Irgendwann ist Zeit wiederaufzuerstehen. Sich die verschmierte Mascara aus dem Gesicht zu wischen und aus der Dauerschleife der immer gleichen Lovesongs auszubrechen. Ja, Musik kann dabei helfen, in sich hineinzufühlen und Emotionen zuzulassen. Doch ist die Trauer überwunden, muss endlich Schluss sein mit der Negativität. Oder wie der deutsche Rapper Trettmann in seinem Track „So Lang“ singt: „Und nach hundert sad Songs tut es nicht mehr weh.“
Dabei geht es in der Zeile weniger um Musik, die er während seiner Trennungen gehört, als um Songs, die er selbst gemacht hat: Trettmann, der mit bürgerlichem Namen Stefan Richter heißt und heute in Leipzig lebt, hat sich ab spätestens 2016 mit melancholischem Cloud Rap in der deutschen Hip-Hop-Szene einen Namen gemacht. Immer an seiner Seite: das Produzenten-Trio Kitschkrieg, mit dem er jahrelang in einer erfolgreichen Symbiose zusammengearbeitet hat.
Gemeinsam standen sie für viby Trap und Plattenbau-Ästhetik, Party-Turn-up nach After-Hour-Depression. Bis sie nach der Corona-Pandemie und einem letzten gemeinsamen Album 2023 getrennte Wege gingen. Danach tauchte Trettmann zeitweilig ab, ehe er in diesem Jahr ein dezentes, teils unterschätztes Comeback hinlegte: Nach einigen Single- und EP-Auskopplungen erschien Ende November sein aktuelles Album „Your Love Is King 3“.
Soundtechnisch bleibt er darin auf gewohnten Wegen, wenngleich die Tracks bunter, weniger gewollt-cool klingen als bisher. Das Album gefällt, ohne gefallen zu wollen, kombiniert potenzielle Hits („Whip“ gemeinsam mit Rin) mit persönlichen Geschichten, wie man sie zu selten im deutschen Rap hört („Haus aus Zink“ über queere Liebe mit Luna).
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Entstanden ist das Projekt teils noch 2023 im Süden Frankreichs, wo der Rapper sein neues Team aus Produzenten und Songwritern um sich versammelte, darunter Dexter, Florida Juicy und Ahzumjot. Den Entstehungsprozess dokumentierten die Musiker auf Trettmanns Instagram-Accounts, die seit Monaten Lust machen auf die aktuelle Tour, auf die „Trettis“ Fans fast ein Jahr lang warten mussten.
„Ich habe für das nächste Kapitel meiner Geschichte neue Regeln aufgestellt. Eine davon ist, dass ihr mich erst wieder auf einer Bühne sehen werdet, wenn ich neue Tracks spielen kann“, teilte der Artist noch vor der geplanten Tour im Januar mit und ließ sie kurzerhand verschieben. Jetzt aber kommt er an diesem Freitag endlich nach München. Der Titel der Show verspricht: „No More Sorrow“ („Kein Leid mehr“). Den Support spielt Luna.
Trettmann, „No More Sorrow“, Freitag, 20. Dezember, Beginn: 20 Uhr, Zenith, Lilienthalallee 29