Süddeutsche Zeitung

Tipps gegen die Kälte:Jetzt können Sie sich warm anziehen!

Zimtsohlen, Pulswärmer, beheizbare Unterhemden - es gibt viele Methoden, der Kälte zu trotzen. Tipps von der Medizin-Journalistin Karin Hertzer.

U. Jochum

SZ: Wie kamen Sie dazu, ein Buch übers Frieren zu schreiben?

Hertzer: Ich sitze als Journalistin viel am Computer. Dabei kühle ich schnell aus. Dann ist Frieren ja auch ein medizinisches Thema, was mein Spezialgebiet ist. Also habe ich mal geschaut, was dazu an Literatur erschienen ist, und kaum was gefunden. Das wollte ich ändern. Also habe ich mich an die Arbeit gemacht.

SZ: Sie plädieren dafür, das Frieren als Krankheit anzuerkennen. Ernsthaft?

Hertzer: Nein, spaßeshalber. Dahinter steht aber auch eine Absicht. Ich habe mal ein Interview mit einem Arzt gelesen, der auf die Frage, was man gegen kalte Füße tun könne, nur geantwortet hat: "Warm anziehen!" Dabei gibt es ganz viele Warmhalte-Methoden. Mein Appell lautet: Leute, nehmt das Frieren ernst! Ärzte sollten sich gut überlegen, was sie empfehlen. Im schlimmsten Fall steckt eine Krankheit dahinter. Aber leider sind vor allem männliche Schulmediziner dem Themenfeld gegenüber nicht sonderlich aufgeschlossen.

SZ: Frieren Männer denn nicht?

Hertzer: Die meisten Frauen frieren zwar tatsächlich schneller und länger als Männer, doch gibt es auch Männer, die mit Socken ins Bett gehen. Die geben das nur nicht gerne zu, da sie es als Eingeständnis von Schwäche empfinden. "Frieren" ist keine männliche Vokabel. Um nicht als "Warmduscher" dazustehen, sagen sie lieber: "Heute ist es wirklich saukalt!"

SZ: Dabei ist Frieren doch etwas Physiologisches ...

Hertzer: Genau, es ist das Wärme- und Notfallsystem des Körpers. Wenn es seinen Zweck erfüllt, wird dem Körper wieder warm. Tut es das nicht, können Sie im schlimmsten Fall an Unterkühlung sterben. Besonders tragisch ist es, wenn jemand unter Alkoholeinfluss steht und im Schnee erfriert.

SZ: Was können wir denn nun gegen die Kälte tun?

Hertzer: Zunächst mal sollte man sich von außen wärmen. Sie können sich Zimtsohlen in die Schuhe legen, die wärmen die Füße. Am Schreibtisch sind Pulswärmer gut. Nichts ist schlimmer, als wenn der Puls auf einer kalten Fläche aufliegt. Natürlich sollten Sie sich auch warm anziehen. Ein kleiner Tipp: Im Handel gibt es beheizbare Unterhemden, in die spezielle Silberfäden eingestrickt sind.

SZ: Und von innen?

Hertzer: Am besten helfen wärmende Lebensmittel nach der chinesischen Medizin. Das sind scharfe Gewürze wie Zimt, Ingwer, Chili oder Pfeffer. Kühlende Lebensmittel wie Südfrüchte oder Joghurt sollte man eher meiden. "Frostbeulen" sollten sich außerdem viel bewegen, dann kommen die Muskeln auf Trab. Und nie die gute Laune verlieren: Wer lacht, bewegt sein Zwerchfell und bringt den ganzen Körper in Wallung.

Karin Hertzer, Medizin-Journalistin und Autorin des Buches "Nie wieder frieren. Die 50 besten Tipps."

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Quelle:
SZ vom 07.01.2010/wib
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