Süddeutsche Zeitung

Trachtenvogl:Frühstücken in bester Lage

Wo früher vor allem Bier getrunken wurde, gibt es heute eine solide Frühstücksauswahl: im "Trachtenvogl" beim Gärtnerplatz. Man sitzt gemütlich - und kann danach Shoppen oder an die Isar.

Von Elisa Britzelmeier

Mensch, war das abends früher schön hier. Gedämpftes Licht, gemütliche Sofas, immer was los. Es gab Tegernseer aus Flaschen, auch zum Mitnehmen, mit raus auf den Gärtnerplatz, und immer stand ein nettes Grüppchen draußen auf dem Gehsteig. So war er einmal, der Trachtenvogl. Dann wurden die netten Grüppchen und die Biere zum Mitnehmen ein Problem, vor allem für die Anwohner. Die Betreiber konzentrieren sich inzwischen lieber aufs Essen als aufs Trinken, und seit ein paar Jahren ist abends um 22 Uhr Schluss.

Viel ist gejammert worden darüber, dass aus der Bar ein Kaffee-und-Kuchen-Café wurde, verständlicherweise. Aber: Der Trachtenvogl ist auch als Café - und vor allem als Frühstückscafé - nett. Wenn man den Abschiedsschmerz und den Gedanken an früher einmal weggeschoben hat, merkt man erst: Die gemütlichen Sofas sind geblieben, die Geweihe und alpenländischen Gemälde, die Kuckucksuhr, die Tische aus Omas Küche auch, sogar eine Eckbank gibt es.

Und dann ist da die Lage, Reichenbachstraße, gleich neben dem Gärtnerplatz - da ist es nicht nur abends schön, sondern auch morgens. Ans Wochenend-Frühstück lässt sich eine Schlendertour durch die Läden des Viertels dranhängen oder ein Spaziergang die Isar entlang. Und auch Marienplatz und Sendlinger Tor sind nah, für alle, die sich samstags ins Chaos wagen.

Was gibt es da und was kostet das?

Beim Frühstück findet sich eine solide Auswahl - vom kleinen Frühstück mit Croissant, Marmelade und Joghurt (4,90) über das Weißwurstfrühstück (6,60) bis zum "schicken Frühstück" mit Räucherlachs (14 Euro). Das "gesunde Frühstück" (9 Euro) ist hübsch angerichtet, neben dem Joghurt mit Früchten (alternativ: Birchermüsli) gibt es genug frische Tomaten und Gurken und so viel Frisch- und Bergkäse, dass man gar nicht mehr weiß, auf welches Brot dann noch der Honig soll. Nur der Orangensaft könnte ein bisschen größer ausfallen - man kann sich aber auch die große Version extra bestellen (4,80). Die Rühreier (ab 4,90) sind mit Muskatnuss gewürzt, das muss man mögen, schmeckt dann aber fein. Der Cappuccino (2,80 Euro) besteht den Keks-Test: Legt man die mitservierten Amarettini auf den Milchschaum, gehen sie nicht unter.

Gegen Mittag schreibt die nette Kellnerin die Tagesgerichte an die Tafel, und gegrillte Sandwiches gibt es den ganzen Tag über. Wer nachmittags kommt, sollte die heiße Schokolade probieren - die gibt es hier nämlich in zahlreichen Geschmacksrichtungen von Orange-Zimt bis Pfeffer (3,70 Euro).

Wer geht da hin?

Nicht nur Nachbarn aus dem Gärtnerplatzviertel, und nicht nur die, die hier früher schon auf ein Bier waren, aber eindeutig alle, die Möbel vom Flohmarkt mögen. Sehr sympathisch: Reservieren ist nicht möglich. Also sollte man nicht allzu spät dran sein. Frühstück gibt es von 9 bis 14.30 Uhr.

Wie viel Zeit bringt man mit?

Was draußen liegt, wirkt zwar sehr verlockend - siehe Isar, siehe kleine Läden - , aber drinnen lässt es sich auch lange aushalten. Weggeschickt wird hier niemand so schnell. Mensch, ist das schön hier. Immer noch.

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