Trickbetrug:Erfundene Vorladung

84-Jährige meldet raffinierte neue Betrugsmasche der Polizei

Von Martin Bernstein

Neue Masche der Trickbetrüger: Sie lassen sich anrufen. Eine 84-Jährige sollte das jüngste Opfer sein - sie schöpfte rechtzeitig Verdacht und informierte die Polizei. Das Schreiben, das sie in ihrem Briefkasten gefunden hatte, war Angst einflößend: Eine angebliche Rechtsanwaltskanzlei aus Köln behauptete in der "Vorladung", die alte Dame sei in Geldwäschegeschäfte verstrickt. Ihr drohten bis zu fünf Jahre Gefängnis, sie müsse deshalb sofort zurückrufen. Die angegebene Nummer gibt es tatsächlich: Sie war eigens für den Betrug von den Tätern für kurze Zeit zu Testzwecken angemeldet worden, ohne dass sie dafür ihre Identität preisgeben mussten. "Von Verbraucherzentralen wird bereits vor gleichartigen Fällen gewarnt", ergänzt Polizeisprecher Christoph Reichenbach. Es handle sich wohl um Serienbriefe, auch Namen und Telefonnummern der angeblichen Kanzleien wechseln. Die Polizei vermutet, dass die Zahl der möglichen Opfer dieser Masche sehr groß ist. In der Vergangenheit hat die Polizei vor Trickbetrügern am Telefon gewarnt und darauf hingewiesen, dass Behörden sich immer schriftlich melden. Darauf haben die Täter nun mit ihrer neuen Masche offenbar reagiert.

Doch auch die Anrufmasche mit falschen Gewinnversprechen und fingierten Behördenanrufen geht weiter. Eine 62 Jahre alte Frau aus Grünwald verlor so Anfang Juni 5400 Euro, die sie für den "Geldtransport" ihres angeblichen Gewinns bezahlte. Der erfundene Gewinn kam natürlich nie bei ihr an. Eine SZ-Leserin berichtete jüngst von einem Anrufer, der sich als Vertreter des Amtsgerichts Hamburg ausgab. Die Frau sollte 2800 Euro zahlen wegen Forderungen eines "Europäischen Datenschutzbundes". Andernfalls werde ihr Konto gesperrt. "Warum haben Sie es so weit kommen lassen?" fragte der Telefonbetrüger. "Ich fühlte mich stark unter Druck gesetzt", erzählt die Frau. Sie tat das einzig Richtige: Ein Rückruf beim echten Amtsgericht in Hamburg ergab, dass an der Sache nichts dran war.

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