Tragikomödie:Schubst den Nachwuchs aus dem Nest

Lesezeit: 1 min

Pete Davidson wandelt in "The King of Staten Island" zwischen Realität und Fiktion. Die neue Komödie von Judd Apatow beleuchtet einen hinreißend komischen und emotionalen Seelenheilungsprozess.

Von Anke Sterneborg

Unzählige Teens und Twens haben alles daran gesetzt, so schnell wie möglich aus der Stadtrandprovinz von Staten Island zu flüchten. Der 24-jährige Scott Carlin hat nichts dergleichen vor. Ganz im Gegenteil, er versichert seiner Mutter, dass er sie niemals so schnöde verlassen werde wie es seine jüngere Schwester gerade tut - er werde immer bei ihr bleiben. Klarer Fall von Nesthockersyndrom: In seiner neuen Komödie verarbeitet Judd Apatow ( Beim ersten Mal, Immer Ärger mit 40) das Leben des Stand-up-Komikers Pete Davidson, der in The King of Staten Island nicht nur Co-Autor ist, sondern auch Hauptdarsteller. Auf einem schmalen Grat zwischen Realität und Fiktion spielt er durch, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er den Schmerz über den frühen Tod des Feuerwehrmann-Vaters nicht auf Comedy-Bühnen abreagieren hätte können.

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Anders als er selbst steckt seine Filmversion fest, träumt vom eigenen "Tattoo-Restaurant" und macht ansonsten das, was alle Apatow-Helden am wahrhaftigsten beherrschen: mit Kumpels rumhängen, albern und kiffen. Spätestens wenn Scott zuhause rausfliegt und in seiner Not keine bessere Idee hat, als den neuen Freund seiner Mutter in der Feuerwehrwache um Hilfe zu bitten, beginnt ein hinreißend komischer und emotionaler Seelenheilungsprozess. Während die Feuerwehrleute zur Ersatzfamilie zusammenwachsen, beginnt eine posthume, zärtliche, aber gar nicht sentimentale Annäherung zwischen Vater und Sohn. Das fiktive Konstrukt des Films ist mit vielen Verbindungen zur Wirklichkeit durchwirkt. So hat Davidsons Mutter, die im Film von Marisa Tomei gespielt wird, einen Cameo-Auftritt und Steve Buscemi, der einen väterlichen Freund in der Polizeiwache verkörpert, hat im realen Leben als Feuerwehrmann in den Trümmern des World Trade Center ausgeholfen, wo wiederum Davidsons Vater sein Leben gelassen hat.

The King of Staten Island , Regie: Judd Apatow

© SZ vom 30.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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