Tote Leitkuh Steffi in Hellabrunn:"Eine Elefantendame hat versucht, Luft in den Rüssel zu pusten"

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Die Pfleger gaben der Elefantenherde nach dem Tod der Leitkuh Steffi Zeit, sich zu verabschieden. Pläne, die Herde zu erweitern, gibt es aber bereits.

Interview von Jacqueline Lang

Am vergangenen Mittwoch ist die Elefantenkuh Steffi im Tierpark Hellabrunn im Alter von 52 Jahren eingeschläfert worden. Was aus dem Kadaver des Tieres wird und wie die übrigen Tiere in der Herde reagieren, erzählt die Pressesprecherin des Tierparks Hellabrunn Lisa Reininger im Interview.

SZ: Kann man davon sprechen, dass Elefanten um ein verstorbenes Herdenmitglied trauern?

Lisa Reininger: Sie nehmen das auf jeden Fall wahr, wenn es einem Herdenmitglied schlechter geht, und sie haben auch wahrgenommen, dass Steffi nun tot ist. Die zoologischen Kollegen haben erzählt, dass die Elefanten, die sich im Außengehege befanden, sehr andächtig ins Haus gegangen sind und mucksmäuschenstill waren. Anfangs waren sie auch sehr vorsichtig und haben sich um Steffi rumgestellt, haben sie mit dem Rüssel gestreichelt. Eine Elefantendame hat versucht, Luft in den Rüssel zu pusten, und die andere hat die Ohren hochgehoben. Aber nach einer gewissen Zeit war es auch genug und die Elefanten sind wieder rausgegangen. Heute, also einen Tag später, hat man auch nicht mehr das Gefühl, dass sie traurig sind. Aber es ist eben auch was anderes als bei Eisbären. Die kümmern sich als Einzelgänger nicht so um Artgenossen wie soziale Tierarten.

Heißt das, Elefanten trauern und Eisbären nicht?

Im April vergangenen Jahres ist das Eisbärmännchen gestorben und da kam auch die Frage auf, wie Kind und Weibchen darauf reagieren würden. Denen war das aber ganz offensichtlich egal. Elefanten sind da deutlich emphatischer.

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Von Jacqueline Lang

Wie wird mit Steffis Leichnam verfahren?

Sie wurde eingeschläfert, nachdem sie sich im Elefantenhaus hingelegt hatte und offensichtlich nicht mehr aufstehen konnte. Danach hatten die anderen Elefanten Zeit, sich von ihr zu verabschieden, und im Anschluss wurde sie in die Pathologie der der Tierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität gebracht. Dort wird sie nun pathologisch untersucht. So ist das bei Zootieren, die sterben, üblich. Das dient einerseits Forschungszwecken, andererseits kann man so das Krankheitsbild noch genauer definieren, da das bei lebendigen Zootieren teilweise schwierig ist.

Das heißt aber, die Tieren werden nicht, wie es in der Natur üblich wäre, von anderen Tieren gefressen, beziehungsweise in diesem Fall verfüttert?

Nein, der Tierkörper wird verbrannt.

Wie geht es nach Steffis Tod jetzt innerhalb der Herde weiter?

Die Herde muss sich umstrukturieren, weil die Leitkuh fehlt, aber das regelt sich fast von selbst, also ohne große Kämpfe. Als die alte Leitkuh Tina 2012 gestorben ist, war zum Beispiel durch das Verhalten der Tiere relativ schnell klar, dass Steffi die neue Leitkuh sein wird. Sie war zu dem Zeitpunkt auch die Älteste.

Gibt es denn von Seiten des Tierparks Pläne, einen neuen Elefanten einzugliedern?

Momentan haben wir noch drei Elefantenkühe und einen Bullen. Zeitweise wird der Bulle von den Kühen getrennt, aber nur durch Seile und nicht komplett separiert, das heißt, sie können sich riechen, sehen, betasten, hören. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es schon Überlegungen, die Herde zu erweitern, es steht jedoch noch nichts Konkretes fest.

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