Sendling:Welches Programm die Macher auf der MS Utting planen

"MS Utting" in München, 2017

Trockengefallen: 50 Jahre war die MS Utting auf dem Ammersee zu Hause.

(Foto: Robert Haas)
  • Noch im Frühsommer soll der Betrieb auf der ehemaligen MS Utting in München beginnen.
  • Zunächst soll der Gastronomiebetrieb starten, danach Stück für Stück das Kulturprogramm, kündigen die Macher vom Verein Wannda an.
  • Das Schiff soll möglichst komplett nutzbar sein für die Gäste: die zwei Terrassen an Deck, die beiden darunter liegenden Salons im Bug und im Heckbereich.

Von Birgit Lotze

Die ehemalige MS Utting soll möglichst noch im Frühsommer für Gäste geöffnet werden. Clubbetreiber Daniel Hahn vom Verein Wannda hat bei der Stadt einen Antrag auf Änderung der Nutzung als Gastronomie- und Veranstaltungsbetrieb, befristet auf fünf Jahre, gestellt. Hahn hat das Schiff, das mehr als 50 Jahre lang Ausflügler über den Ammersee schipperte, vor dem Verschrotten bewahrt und nach München gebracht.

Derzeit wird der Rumpf, der seit Ende Februar auf einer ausrangierten Eisenbahnbrücke über die Lagerhausstraße zwischen Viehhof und Großmarktgelände liegt und schon jetzt viele Blicke auf sich zieht, restauriert und umgebaut.

Uhrzeiten und Programm ständen noch nicht fest, sagt Rachel Backes, Mitarbeiterin bei dem Verein Wannda, der auch das Bahnwärter-Thiel-Projekt auf dem Viehhof betreibt. Es sei geplant, erst einmal die Utting als Gastronomiebetrieb zu öffnen und dann das Programm möglichst gemeinsam mit den Gästen zu schreiben.

"Work in progress", sagt Rachel Backes, "das entwickelt sich alles". Die Einrichtung wolle Hahn möglichst originalgetreu aufbauen - die Vertäfelung, die Holzstühle, die Beleuchtung. In der Utting erwartet ihn noch viel Handwerksarbeit: "Viel Liebe zum Detail, viel nostalgischer Charme - das wollen wir erhalten."

Das Schiff soll möglichst komplett nutzbar sein für die Gäste: die zwei Terrassen an Deck, die beiden darunter liegenden Salons im Bug und im Heckbereich. An einer Bar sollen es auch kleine Gerichte geben, zur Selbstbedienung.

Jeder soll sich eines Tages dorthin setzen, wo er sich wohlfühlt, so Backes. Der Maschinenraum soll zur Bühne für Lesungen, Kleinkunst und Musik umgebaut werden; dort ist geplant, teile der Maschinenanlage stehen zu lassen.

Daniel Hahn ist schon mit vielen Menschen im Gespräch, die das ausrangierte Motorschiff gerne nutzen wollen. "Wir sind dabei, Formate vorzuplanen, terminieren können wir noch nicht." Das Programm soll sich unterscheiden vom Bahnwärter Thiel, der ein jüngeres Publikum anspricht. So wird eine Band, die bereits 1954 auf der MS Utting gespielt habe, in der Besetzung von damals ein letztes Konzert auf dem Schiff geben: "Wir wollen die Aufmerksamkeit, die der Dampfer erfährt, nutzen, um kleine, feine Formate zu stärken."

"Und oben werden Seemannslieder gesungen"

Fest stehe schon, dass zwei Shanty-Chöre an Bord der Utting proben und dort auch Konzerte geben. Darauf freut sich Daniel Hahn richtig: "Das ist eine schöne Vorstellung - man geht unter der Brücke durch, und oben werden Seemannslieder gesungen." Auch sonst will Hahn die Vergangenheit des Schiffes aufgreifen: Ein Modellbootsbauer, der die bayerische Schiffsflotte nachgebaut hat, soll ausstellen; es gibt Gespräche mit dem Verein Marine-Kameradschaft. Darüber hinaus sind Theateraufführungen und Konzerte im Gespräch.

Anfang Mai werden sich die Stadtteilpolitiker der Bezirksausschüsse (BA) in Sendling und in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt mit der geplanten Nutzung befassen. Deren Aufgabe ist es auch, Bedenken von Anwohnern zu berücksichtigen. Dass es solche gibt, machte Anfang April der Vorstoß der Grünen-Politikerin Silvia Haas aus dem Dreimühlenviertel in der Isarvorstadt beim benachbarten Bezirksausschuss in Sendling deutlich: Sie warnte vor Lärm für das Dreimühlenviertel. Bei Parteikollegen kam es nicht gut an.

"Das ist das beste Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte", kommentierte Peter Heilrath, Bundestagskandidat für den Wahlkreis München-Süd. Die Politik müsse gemeinsam mit Daniel Hahn Lösungen für mögliche Konflikte suchen, statt ihm Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Alles, was auf dem Schiff passiert, müsse die Sicherheitsvorschriften und die Lärmimmissionsregeln einhalten.

Es habe sich um einen privaten Vorstoß ihrer Kollegin gehandelt, machte die Fraktion Grüne/Rosa Liste deutlich. Daniel Hahns Initiativen seien eine Bereicherung für die Stadtviertelkultur und für München. Gerhard Metzger (Grüne), der mit Silvia Haas in dem Gremium an einem Tisch sitzt, sagte, er gehe in dieser Sache mit seiner Fraktionskollegin "nicht konform".

Selbst in seinem Mietshaus, das näher am jetzigen Ankerplatz der Utting liege als die Wohnung von Haas, habe sich bislang niemand ablehnend geäußert. Natürlich seien viele Anlieger skeptisch: Schließlich weiß man noch nicht, wie sich die Veranstaltungen auswirken. Doch bislang habe Hahn sich als vertrauenswürdig erwiesen. "Und außerdem kann man sich doch nicht über ein tolles Projekt freuen, sich dann aber beklagen, wenn es vor der eigenen Haustür aufgebaut wird."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: