Festival in München:Das bietet das Tollwood 2019

Tollwood Sommerfestival 2019 - Aufbau

Das Tollwood Sommerfestivals 2019 im Olympiapark Süd findet vom 26. Juni bis zum 21. Juli 2019 unter dem Motto ´Reicht leicht!" statt.

(Foto: dpa)

Konsumkritik und Kommerz liegen bei dem Festival erneut eng beieinander. Wohlstandsthemen beschäftigen viele der Künstler, die sich bei dem Event präsentieren.

Von Michael Zirnstein

Die Zelt- und Budenstadt Tollwood wird alle Jahre wieder errichtet auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Kauflust, zwischen eigenem Anspruch und Konzessionen an den Kommerz. Selten wurde das deutlicher als in diesem Sommer, da das Motto "Reich leicht!" heißt. Es reicht ja eben gar nicht mehr. Wenn die reichen Länder dieser Welt so weiterschludern und verschwenden, bräuchte man drei Erden, erklärt Stephanie Weigel, die Umweltbeauftragte des Öko-Festivals.

Daher ruft man diesmal zum Konsumverzicht auf. Und da beißt sich die Katze in den Schwanz: Tollwood selbst gilt ja nun nicht gerade als kommerzbefreite Zone. Das kann man die Gäste heuer freilich in einem Kunstwerk namens "Konsumtempel" über die Ersatzreligion Shoppen sinnieren lassen, da kann man Tauschschränke für Unbenötigtes aufstellen und einen Euro Pfand auf Servietten verlangen, alles schön und gut. Aber tatsächlich braucht der Besucher, der laut Statistik 10 000 Dinge besitzt, auch nicht jedes - gleichwohl fair gehandelte und ein peruanisches Frauenprojekt unterstützende - Stehherümchen, das auf dem "Markt der Ideen" feilgeboten wird. Zumal vieles gerade mit exotischen Reizen lockt, und also nicht von Meister Eder persönlich in seiner Münchner Schreinerwerkstatt aus einem Stück Abfallholz geschnitzt wurde.

Aber dass sich die Menschen hier solche Gedanken machen, ist ein Verdienst von Tollwood und seinen Kunstwerken: Diesmal hat Adam Stubley das Eingangsmonument aus 200 Einkaufswägen zusammengeschweißt. Auch viele der Künstler setzen sich mit den Wohlstandsthemen auseinander. Das Münsteraner Straßentheater Titanick inszeniert die Wunderland-Geschichte einer heimatlosen Alice technisch gigantomanisch als Flüchtlingsdrama (wenn man ihr "Tränenmeer" als das Mittelmeer deuten will). Das Stück ist ebenso bei freiem Eintritt open air zu erleben (27. bis 29.6.) wie drei weitere spektakuläre Produktionen an den Wochenenden.

In "D-Construction" etwa (18. bis 20.7.) tanzt sich die französische Hip-Hop-Kompanie Cie Dyptik an einem Metallzaun ab, der die Bühne zerteilt - das ist so politisch eindeutlich wie kunstvoll dramatisch. Auf Tollwood stellt man sich den Barrieren und Problemen der Welt - solange nicht möglich ist, was der Name der Eröffnungs-Band suggeriert: Walk Off The Earth - von der Erde abhauen. Michael Zirnstein

Tollwood, Mi., 26. Juni, bis So., 21. Juli, Mo.-Fr. 14-1 Uhr, Sa./So., 11-1 Uhr, Tickets unter anderem auf www.sueddeutsche-tickets.de

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