Tötung in Gern:Die Frage nach dem Warum

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Sylvia Z. starb durch so viele Stiche, dass die Ermittler nicht wissen, welcher tödlich war. Beim Täter sind sie sich aber sicher

Von Martin Bernstein

Am Tag nach der Bluttat von Gern sind weitere Einzelheiten bekannt geworden. Den mutmaßlichen Täter, den 42-jährigen Robin L., konnte die Münchner Kriminalpolizei aber noch immer nicht befragen. Er liegt nach seinem Sprung aus einem Treppenhausfenster im dritten Obergeschoss mit Knochenbrüchen weiterhin in einem Münchner Krankenhaus im künstlichen Koma. "Dieser Zustand wird auch noch andauern", sagte am Donnerstag Markus Kraus, der Chef der Münchner Mordkommission. Lebensgefahr für den mutmaßlichen Täter habe aber zu keinem Zeitpunkt bestanden.

Wie Robin L. schildern wird, was sich in den Morgenstunden am Mittwoch in der Wohnung im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses an der Klugstraße abgespielt hat, ist also noch völlig offen. Für die Ermittler um Markus Kraus gibt es aber "keinen vernünftigen Zweifel" daran, dass das Ehepaar allein in der Wohnung war. Vermutlich werde der Haftbefehl gegen L. auf Mord lauten, sagte Kriminaloberrat Kraus. Das Opfer, L.s 35-jährige Ehefrau Sylvia Z., war mit einem Küchenmesser getötet worden. Der Körper wies laut Kraus mehrfache Stichverletzungen auf - offenbar so viele, dass die Ermittler noch nicht sagen können, welcher der vielen Stiche tödlich war.

Sylvia Z. verblutete infolge der Stichverletzungen. Ein Küchenmesser, das wahrscheinliche Tatwerkzeug, fand die Polizei im Innenhof des Hauses in der Nähe der Stelle, wo L. nach seinem Sprung aus dem Fenster aufgeprallt war. Nach bisheriger Erkenntnis der Polizei war L. nach der Tat aus der Wohnung gelaufen, in der das Paar seit rund zehn Jahren zusammen gelebt hatte, und hatte sich ein Stockwerk darüber aus einem Treppenhausfenster gestürzt. Auch am Donnerstag dauerte die Spurensicherung am Tatort noch an.

"Wir haben noch kein klares Motiv", sagte Kraus am Donnerstag. Offenbar hatte das Paar seit einiger Zeit Beziehungsprobleme. Es gebe aber bislang keine Hinweise darauf, dass etwa eine Trennung unmittelbar bevorgestanden habe, sagte der Chef der Mordkommission. Die Polizei nimmt bislang an, dass sich der tödliche Streit am Mittwochmorgen ereignet hat. Um 8 Uhr hatte ein Hausbewohner Rettungskräfte und Polizei alarmiert, nachdem er einen dumpfen Aufprall gehört hatte und danach L. im Innenhof des Hauses liegen sah. Erst beim Öffnen der Wohnung entdeckten die Einsatzkräfte den leblosen, blutüberströmten Körper von Sylvia Z. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod der Frau feststellen. Eine Obduktion der Leiche fand noch am Tattag im rechtsmedizinischen Institut der Universität München statt.

Das Ehepaar war laut Kriminalpolizei seit gut zwei Jahren verheiratet. Die studierte Betriebswirtin Sylvia Z. war in ihrem Beruf als Diplomkauffrau und Kundenbetreuerin erfolgreich, hatte schon mit 27 Jahren in einem Management-Magazin einen Aufsatz über zielgerichtetes Werben mithilfe von Geo-Informationen veröffentlicht. Angeblich plante sie zuletzt, sich beruflich zu verändern. Ihr Ehemann arbeitete freiberuflich: Die Polizei weiß von Nachhilfestunden in Englisch, die L. gab. Das Ehepaar, das als sportlich (Sylvia Z. tanzte vor einigen Jahren in einer Showgruppe) und reiselustig geschildert wird, hatte keine Kinder.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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