Der verhinderte Fürst passt wunderbar zu diesem Abend. Alexandre Grimaldi, unehelicher Sohn von Albert, des Fürsten von Monaco. Grimaldi steht am Mittwochabend also am Ende der Treppe des ersten Stocks im linken Flügel von Schloss Nymphenburg und hat jetzt noch die letzte Kurve vor sich, bis es in den wirklich fürstlich geschmückten Hubertussaal geht, wo später die Gäste des Abends feiern werden, vor allem sich selbst und natürlich den einladenden Gastgeber.
Vor dem Dinner mit argentinischer Rotgarnele und rosa Kalbsrücken, wunderbar passend zur Farbe des Gastgebers Mon Chérie vulgo Ferrero, muss ein jeder über diese Kurve. 25 Meter roter Teppich, rote Fotowand. Und dass Grimaldi erst einmal ein wenig verdutzt und stutzig wirkt, als er am Teppich-Anfang ankommt, ist mehr als verständlich. Denn er könnte sich durchaus fragen: Was ist das hier und worum geht es eigentlich?
Es ist, so viel ist schon vorher klar, ein ziemlich perfekt inszenierter Society-Abend. Nur die Frage, worum es geht und warum die Schokoladen-Marke so viel investiert, um etwa Model Toni Garrn zu gewinnen oder Mick Jaggers Ex-Frau Jerry Hall samt einer gemeinsamen Tochter, da muss man etwas genauer hinhören.
Grimaldi, ein eher schüchterner schmaler Mann mit feinen Rasta-Strähnen, pustet bei jeder Antwort zunächst die Backen auf. Warum muss man an 20 Kamerateams und insgesamt etwa 50 Fotografen, Reportern und der neuen Spezies Content-Creator vorbei, nur um bei einem Glas Wein zu erfahren, was ohnehin vorher schon klar ist: dass Toni Garrns Afrikahilfe-Verein einen Spendenscheck überreicht bekommt. Ganz einfach, weil so die Gesetze der Aufmerksamkeit im Jahr 2024 funktionieren. Es ist ein Geben und Nehmen.
Model Franziska Knuppe zum Beispiel gibt ihre Anwesenheit, also etwa drei Terabyte Foto- und Filmmaterial, außerdem weihnachtlich versöhnliche respektive harmlose Zitate. Die Weihnachtsgeschenke besorge sie immer last minute. Und worüber freut sie sich an Weihnachten? „Ehrlich gesagt, ich freue mich über alles.“ Ehrlich gesagt, freut sich kein Reporter über so eine Antwort. Denn was die auf der einen Seite wollen, die außerhalb des Rampenlichts, das sind knackige Geschichten, Trennungen, Hochzeiten, Aufreger und Sehnsuchts-Stories. Wie sie vielleicht Grimaldi erzählen kann, der ausgestoßene Nicht-Thron-Erbe. Doch der hält sich zurück, die Weihnachtsfragen beantwortet er an allen Mikrofonen gleich mit: „Wir gehen in die Kirche.“
Toni Garrn wiederum beeindruckt nicht nur durch ihre Frisur. Der Pferdeschwanz der Ex-Freundin von Leonardo DiCaprio sitzt, als hätten gleich mehrere Pferde lange daran gezogen und ein Weihnachtswichtel eine ganze Nacht jedes einzelne Haar parallel ans nächste drapiert. „Wer Glück hat, kann sich aussuchen, wie viel er von sich preisgibt“, sagt die 32-Jährige. Ein sehr wahrer Satz.
Grimaldi kann es sich aussuchen, von ihm ist laut Gala nur bekannt, dass er mit einer Dame aus der Cognac-Dynastie Hennessy liiert ist und in New York lebt. Andere, die ihr Leben mit der Öffentlichkeit in guten Zeiten teilen, müssen das eben dann auch in nicht so guten. Wie zum Beispiel Moderatorin Amira Aly.
Aly, ehemals Pocher, also gerade geschieden vom Trash-Comedian Oliver Pocher. Die Trennung war eher unschön und eher öffentlich, und Aly hat an diesem Abend nun ihren neuen Begleiter dabei. Ob es denn ein Patchwork-Weihnachten wird, fragt die Dame von Bunte TV nach drei ganz seichten Einstiegsfragen. Aly schweigt, offensichtlich passt ihr diese Frage gar nicht.
Und dann kommt noch der Haupt-Act um die Ecke. Jerry Hall, Ex von Mick Jagger, ist mit Elizabeth Jagger, eines der vier gemeinsamen Kinder, da. Sie lächeln los und berichten kichernd über Weihnachten, dass am Heiligen Abend gespielt werde, man jede Menge Kekse verdrücke und Schokolade und es einen riesigen Baum gebe.
An diesem Abend wird nicht nur eine Scheckübergabe, sondern der Barbara-Tag gefeiert. Also der Brauch, einen Kirschzweig am 4. Dezember ins Wasser zu stellen. Blüht der am Weihnachtstag, bedeutet das Glück fürs kommende Jahr. An diesem Abend jedenfalls ist deutlich zu sehen, wie sehr alle Gäste beim Betreten des Teppichs und Erblicken der Kameras und Mikrofone sogar innerhalb von Sekunden so richtig aufblühen.