München". Dessen Gemeinde war freilich wohl ziemlich klein, so wie München überhaupt. 1442 war ein tiefer Einschnitt: In diesem Jahr ließ der Herzog alle Juden aus München und Oberbayern vertreiben. In München gründeten erst 1815 jüdische Einwohner offiziell eine neue Gemeinde. Die IKG hat deshalb erst 2015 Jubiläum gefeiert, und das sogar doppelt: Es jährte sich nicht nur zum 200. Mal jene Gründung, sondern auch zum 70. Mal die Neugründung der Gemeinde 1945 nach dem Holocaust. Nebenbei jährte sich die Gründung der liberalen Münchner Gemeinde "Beth Shalom" zum 20. Mal.

Im Mittelpunkt des bayerischen Festprogramms zur 1700-Jahr-Feier stehen nun landesweite Forschungsprojekte: So sollen unter anderem rund 300 Archive ehemaliger jüdischer Gemeinden digitalisiert werden, die im Pogrom 1938 geraubt worden sind. Das hat Ludwig Spaenle angekündigt, der Beauftragte der Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus. Digitale Projekte zu jüdischem Leben in Bayern sollen vernetzt werden. Und die Grabinschriften jüdischer Friedhöfe sollen erschlossen werden.

Auch für München ist einiges geplant - zusätzlich zu den Plänen der jüdischen Gemeinde. Im Oktober 2021 etwa sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einem zweitägigen Kongress zur Geschichte jüdischen Lebens in Bayern nach 1945 zusammenkommen. Im November werden rund 400 Rabbiner und Vertreter jüdischer Organisationen zu einer Konferenz in München erwartet. Und ab 17. März widmet das Jüdische Museum eine Ausstellung Mordechai Bernstein, der ab 1946 nach verbliebenen Resten der jüdischen Kultur in Deutschland suchte. Einige seiner Fundstücke werden am Jakobsplatz zu sehen sein.

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