15. Todestag von Gustl Bayrhammer:Ein liebenswerter Grantler mit vielen Gesichtern

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Millionen von Kindern kennen ihn nur als Meister Eder. Doch der Münchner Volksschauspieler lässt sich nur schwer auf eine Rolle reduzieren. Vor genau 15 Jahren starb Gustl Bayrhammer.

Anna Fischhaber

Begonnen hat alles damit, dass er statt der vermeintlichen Maus einen rothaarigen Kobold mit seinem Holzhammer traf. Generationen von Kindern liebten Gustl Bayrhammer als Schreinermeisters Eder. Die Rolle als Ersatzvater von Pumuckl schien dem Münchner Volkschauspieler wie auf den Leib geschrieben.

Am 24. April jährt sich der Todestag des vielseitigen Schauspielers zum 15. Mal. (Foto: Foto: ddp)

Doch Bayrhammer war ein Mann mit vielen Gesichtern - vom grantelnden Tatort-Kommissar Veigl bis zum gutmütigen Himmelspförtner Petrus. "Ich mag keine Wapperl am Arsch", sagte der charmante Querkopf, der Bayern wie kein anderer verkörperte, in einem Interview kurz vor seinem Tod.

Am 24. April 1993 starb der wandlungsfähige Schauspieler an einem Herzinfarkts in seinem Haus in Krailing. Bereits nach dem ersten Infarkt 1986 wollte er kürzer treten, aber er konnte die Schauspielerei einfach nicht lassen. Bald stand er wieder auf der Bühne.

Seinen Beruf hatte Bayrhammer stets als Handwerk gesehen - vielleicht weil schon sein Vater Staats- und Hofschauspieler und ihm das Theaterspielen von Kindsbeinen an vertraut war. Nach der Ausbildung an der Münchner Kaufmannschule stieg Adolf Gustav Rupprecht Maximilian Bayrhammer, den alle Welt nur "Gustl" nannte, in dessen Fußstapfen. "Für mich hat's schon als Bua nia was anderes geben, als Schauspieler zu werden", hat er später oft erzählt.

Über 700 Mal spielte er den Himmelspförtner Petrus

Aber bis er zu dem Münchner Volksschauspieler wurde, sollte es eine Weile dauern. 21 Jahre lang tourte Bayrhammer durch kleinere Provinztheater in Tübingen, Augsburg und Salzburg, bevor ihn Therese Giehse 1966 entdeckte und zurück nach München holte. Endlich hatte das Heimweh ein Ende und Bayrhammer wurde an den Kammerspielen engagiert.

"Mein Mann hatte sich immer gewünscht, an einem Münchner Theater zu spielen. Am Schluss waren's dann alle", erinnerte sich seine Witwe Irmgard vor ihrem Tod. Einer seiner Lieblingsrollen war der "Wittiber" von Ludwig Thoma. Aufsehen erregte Bayrhammer als kleinbürgerlicher Bürgermeister in Martin Sperrs Homosexuellen-Drama "Jagdszenen in Niederbayern".

Auch das klassische Repertoire von Shakespeare bis Shaw beherrschte der Volksschauspieler. Geliebt hat ihn sein Publikum aber für die Darstellung der einfachen Menschen. Wann immer ein waschechter Bayer gebraucht wurde, war Gustl Bayrhammer zur Stelle. Über siebenhundert Mal stand er allein als Himmelspförtner Petrus im Dauerbrenner "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" auf der Bühne des Residenztheaters.

"Und noch nach 18 Jahren war es für das Publikum nicht abgenudelt", lautete seine Begründung. Auch der Fernsehserie mit dem rothaarigen Pumuckl, mit der Bayrhammer Anfang der achtziger Jahre das Bild des grantelnden Urbayers perfektionierte, blieb er 52 Folgen lang treu.

Bayhammer wollte nicht den "bayerischen Hausdeppen" geben

Große Erfolge feierte Bayrhammer auch als "Lodenkriminaler" Veigl, dem ersten BR-Tatort-Kommissar überhaupt. Im Gegensatz zum Pumuckl verabschiedete er sich aber bereits nach 15 Episoden - "weil die Drehbücher immer schlechter und flacher wurden". Sein Publikum nahm ihm das nicht krumm.

Als er starb, begleiteten ihn Hunderte Münchner bei seinem letzten Gang. "Er hat das verkörpert, was Bayern und München ausmacht", sagte Oberbürgermeister Kronawitter am Grab. Doch ein Aushängeschild für den Freistaat wollte Bayrhammer nie sein. Stereotypen wie die des Paradebayers waren ihm genauso zuwider wie "volksdümmlicher" Bayern-Kitsch" und das "Seppl-Image". Aus dem Komödienstadl stieg er aus, weil er nicht den "bayerischen Hausdeppen" geben wollte.

Auch privat hat Bayrhammer Zeit seines Lebens das "andere Bayern" vertreten: In seiner Heimat Krailing setzte er sich als einer der Ersten für den Umweltschutz ein und ging gegen eine von der Stadt München geplante Mülldeponie im Würmtal vor. Immer wieder mischte sich der Schauspieler auch in die Politik ein und hielt lodernde Reden gegen den aufkommenden Ausländerhass.

In Sachen Asylpolitik watschte er den damaligen Ministerpräsidenten Streibl öffentlich ab. Die Toleranz, das Leben und Lebenlassen, war ihm stets die wichtigste bayerische Eigenschaft. "Er ist etwas umständlich, ein alter Grantler, aber trotzdem liebenswert." So blieb der Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut ihr Meister Eder in Erinnerung.

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