Neuer Trambetriebshof:Strengste Standards beim Schallschutz

Neuer Trambetriebshof: Schon jetzt an der Kapazitätsgrenze: Das bestehende Trambahn-Areal an der Ständlerstraße in Ramersdorf ist zu klein.

Schon jetzt an der Kapazitätsgrenze: Das bestehende Trambahn-Areal an der Ständlerstraße in Ramersdorf ist zu klein.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Projektleiter für den neuen Trambetriebshof an der Ständlerstraße erläutert bei einer Info-Veranstaltung im MVG-Museum die Planungen. Bald soll das Genehmigungsverfahren beginnen.

Von Patrik Stäbler

Um 4 Uhr morgens erwacht der Trambetriebshof an der Ständlerstraße zum Leben. Eine erste Straßenbahn knipst ihre Lichter an, fährt los, macht eine Schleife um die denkmalgeschützte Montagehalle und ist im nächsten Moment aus dem Blickfeld verschwunden. Kurz darauf folgt die nächste Tram. Dann noch eine. Und wieder eine.

Binnen vier Stunden rücken insgesamt 86 Straßenbahnen aus, ehe sie abends von 19 Uhr an in entgegengesetzter Richtung zu den Abstellanlagen heimkehren. Dieses Kommen und Gehen ist freilich noch ferne Zukunftsmusik und an diesem Abend bloß in Form einer Simulation auf der Leinwand zu sehen. Im Jahr 2035 soll dies jedoch Wirklichkeit sein, so der Plan der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Sie will auf dem zehn Hektar großen Areal zwischen Ständler- und Lauensteinstraße einen neuen Trambetriebshof samt Abstellmöglichkeiten für 100 Straßenbahnen errichten - bis 2030, für geschätzte 450 Millionen Euro.

Wie das konkret vonstatten gehen soll, erläutert Andreas Lindner an diesem Tag bei zwei Informationsveranstaltungen im MVG-Museum. Der Österreicher ist Projektleiter für den Neubau - ein für Außenstehende wenig beneidenswerter Job in Zeiten, in denen große Verkehrsvorhaben auch in Bayern gerne mal mit Zeit- und Kostenplan ringen. Doch zumindest an diesem Tag strahlt Lindner eine Seelenruhe aus. "Ich bin das Gesicht dieses Projekts", sagt er den 100 Interessierten, die zu den Veranstaltungen erschienen sind. Und direkt nach seinem Vortrag geht Andreas Lindner zielgerade auf den Infostand zum Thema Schallschutz zu - also dorthin, wo mit den kritischsten Nachfragen der Anwohner zu rechnen ist.

Neuer Trambetriebshof: Gesamtprojektleiter Andreas Lindner erläutert gut 100 interessierten Bürgern die Planungen. Der neue Betriebshof soll Platz für 100 Straßenbahnen haben.

Gesamtprojektleiter Andreas Lindner erläutert gut 100 interessierten Bürgern die Planungen. Der neue Betriebshof soll Platz für 100 Straßenbahnen haben.

(Foto: Stephan Rumpf)

"Die Kernaussage dieser Veranstaltung ist: Der Betriebshof wird kommen", betont der Projektleiter. Schließlich wäre der Bedarf an Abstellplätzen und Werkstätten angesichts der städtischen Ausbaupläne von Tramnetz und Straßenbahnflotte ohne einen solchen Neubau nicht zu decken. Die Planung für den Trambetriebshof sei "so gut wie fertig", sagt Lindner. Nun wolle man alsbald ins Genehmigungsverfahren einsteigen.

Bereits begonnen hat im Süden des Geländes der Rückbau der Sportanlagen, einst Heimat des SV Stadtwerke München. Diese Arbeiten werden bis April andauern; parallel dazu sind weitere Vorbereitungsmaßnahmen wie die Bodensanierung und Baumfällungen geplant. Mitte 2024, so das Ziel, soll es dann mit den Neubauten losgehen. Und schon ein Jahr später sei die erste "Teilinbetriebnahme" geplant, sagt Andreas Lindner. Sprich: Dann sollen 25 Parkplätze für Straßenbahnen genutzt werden können, ehe in den Folgejahren weitere Abstellanlagen, Werkstätten und Lager entstehen.

Neuer Trambetriebshof: Beim Thema Schallschutz ist mit den kritischsten Nachfragen zu rechnen.

Beim Thema Schallschutz ist mit den kritischsten Nachfragen zu rechnen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Noch vor dem Baubeginn, das versichert Andreas Lindner den Anwohnerinnen und Anwohnern am Infostand, werden die vier Lärmschutzwände errichtet. Überdies soll die nördliche Gleiskurve, auf der die Fahrzeuge morgens ausrücken, eingehaust werden. Der Projektleiter spricht beim Thema Schallschutz von "strengsten Standards", die man einhalten werde - schließlich grenze das Gelände im Osten und Süden an reine Wohngebiete.

Auf einen umfassenden Schallschutz hat auch der Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach (BA) stets gepocht. Dessen Vorsitzender Thomas Kauer (CSU) konstatierte unlängst zufrieden, dass die geplanten Maßnahmen "markant" ausfallen würden. Auch eine weitere Forderung des BA hat inzwischen Gehör gefunden. So wird die Zufahrt zum Trambetriebshof von der Aschauer Straße in die Ständlerstraße verlegt. Hierzu sollen ab der Endhaltestelle Schwanseestraße neue Gleise verlegt werden. "Von der Betriebssicherheit her ist das die beste Lösung", erklärt Lindner.

Für Autos und Lastwagen wird unterdessen eine neue Zufahrt zum Trambetriebshof am nördlichen Ende der Traunreuter Straße angelegt. Insgesamt habe man versucht, den Großteil des Verkehrs im Westen des Areals abzuwickeln, sagt der Projektleiter. Im Süden werde der bestehende Grünstreifen an der Lauensteinstraße erhalten bleiben und in Richtung Trambetriebshofsgelände zu einem Park erweitert.

Dessen Gestaltung soll bei einem Workshop mit Anwohnerinnen und Anwohnern im Dezember im Vordergrund stehen. Ab Januar seien dann regelmäßige Bürgersprechstunden im MVG-Museum geplant. Überdies können Stellungnahmen zu dem Projekt im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens abgegeben werden. Schon in wenigen Wochen sollen die Pläne öffentlich ausgelegt werden.

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