Tourismus:Eine Kutschfahrt ohne Pferde

Tourismus: Dominik Staat von den Pedalhelden bietet künftig auch Sightseeing-Touren mit einem E-Fiaker an.

Dominik Staat von den Pedalhelden bietet künftig auch Sightseeing-Touren mit einem E-Fiaker an.

(Foto: Robert Haas)

Die Pedalhelden gehen mit einem elektrisch betriebenen Fiaker an den Start, der vor allem Touristen und Hochzeitspaare ansprechen soll

Von Andreas Schubert

Die New Yorker tun es im Central Park, die Münchner im Englischen Garten. Sich mit der Kutsche durch die Gegend fahren zu lassen, ist vor allem bei Touristen beliebt. In Wien oder Salzburg lassen sich die Besucher gar durchs Zentrum kutschieren. Eine Kölner Firma hat nun eine ganz eigene Interpretation des Fiakers auf den Markt gebracht: den E-Fiaker. Die Kutsche, die statt von einem Pferd von einem Elektro-Schlepper gezogen wird, kommt nun auch auf Münchens Straßen. Die Firma Pedalhelden, die unter anderem für Radlrikschas, Bierbikes und E-Scootertouren bekannt ist, hat sich die Lizenz für die E-Fiaker gesichert.

Die Fahrzeuge sehen tatsächlich aus wie historische Kutschen, fassen sieben Fahrgäste und können sowohl für eine feste Sightseeing-Tour zu Münchner Sehenswürdigkeiten gebucht werden als auch für private Ausfahrten - ganz ohne irgendwo Pferdeäpfel zu hinterlassen. Für die modernen Fiaker gelten dieselben Vorgaben wie für Mietautos, etwa von Uber. Heißt: Die Elektrokutschen dürfen nicht am Straßenrand auf Kunden warten wie Taxis, sondern müssen online angefordert werden; es gilt auch hier die sogenannte Rückkehrpflicht. Dies dürfte freilich all jene, die sich mit einer E-Kutsche durch die Stadt fahren lassen wollen, wenig interessieren. Pedalhelden-Chef Dominic Staat hofft, dass sich nicht nur Touristen für eine Ausfahrt mit dem neuartigen Gefährt, das ganz frisch vom Kreisverwaltungsreferat zugelassen wurde, begeistern. Gerade Hochzeitspaare, meint Staat, könnten sich für die Kutsche interessieren.

Die Elektrokutschen schaffen maximal Tempo 25 und sind nur für die Straßen zugelassen. Weil sie als Kraftfahrzeug gelten, sind Touren durch den Englischen Garten nicht möglich. Die Kutschen haben eine Reichweite von etwa 80 Kilometern und sind für die kürzeste Tour von einer halben Stunde für 79 Euro für Sightseeing-Rundfahrten zu buchen. Wer länger unterwegs sein will, zahlt entsprechend mehr. Teurer wird es auch für die, die sich lieber zu Hause abholen lassen und die Route selbst bestimmen möchten.

Ob so eine Zuckeltour in einem historisierenden E-Auto in der mit Nicht-E-Autos vollen Stadt Spaß bringt, wird der Alltag zeigen. Immerhin sind die Touren abgasfrei. Und auffällig sind die Gefährte mit ihren Speichenrädern allemal. Auffallen zu wollen, ist ja auch irgendwie in der Münchner Mentalität verankert. Insofern könnten die Kutschen durchaus ihr Publikum finden. Oberpedalheld Dominic Staat ist davon überzeugt. Nicht umsonst ist auf dem - bisher einzigen - Münchner E-Fiaker der berühmte Spruch des Kutschers, Rennstallbesitzers und Pferdehändlers Franz Xaver Krenkl verewigt, der einst frecherweise Ludwig I. überholte: "Wer ko, der ko."

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