Tourismus:München - Stadt der aberwitzigen Hotelpreise

Tourismus: Wer in diesem Bett einschlafen will, darf nicht knauserig sein. Gut 18 000 Euro kostet die Royal Ludwig Suite im Hotel Vier Jahreszeiten.

Wer in diesem Bett einschlafen will, darf nicht knauserig sein. Gut 18 000 Euro kostet die Royal Ludwig Suite im Hotel Vier Jahreszeiten.

(Foto: Kempinski Hotels)
  • Im vergangenen Jahr eröffneten acht neue Hotels der beiden oberen Kategorien in der Stadt.
  • Anfang 2023 soll in der ehemaligen Staatsbank an der Kardinal-Faulhaber-Straße mit dem Rosewood Munich das teuerste Hotel der Stadt entstehen, Kategorie: "5 Sterne ultra luxury".
  • Manche Luxushotels verzichten aber auf die Sterne-Klassifizierung - mit Blick auf die Regeln für Geschäftsreisende.

Von Franz Kotteder

Schlappe 15 000 Euro für eine Übernachtung: die neue Penthouse-Garden-Suite im Hotel Bayerischer Hof ist die jüngste Errungenschaft im Bereich der Münchner Luxushotellerie. Hoteleigentümerin Innegrit Volkhardt wirkt selbst ein bisschen überrascht, dass die Unterkunft so begehrt ist. "Dabei ist das noch gar nicht mal die teuerste Suite in München", sagt sie. Stimmt.

Die Royal Ludwig Suite im Hotel Vier Jahreszeiten kostet gut 18 000 Euro pro Nacht, dafür hat man aber auch mehr als 200 Quadratmeter zur Verfügung. Wer sparen muss, nimmt vielleicht lieber die etwa gleich große Monforte Royal Suite im Luxushotel The Charles an der Sophienstraße, sie kostet nämlich nur an die 16 000 Euro.

Eigentlich möchte man meinen, derartige Fantasiepreise, die einem Normalverdiener völlig aberwitzig erscheinen müssen, könnten sich nur sehr, sehr wenige Münchenbesucher leisten und der Markt sei da schnell gesättigt. Ist aber offenbar nicht so. Im vergangenen Jahr eröffneten nicht weniger als acht neue Hotels der beiden oberen Kategorien in der Stadt, vom Ruby Lilly am Stiglmaierplatz bis zum Royal Bavarian am Hauptbahnhof.

Die Investoren schrecken mittlerweile auch vor Standorten nicht mehr zurück, die man früher keineswegs als luxuriös betrachtet hätte. So befindet sich das neue Roomers mit seinen 281 Zimmern an der Landsberger Straße zwischen Hacker- und Donnersbergerbrücke. Und das neue Hyperion Bogenhausener Tor in den Bavarian Towers am Vogelweideplatz besetzt mit seinen 341 Zimmern ein Areal, das der frühere Oberbürgermeister Christian Ude in einem anderen Zusammenhang mal als "städtebauliches Wildschweingehege" bezeichnet hat.

Allein in diesem Jahr sollen in München laut einer Erhebung der Hotelberatungsgesellschaft Christie & Co. 3792 neue Hotelzimmer entstehen. Darunter sind wieder einige Häuser der oberen Klasse, etwa das erste Luxushotel der Hyatt-Gruppe in München überhaupt, das Hyatt Andaz Munich an der Leopoldstraße mit 276 Zimmern, das Holiday Inn an der Neumarkter Straße (118 Zimmer, 4 Sterne), das Leonardo an der Hofmann-/Zielstattstraße (225 Zimmer, 4 Sterne) und das Hilton Garden Inn an der Landsberger Straße (127 Zimmer, 4 Sterne).

