Transit-Streit zwischen Bayern und Tirol:Schlechte Verlierer mit lächerlichen Grenzkontrollen

Transit-Streit zwischen Bayern und Tirol: Den Österreichern reicht's mit dem Transitverkehr - und viele Leser haben Verständnis für die neuen Straßensperrungen.

Den Österreichern reicht's mit dem Transitverkehr - und viele Leser haben Verständnis für die neuen Straßensperrungen.

(Foto: Angelika Warmuth/dpa)

SZ-Leser äußern Verständnis für Straßensperrungen. Und sie erinnern an Bayerns ausstehende Hausaufgaben zum Brenner-Basis-Tunnel

"Aufstand im Transit-Land" vom 22./23. Juni und "Scheuer plant Klage gegen Österreich" vom 25. Juni:

Gleise zum Brenner-Basistunnel

Bravo, Herr Scheuer! Endlich einmal ein deutscher Minister, der mit der Faust auf den Tisch haut und sich von diesen windigen Österreichern nichts gefallen lässt! Wollen die doch tatsächlich ihre Land- und Dorfstraßen für den Durchgangsverkehr aus Deutschland sperren! Die Frage ist nur, verehrter Herr Bundesverkehrsminister, ob dieser "zutiefst diskriminierende" Akt durch ein bürokratisches Gerichtsverfahren zu korrigieren ist. Schließlich stehen an den kommenden Wochenenden zigtausende Fahrzeuge solidester deutscher Produktion bereit, vom Porsche bis zum SUV, vom Daimler bis zum BMW, sich die freie Fahrt auf den Tiroler Landstraßen, durch die verschlafenen Inntal-Dörfer zu erzwingen. Sollen doch die Tiroler Dorfdeppen die Fenster schließen und daheim bleiben, sollen sie sich doch Ohrstöpsel und Atemmasken besorgen, ihre Einkäufe um Mitternacht erledigen und ihre Arztbesuche in den November verschieben!

Dann werden sie vielleicht doch noch lernen, was es heißt, Nachbar des weltgrößten Autolandes sein zu dürfen. Bringen Sie es ihnen bei, Herr Bundesverkehrsminister! Wenn die das endlich kapiert haben, könnten Sie, Herr Scheuer, sich vielleicht auch einmal ein Stündchen um die Zufahrt zum Brenner-Basistunnel kümmern. Dr. Hans Eckart Rübesamen, München

Ärgerlicher Grenzstau

Es ist doch unglaublich. Da sorgt die CSU auf Landes- und Bundesebene seit Jahren unter Missachtung aller Schengen-Regeln für massive Staus in Österreich (und auf der A3 sogar in Deutschland), und wenn sich jetzt die Österreicher mal revanchieren, meckert ausgerechnet der Verkehrsminister aus der CSU. Absolut inakzeptabel sind zunächst einmal die deutschen Grenzkontrollen an den Grenzen zu Österreich - und sie sind zudem völlig lächerlich. Das ist so, als würden wir Sicherheitskontrollen ausschließlich an den Flughäfen Frankfurt, München und Düsseldorf durchführen - an den anderen wird sich schon kein Terrorist blicken lassen. Fast alle Grenzübergänge von Österreich nach Deutschland sind frei. Nur dort, wo sie maximales Chaos anrichten kann, lässt die CSU kontrollieren. Simbach, Burghausen, Laufen, Berchtesgaden -- wenn irgendein Schlepper irgendwen illegal über die Grenze bringen will, wird er sicher nicht die Autobahn nehmen und ebenso sicher nicht entdeckt werden.

Es wird Zeit, dass die CSU sich mal wieder Gedanken über die europäische Idee macht und aufhört, den Wählern vorzugaukeln, die Negierung dieser Idee diene der Sicherheit. Thomas Hertel, Hengersberg

Österreichische Notwehr

Nichtsahnend, was mich Samstag nach Pfingsten auf dem Rückweg vom kleinen Dorf Zirl nach Innsbruck erwartet, starte ich, um die zehn Kilometer normalerweise in wenigen Minuten zurückzulegen. Aber was passiert? Nach einigen Kilometern ist Schluss mit lustig. Auf beiden Einfallstraßen nach Innsbruck befindet sich eine stockende Blechkarawane, Navi sei Dank. Da auf den Autobahnen wegen kilometerlangen Staus rund um Innsbruck nichts mehr geht, weichen etliche Schlaumeier auf kleine und kleinste Straßen aus. Ein neues Krebsgeschwür dank Navi. Im Außerfern, (nicht nur) im Winter, wo Touristinnen und Touristen sogar Bauernhöfe und Sackgassen verstopfen. Eine unheimliche Entwicklung, die lawinenartig auch kleinste Käffer mitsamt ihren Bewohnern überrollt. Und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Ein großes, unvernünftiges Irrenhaus. Endlich greift Tirol zu einer Gegenmaßnahme. Wer in Zeiten der Klimaveränderung und bei all dem Wissen weiterhin mit Caravan, SUV et cetera den Kohlendioxid-Anstieg forciert, sollte bitte brav auf der Autobahn bleiben. Pech bei 30 Grad Celsius und plärrenden Kindern.

Liebe Touristen, das Verbot ist beileibe keine Schikane, wie der bayerische Verkehrsminister Reichhart das Problem dreist klein zu reden versucht. Nein, es ist Gegenwehr zum Selbstschutz der dort lebenden Bevölkerung. Wie wär's, das nächste Mal ganz entspannt mit Bus oder Bahn, oder in Balkonien? Sylvia Dürr, Innsbruck

CSU ist "problemfremd"

Mit erneutem Dank für Ihre gewohnt informative und umsichtige Berichterstattung und Kommentierung - diesmal zur partiellen Sperre im Österreich-Transit - erkläre ich meine Solidarität mit den geplagten Anwohnern an den nun für den Durchgangsverkehr gesperrten Schleichwegen durch die Dörfer. Tirol handelt da in purer Notwehr! Ich teile die Feststellung des Landeshauptmanns, dass diese Entscheidung gerichtsfest ist. Die Reaktion der bayerischen Landesregierung könnte problemfremder nicht sein. Typisch. Wolfgang Heinz, Bad Krozingen

Mutige Entscheidung in Tirol

Ich freue mich so sehr über diese Entscheidung Tirols. Was nützt das ganze Friday-for-Future-Getue, wenn nicht gehandelt wird. Vielleicht fangen die Menschen endlich mal an zu denken im Sinne des Gemeinwohls. Unser bayrischer Verkehrsminister Reichhart ist vielleicht noch zu jung, um soweit denken zu können, freundlich ausgedrückt. Wir brauchen in Zukunft noch viel mehr solche mutigen menschenfreundlichen Entscheidungen. Das ist keine Schikane, sondern wirklich Notwehr. Traurig genug, dass man zu solchen Maßnahmen greifen muss. Gabriele Kapohl, Dachau

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