Unlängst war José Carreras in der Stadt, seine Leukämie-Stiftung hat in München seit 1995 ihren Sitz; es laufen die Vorbereitungen für die jährliche Spendengala, die im Dezember stattfinden wird. Beim Gespräch mit Carreras, der demnächst unter dem Promotiontitel „The Legends Together Again“ mit Plácido Domingo Konzerte in Australien geben wird, kam man unweigerlich auf die „Drei Tenöre“ zu sprechen. Auf das legendäre Konzert mit seinen Kollegen Domingo und Luciano Pavarotti in den römischen Caracalla-Thermen zur Fußball-WM 1990, und was dann alles noch folgen sollte. Ein solches Gipfeltreffen der Tenorstimmen 2024, wer könnte es bestreiten? José Carreras fiel sofort Jonas Kaufmann ein, dann nannte er erstaunlicherweise Roberto Alagna. Einen dritten Namen konnte man ihm nicht entlocken.

Die Bayerische Staatsoper allerdings serviert ihrem Publikum binnen vier Monaten bereits den dritten Tenor in ein und derselben Rolle, als Cavaradossi in Puccinis „Tosca“. Den Anfang machte im Mai der New Yorker Charles Castronovo, 49, ein Schauspieler-Sänger, der vom lyrischen bis spinto eigentlich alles kann. Dann folgte zu den Festspielen Jonas Kaufmann, unverwechselbar schon nach wenigen Tönen. Und nun, am 23. September, für die Herbstserie der „Tosca“, ist der Brite Freddie De Tommaso angekündigt. Kein Unbekannter am Haus, er gehörte 2018/19 dem Opernstudio an, hat zuletzt den Pinkerton in der „Madama Butterfly“ gesungen. Der Cavaradossi aber ist so etwas wie seine Schicksalsrolle. 2021 schoss De Tommaso zu internationaler Berühmtheit, als er in der „Tosca“-Produktion am Royal Opera House nach dem ersten Akt einsprang, mit 28 Jahren der jüngste Tenor, der den Part dort je gesungen hat.
Das Münchner Publikum hat also den Cavaradossi-Vergleich. Ohnehin wird die neue Tosca-Besetzung interessant: Lise Davidsen (Tosca) erwartet man eher in Wagner-Partien, und Sir Bryn Terfel, freilich ein bewährter Scarpia, hat sich zuletzt auf den Opernbühnen etwas rarer gemacht. Am Pult die in München hochgeschätzte Oksana Lyniv.
Tosca, Bayerische Staatsoper, Mo., 23. 9., 19 Uhr, Infos zu weiteren Terminen unter www.staatsoper.de