Tourismus:Weniger Übernachtungen

Tourismus: Asiaten im größten Renaissancesaal nördlich der Alpen: Die Residenz kann einen neuen Besucherrekord verzeichnen - entgegen dem Trend.

Asiaten im größten Renaissancesaal nördlich der Alpen: Die Residenz kann einen neuen Besucherrekord verzeichnen - entgegen dem Trend.

(Foto: Stephan Rumpf)

Terrorangst und Wechselkurse: Die Münchner Tourismusbilanz rutscht ins Minus. Dass es nicht schlimmer kommt, liegt an vielen Städtereisenden aus dem Inland

Von Dominik Hutter

Eine Reise ins schöne München - das ist nach dem Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum und ganz allgemein in Zeiten der Terrorangst für weniger Leute eine Option als in den erfolgsverwöhnten Jahren zuvor. Immerhin: Nach einem heftigen Einbruch im Hochsommer haben sich die Zahlen in den vergangenen Monaten wieder erholt, so dass die Tourismusbilanz insgesamt nur ganz leicht ins Minus gerutscht ist. 14 Millionen Übernachtungen verzeichneten 2016 die Hotels, Pensionen und Hostels der Stadt, 0,1 Prozent weniger als 2015. Dass München noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen ist, ist vor allem den Städtereisenden aus dem Inland zu verdanken, die trotz der unguten Lage in höherer Zahl kamen als im Jahr zuvor. Gäste aus dem Ausland zeigen sich deutlich sensibler für Gefahren, die Zahl ihrer Übernachtungen sank um vier Prozent auf 6,7 Millionen.

"Die weltpolitische Wirklichkeit macht vor unserer Stadt nicht halt", analysiert der für Tourismus zuständige Bürgermeister Josef Schmid (CSU). "Nachrichten von Anschlägen beeinflussen die Urlaubsentscheidung". Allerdings sei es nicht die Terrorangst allein, die manchen Reisewilligen von der Tour an die Isar abhält. In vielen Ländern ist die wirtschaftliche Situation nicht allzu rosig, das beeinflusst die Reiseentscheidung ganz erheblich. Zumal für viele Ausländer auch noch die Wechselkurse ungünstig sind. Beispiel Großbritannien: In dem Noch-EU-Staat ist der Kurs des Pfundes nach der Brexit-Entscheidung kräftig abgesackt, das macht Hotels und Restaurant in good old Munich zu einem kostspieligen Vergnügen. 504 171 Übernachtungen haben sich die Insulaner 2016 gegönnt, 4,9 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Das allerdings ist noch gar nichts gegen die München-Verweigerung der Italiener, bei denen das Minus fast zwölf Prozent beträgt: von stolzen 564 300 auf nunmehr nur noch 496 000 Hotelnächte. Auch bei den Arabern aus den Golfstaaten, die bevorzugt im Sommer kommen, verzeichnen die Statistiker einen Rückgang von 13,5 Prozent. Allerdings betrifft dies nur die Zahl der Übernachtungen. Die Besucherzahl schrumpfte lediglich um 2,7 Prozent. Die Leute kommen also trotzdem, bleiben aber kürzer.

Die größte Besuchergemeinde aus dem Ausland, die US-Amerikaner, wurde um 1,7 Prozent kleiner - bei den Ankünften wie bei den Übernachtungen. Nach Erkenntnissen des Tourismusamts hat die beliebte Reiseroute München-Wien-Paris in Übersee an Attraktivität eingebüßt. Inzwischen tourt man durch Skandinavien. Noch immer aber haben 378 500 Amerikaner 835 150 Hotel-Übernachtungen in München absolviert. In Asien haben die Ereignisse des Sommers nur kurzzeitig Irritationen ausgelöst, dann kehrte das München-Interesse zurück. Bei den Chinesen stieg die Zahl der Übernachtungen um 3,2 Prozent, Gäste aus Südostasien sorgten gar für ein Plus von 10,3 Prozent.

Dies alles spiegelt sich auch in der Besucherstatistik der Schlösser- und Seenverwaltung wieder (die freilich auch die Münchner selbst umfasst). Die entsprechende Pressemitteilung von Finanzminister Markus Söder (CSU) liest sich zwar wie eine Erfolgsbilanz. Tatsächlich aber geht es in ganz Bayern bergab. Auch München macht da keine Ausnahme: Von der Bavaria übers Cuvilliés-Theater bis zum Nymphenburger Schloss und seinen Parkburgen - das Interesse an den staatlichen Sehenswürdigkeiten ist rückläufig. Nur das in München gerne unterschätzte Residenzmuseum kann mit 328 000 Besuchern einen neuen Rekord vorweisen - und das, obwohl der Königsbau seit Jahren wegen Renovierung geschlossen ist. Im kommenden Jahr soll dort eine große Porzellanausstellung gezeigt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: