Tourfinale der Scorpions in München:Aufhören? Niemals!

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Alles hat ein Ende, nur die ... Scorpions nicht. Zum Finale ihrer Farewell-Tour tritt Deutschlands vielleicht erfolgreichste Band in der Münchner Olympiahalle auf. Und Sänger Klaus Meine stellt klar: Ans Aufhören denken die Schmuserocker doch nicht mehr.

Von Lisa Sonnabend

Irgendwie ist es das Allerletzte. Die Scorpions sind auf Farewell-Tournee, Abschiedstour. Drei Jahre lang waren sie unterwegs, haben auf allen fünf Kontinenten der Erde gespielt, in diesem Jahr allein 80 Konzerte. Und nun steht das Finale in München an. Es ist Montagabend, die Hälfte des allerletzten Konzertes der Band ist rum, Klaus Meine steht vorne am Bühnensteg und sagt ins Mikrophon: "Wir bleiben noch ein bisschen zusammen." Abschied? Im Gegenteil. "Wir kommen wieder nach München", verspricht der Sänger. "Immer und immer wieder." Dann stimmt Klaus Meine die Ballade "The Best Is Yet To Come" an.

Das mit der Auflösung haben sich die Mitglieder der Scorpions noch einmal anders überlegt. Oder war das alles von vornherein nur ein Marketing-Gag gewesen? Womöglich um den Verkauf der Tickets für die Tour anzukurbeln? Wer so etwas denkt. Denn nötig hätten das die Scorpions wirklich nicht, sie sind schließlich eine der erfolgreichsten deutschen Bands aller Zeiten. Steigt ein deutscher Tourist, sagen wir zwischen Yogyakarta, Indonesien, und Wladiwostok, tiefstes Russland, ins Taxi, holt der Fahrer sogleich seine Scorpions-CDs aus dem Handschuhfach. Von Kasachstan bis Kalifornien läuft ihre Musik im Radio rauf und runter. Mehr als 100 Millionen Platten respektive CDS haben die Scorpions verkauft, ihr Wikipedia-Eintrag ist auf 57 Sprachen übersetzt.

Farewell-Tour der Scopions
:Einfach weiterrocken

Alles hat ein Ende, nur die Scorpions nicht. Zum Finale ihrer Farewell-Tour tritt die vielleicht erfolgreichste Band Deutschlands in der Münchner Olympiahalle auf - und Sänger Klaus Meine stellt klar: Ans Aufhören denken die Bandmitglieder nun doch gar nicht mehr.

Nur Rammstein kann mittlerweile einen ähnlichen, weltweiten Bekanntheitsgrad vorweisen. Oder Lothar Matthäus. Und in gewisser Weise ergeht es den Scorpions wie dem Rekordnationalspieler: Im Ausland werden sie gottähnlich verehrt, in ihrer Heimat taugen sie für Kalauer und Witzchen. Hierzulande spotten einige, der einzige große Fan ihres weichgespülten Rocks sei der Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Doch das stimmt nicht. Zwar füllen die Scorpions in ihrer Heimat keine Stadien mit 90.000 Fans wie in anderen Ländern der Welt, aber immerhin 14.000 Zuschauer sind an diesem Montag in die Münchner Olympiahalle gekommen. Ausverkauft.

Eigentlich sollte das Konzert bereits im Oktober stattfinden. Doch da bei Bauarbeiten Schäden an der Dachkonstruktion entstanden, musste die Halle für einige Wochen geschlossen werden, der Auftritt der Scorpions wurde ganz ans Ende ihrer Tour gelegt. Gerhard Schröder ist an diesem Abschiedsabend nicht zu sehen, aber dafür Veronica Ferres und Carsten Maschmeyer sowie die Tatort-Kommissare Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec.

Das Konzert beginnt mit einem Knall. Feuerfontänen schießen aus dem Boden, an Pyrotechnik haben die Scorpions nicht gespart. Die Größe der Bühnenbildschirme ist beeindruckend. Und auch die Bühne ist riesig. Schlagzeuger James Kottak thront auf einer Empore im Bühnenhintergrund, damit er nicht zu übersehen ist. Zu überhören ist er erst recht nicht. Klaus Meine, Bassist Pawel Maciwoda, die Gitarristen Rudolf Schenker und Matthias Jabs hetzen von einer Seite zur anderen.

Die Rockposen der Bandmitglieder wirken dabei oft ein wenig übertrieben. Klaus Meine geht mehrmals theatralisch in die Knie und spielt Luftgitarre. Zudem wirft er zig Drumsticks ins Publikum. Doch keinen einzigen hat Schlagzeuger Kottak zuvor benutzt.

Vor fast 50 Jahren gründeten sich die Scorpions in Hannover. Erst spielten sie Coverversionen, darunter viele von den Beatles, doch schon bald verschrieben sie sich ganz dem melodiösen Hardrock. An diesem Rezept haben sie im Laufe der Jahre nicht allzu viel geändert, auch wenn Musiker die Band verließen und neue hinzustießen. Die Scorpions schreiben noch immer eingängige Rocksongs und dazwischen streuen sie ein paar Balladen. "Raised on Rock", "Still Loving You", "Rock You Like A Hurricane" oder "Send Me An Angel" werden alle gespielt auf dem Konzert in München.

Und natürlich auch ihre bekannteste Ballade "Wind of Change", so etwas wie der Soundtrack zum Fall der Berliner Mauer und zum Untergang der Sowjetunion. Als Klaus Meine das Lied zu pfeifen beginnt, lässt er sich eine große Russlandfahne von einem Fan reichen und hängt sie um seine Schultern. Die Stimmung beim Konzert ist gut, die Show unterhaltsam, nur manchmal ein wenig zu pathetisch und zu wenig innovativ.

Bereits an diesem Donnerstag sind die Scorpions wieder in München zu sehen, dann eröffnen sie eine Ausstellung in der Galerie der Bayerischen Landesbank, in der Bandfotografien von Marc Theis gezeigt werden. 2013 soll dann der Dokumentarfilm "Big City Nights" in die Kinos kommen. Und auch für 2014 gibt es bereits Pläne: Die Scorpions wurden gefragt, ob sie zur Eröffnung der Fußball-WM in Brasilien auftreten.

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:Einfach weiterrocken

Alles hat ein Ende, nur die Scorpions nicht. Zum Finale ihrer Farewell-Tour tritt die vielleicht erfolgreichste Band Deutschlands in der Münchner Olympiahalle auf - und Sänger Klaus Meine stellt klar: Ans Aufhören denken die Bandmitglieder nun doch gar nicht mehr.

Gegen Ende des Konzertes in München liefert Kottak ein beeindruckendes Schlagzeug-Solo. Die Empore, auf der er und sein Instrument stehen, wird von den Bühnentechnikern noch ein wenig höher gezogen. Kottak stellt sich mit dem Rücken zum Publikum, zieht sein T-Shirt über den Kopf. Auf seinem Rücken prankt ein Tattoo: "Rock'n'Roll forever."

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