Tracht:Der Duft der Tradition

Tracht: Auswahl gibt es wirklich reichlich bei Michaela Klein.

Auswahl gibt es wirklich reichlich bei Michaela Klein.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Krachlederne von Michaela Klein "kriegst du nicht im Internet"

Wenn Michaela Kleins Kunden durch die schmale Tür an der Schellingstraße 81 treten, dann können sie die Tradition riechen. Süßlich-schwer hängt in dem kleinen Geschäft der Duft, den die Lederhosen verströmen. Rechts neben dem Eingang hängt ein Bündel Hosenträger. Daneben, darüber, darunter: Dutzende Krachlederne. Die verkauft Klein hier seit 30 Jahren.

Im August und September herrschte bei ihr Hochkonjunktur, zur Wiesn-Zeit braucht so mancher noch schnell eine Lederhose. Viele Kurzentschlossene, gerade Touristen, kauften ihr Oktoberfest-Outfit aber lieber im Internet, sagt Klein. "Die wollen es günstig." Zu ihr in den Laden kämen eher alteingesessene Münchner, aber auch Leute von weit her, die Wert auf Tradition legten. Schon der Name des Ladens betont das Brauchtum: "Holareidulijö". Die Leute schätzen hier, was sie im Netz vergebens suchen, sagt Klein: ausführliche Beratung von der Fachfrau. Denn sie wollen echte Unikate, keine Ware aus der Massenfertigung. "Wenn du hierher kommst, dann erklären wir dir alles, was du wissen willst", sagt Klein. Wo wurde diese Hose genäht? Von wem? Welche Knöpfe wurden verwendet? Wie alt ist das Stück?

Klein verkauft Lederhosen, die eine Geschichte haben, das betont sie. Die älteste, die derzeit hier hängt, wurde 1880 gefertigt. Ein Sammlerstück. "So etwas kriegst du nicht im Internet", sagt Klein. Was man dort kriege, sei vor allem eins: Schund. "Ich habe allein in diesem Jahr schon drei Kunden gehabt, die zu mir kamen, weil man sie beim Onlinekauf betrogen hatte." Günstiges Ziegenleder sei als Hirsch verkauft worden, die Qualität schlecht. Klein stellt den enttäuschten Internet-Kunden dann eine schriftliche Expertise aus, mit der sie das Geld für die Billig-Lederhose zurückfordern können. Und wenn sie wollen, kaufen sie bei Klein gleich eine neue. Da kommt ein weiterer Grund ins Spiel, aus dem Klein vom Lederhosen-Verkauf im Netz nicht viel hält: "Eine Lederhose sollte schon passen. Das ist ja schließlich etwas ganz Besonderes", sagt sie.

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