Das geht allem Anschein nach in den kommenden Jahren so weiter, und Anfang 2023 soll dann in der ehemaligen Staatsbank an der Kardinal-Faulhaber-Straße mit dem Rosewood Munich das teuerste Hotel der Stadt entstehen, mit 86 Zimmern und 46 Suiten. Konzernchef Radha Arora aus Dallas sagt: "Das wird ein Haus der Kategorie 5-Sterne ultra luxury."

Hat in der Stadt ja auch noch gefehlt, denn die übliche Klassifizierung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) kennt als oberste Grenze eigentlich nur 5-Sterne Superior. Davon hat München genau fünf Häuser: den Bayerischen Hof, das Vier Jahreszeiten, das Mandarin Oriental, das Sofitel Bayerpost und das The Charles. Fünf Sterne, ohne Superior, kann sonst nur noch das München Palace, das zur Kuffler-Gruppe gehört, vorweisen.

"Ab etwa 100 Zimmern geht es los, dass es rentabel wird"

Die offizielle Klassifizierung der Dehoga ist zwar ein verlässlicher Maßstab, ist aber nicht vorgeschrieben und wird nur auf Antrag des Hotels vergeben. So ist zum Beispiel der Königshof, unbestritten eines der besten Häuser der Stadt, überhaupt nicht klassifiziert. Andere, noch größere Häuser wie das neue Steigenberger Hotel an der Berliner Straße mit seinen 292 Zimmern verzichten ganz bewusst auf die Luxusauszeichnung.

Ihre Kundschaft ist nämlich meist geschäftlich unterwegs und zwar in Branchen mit bestimmten Compliance-Regeln. Da gibt es zum Beispiel den sogenannten "Pharma-Kodex". Das ist eine EU-Verordnung, die Unternehmen aus der Pharma-Branche gerade noch die Bezahlung von Übernachtungen in Vier-Sterne-Häusern, etwa bei Kongressen für Ärzte, zugesteht. Darüber hinaus trifft für die EU der Tatbestand der Bestechung zu. Und deshalb sind große Hotelketten sehr darum bemüht, zwar einerseits Luxus zu bieten, andererseits aber auch ja nicht zu viel davon.

Weil München als "Hauptstadt des Dax" gilt - sieben von 30 im deutschen Leitindex gelistete Unternehmen haben hier ihren Sitz -, und weil viele internationale Leitmessen in München stattfinden, ist der Bedarf an Zimmern der besseren Kategorien unverändert da. Überhaupt lohnt es sich nach wie vor, sein Geld in neuen Hotels anzulegen, selbst im teuren München. Stephan Kippes vom Immobilienverband IVD sagt: "Die Investitionen pro Quadratmeter ergeben immer noch eine bessere Rendite als bei einer normalen Vermietung, solange die Belegung noch einigermaßen stimmt."

Conrad Mayer, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands und selbst Hotelier (Conrad Hotel de Ville), sieht zwar in den hohen Zuwachsraten an Hotelbetten von bis zu 19 Prozent pro Jahr die Gefahr einer Blase. Aber er kann sich auch erklären, warum das Geschäft im Luxussegment immer noch läuft.

"Das Anfangsinvestment ist ja nicht so entscheidend, wenn man mit einem hohen Zimmerpreis arbeiten kann", sagt er. "Wenn man hohe Belegungsraten hat, rechnet sich das dann schnell. Ab etwa 100 Zimmern geht es los, dass es rentabel wird." Privathotels mit individueller Note hätten trotzdem noch eine Chance bei Gästen, die eben diese Individualität schätzten.

Freilich: Privathotels mit individueller Note sind in der Regel keine Bettenburgen, und die Prognosen der Berater von Christie & Co deuten doch eher darauf hin, dass die großen Ketten und Hotelkonzerne weiter auf den Münchner Markt drängen. Die in ihrem "Check up 2017" aufgelisteten Projekte, die von heuer bis Ende 2021 fertiggestellt werden, summieren sich auf gut 8000 neue Betten. Zusätzlich zu den bereits vorhandenen 83 000.

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