Touristen:Elf Überraschungen, die Amerikaner beim Oktoberfest erleben

Oktoberfest 2017

Ein als Captain America kostümierter Wiesnbesucher aus den USA

(Foto: dpa)

Zeltschluss? Halloween-Verkleidungen sind kein Dirndl? Unsere amerikanische Autorin erklärt, was sie und ihre Landsleute auf der Wiesn verwirrt.

Von Shara Tibken

Das Oktoberfest ist eines dieser Feste, die wir Amerikaner uns zu eigen gemacht haben, wie den St. Patrick's Day, den Cinco de Mayo oder so ziemlich alle anderen Gelegenheiten, um zu trinken. Eines der besten Oktoberfeste der USA, in Cincinnati, Ohio, wirbt damit, dass Leute dort ihre Dackel als Hot Dogs verkleiden. Auf dem Oktoberfest in Bear Mountain, New York, gibt es Piroggen. Keiner scheint sich wirklich daran zu stören, dass das kein deutsches Gericht ist. Hauptsache, es schmeckt.

So gut wie jeder in den USA kennt das Oktoberfest - und doch gibt es so viel, was wir nicht wissen. Diese Dinge verwirren die meisten Amerikaner, wenn es um die Wiesn geht:

1. Der Moment - Oktoberfest ist im September?

Die größte Überraschung? Dass das Oktoberfest tatsächlich im September stattfindet. Das liegt natürlich am Namen (wer kommt schon auf die Idee, dass ein Event, das Oktoberfest heißt, nicht im Oktober sein könnte?).

Und es liegt an den vielen Oktoberfest-Kopien überall in den USA. Die finden natürlich alle im Oktober statt. Das schon erwähnte Bear Mountain Festival fängt Ende September an und dauert bis Anfang November, viel länger als das echte Oktoberfest also.

2. Der Name

Jeder kennt das Fest als Oktoberfest. Erwähnt man einem beliebigen US-Amerikaner gegenüber das Wort Wiesn, wird er einen anschauen, als wäre man verrückt. Dass es für die meisten Wiesn heißt, findet viele nicht einmal raus, wenn sie längst dort waren.

3. Wie, Zeltschluss?

Noch ein Grund zur Verwirrung: Die meisten Amerikaner denken nicht nur, dass das Oktoberfest im Oktober ist, sondern auch, dass die Party die ganze Nacht andauert. Und erwarten nicht, dass die Zelte um 22.30 Uhr schließen.

4. Das Trinkgeld

Jetzt wird's kompliziert. In den USA gibt man normalerweise 10 bis 20 Prozent Trinkgeld beim Essen und in Bars ein bis zwei Dollar pro Drink. In Großstädten wie New York oder San Francisco kann es sogar nochmal mehr sein. Immer sagt man Amerikanern, dass man in Europa kein Trinkgeld gibt. Wie sich dann herausstellt, stimmt das für Deutschland gar nicht - und vor allem nicht für die Wiesn.

5. Das Bargeld

Im Lonely Planet steht, dass man auf dem Oktoberfest nicht mit Bargeld zahlen kann, sondern spezielle Wertmarken oder Chips verwenden muss. Wahr ist: Man muss Bargeld dabei haben. Amerikaner sind es auch gewöhnt, alles mit Kreditkarten zahlen zu können. Dass das in Deutschland gefühlt so gut wie nirgendwo geht, kann für manche ziemlich schockierend sein.

6. Der Bierpreis

Bierpreise auf dem Oktoberfest sind ein Riesenthema in Deutschland, aber in den USA sind wir es gewöhnt, ein Vermögen für Bier zu zahlen, zumindest an den Küsten. Elf Euro für einen ganzen Liter Bier kommt uns ziemlich billig vor - bis wir mal in einen richtigen Biergarten in der Münchner Innenstadt gehen und nur sieben oder acht Euro zahlen. DAS ist mal richtig billig! Achja, und die meisten denken ohnehin, man müsste Eintritt zahlen, um überhaupt auf das Oktoberfest-Gelände zu kommen.

7. Die Reservierungen

Viele Amerikaner wissen nicht, dass man auf dem Oktoberfest reservieren kann, ja oft sogar muss. In den USA denken die meisten, man läuft einfach in so ein Zelt und bestellt Bier, fertig. Sollten wir dann doch mal merken, dass eine Reservierung ein gute Idee wäre, ist es meistens zu spät.

8. Überall Dirndl

Wirklich so gut wie jeder trägt ein Dirndl oder Lederhosen. Dass auch so viele Amerikanerinnen und andere Touristinnen Dirndl tragen, dürfte die meisten überraschen. Das Problem ist, dass "Dirndl" in den USA meistens Halloween-Verkleidungen sind und um einiges schlüpfriger aussehen als das, was echte Bayern tragen.

9. Lebkuchenherzen

Was Lebkuchenherzen sind, dürften die wenigsten wissen. Im Internet findet man Blogs, die einem das Ganze erklären, aber dann stehen auf den meisten Sätze, die Google Translate nicht übersetzen kann. Und gibt es Menschen, die sie tatsächlich essen?

10. Ein Familienfest

Das Oktoberfest ist für Amerikaner einfach eine große Bierparty. Dass auch Familien hingehen und dass es einen großen Bereich mit Fahrgeschäften gibt, wissen die wenigsten. Der Anblick eines kleinen Jungens im Bierzelt kann manche dann ziemlich schockieren. Dass man Bereiche wie die Oide Wiesn findet oder ein Weinzelt neben all dem Bier? Nie gehört.

11. Die Größe

Das Oktoberfest ist zugleich kleiner und größer als viele glauben mögen. Kleiner, weil alles relativ nah beieinander ist und man alles laufen kann. Größer, weil die Zelte selbst enorm sind. Sie sind nicht wie Zirkuszelte, eigentlich gar keine Zelte, sondern wuchtige Gebilde.

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