Waffenkontrolle in München:Polizeieinsatz endet tödlich

Waffenkontrolle in München: Polizeieinsatz am Glockenbach: Ein Mann hat sich erschossen.

Polizeieinsatz am Glockenbach: Ein Mann hat sich erschossen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Eigentlich wollten die Beamten nur einen Waffenbesitzer im Glockenbachviertel kontrollieren. Doch als die Polizisten in die versperrte Wohnung eindrangen, fanden sie eine Leiche - und Benzinkanister, die der 32-Jährige offenbar mit einer Leuchtrakete anzünden wollte.

Es sollte nur die Routinekontrolle eines Waffenbesitzers werden, doch die Situation eskalierte: Als die Polizei am Mittwoch die Wohnung eines Mannes im Glockenbachviertel aufbrechen wollte, fand sie einen Toten. Neben ihm standen Kanister mit brennbaren Flüssigkeiten und Zündvorrichtungen, überall lagerten Waffen.

Die Beamten nehmen an, dass es sich bei dem Toten um den 32-jährigen Waffenbesitzer und Wohnungsinhaber handelt. Nach Informationen der SZ schoss er sich in den Kopf. Zuvor hatte der Mann versucht, die Kanister mit einer Leuchtrakete anzuzünden - das misslang.

Rechtsmediziner ermitteln derzeit die genauen Todesumstände und sollen die Identität des Mannes zweifelsfrei klären. Eigentlich vermutete das Kreisverwaltungsreferat (KVR) nur zwei Pistolen in der Wohnung im ersten Stock des Rückgebäudes in der Holzstraße. Nachdem Spezialkräfte der Technischen Sondergruppe des Landeskriminalamts diese aber durchsucht hatten, zeigte sich, dass der 32-Jährige ein ganzes Waffenarsenal besaß: zwei Glock-Pistolen, eine davon mit verlängertem Lauf, mehrere Gotcha- und Schreckschusswaffen, Elektroschocker und Reizgassprühgeräte.

Zudem fanden die Polizisten einen Schutzhelm und eine Schutzweste. Außerdem hortete der Mann zehn Fünf-Liter-Kanister mit einer brennbaren Flüssigkeit. Sieben davon besaßen eine Zündvorrichtung, drei wollte der 32-Jährige offenbar mit einer Leuchtrakete zünden. Wäre das gelungen, hätte er großen Schaden in dem Haus anrichten können.

Mit einem solchen Fund hatten die Behörden nicht gerechnet. Sie überprüften den Mann, weil er seit Herbst 2013 nicht mehr Mitglied in einem Schützenverein ist. Als Sportschütze waren seine Pistolen legal angemeldet. Nach seinem Ausscheiden wollte das KVR die Waffen einziehen.

Spezialeinsatzkommando rammte Türe auf

Auf das Türklingeln am Mittwochmorgen aber reagierte der Mann nicht, weshalb ein Schlüsseldienst gerufen wurde. Dieser traf gegen 8.30 Uhr ein. Auch zwei Polizisten kamen hinzu. Als die Beamten die Tür öffnen wollten, hörten sie ein Zischen und ein Knallen. Sie alarmierten Feuerwehr und Spezialeinsatzkommando (SEK), das die Tür auframmte.

In der verrauchten Wohnung fanden die Beamten die Leiche des Mannes. Die Anwohner waren zuvor in Sicherheit gebracht worden. Einige von ihnen berichteten anschließend von beißendem, weißen Rauch im Treppenhaus. Der Qualm stammte wohl vom Zünden der Leuchtrakete.

Die Kontrolle des Waffenbesitzers aus dem Glockenbachviertel hat eine längere Vorgeschichte. Sein ehemaliger Schützenverein teilte dem KVR im Herbst 2013 mit, dass der 32-Jährige den Verein verlassen habe. Das ist gesetzlich so vorgeschrieben.

Daraufhin schrieb die Behörde den Mann dreimal an: Er sollte erklären, ob er den Waffensport weiterhin ausübe. Tue er das nicht, würde seine Waffenbesitzkarte und damit seine Pistolen eingezogen.

Doch der Mann meldete sich nicht. Wie in solchen Fällen üblich, leitete das KVR ein Verfahren ein. Der Mann wollte aber seine Pistolen weder abgeben noch vernichten lassen. Zumindest reagierte er wieder nicht auf diverse Aufforderungen.

KVR-Mitarbeiter versuchten auch mehrfach, ihn zu Hause anzutreffen - vergeblich. "Daher haben wir uns den Durchsuchungsbefehl geholt", sagt die Sprecherin. Mit einer solchen Eskalation habe niemand gerechnet - der Mann ist bisher noch nicht polizeilich in Erscheinung getreten.

Eine Statistik, wie oft Vereine Austritte ihrer Mitglieder melden, führt die Behörde nicht. Sachbearbeiter schätzen aber, dass das höchsten 60 Mal im Jahr geschehe. Im Jahr 2013 wurden 50 Berechtigungen zum Besitz von Schusswaffen widerrufen.

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