Tipps bei Hitze:Schweißtreibend

Der Sommer zieht die Menschen ins Freie. Veranstalter, Rettungsdienste und Gastronomen rüsten sich für den Ansturm und geben Verhaltenstipps.

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Quelle: Stephan Rumpf

Sommer , Sonne, Freizeit - dieser Dreisatz gilt nicht für alle. Während viele die derzeitigen Temperaturen zu Ausflügen, zum Baden oder für andere Aktivitäten nutzen, bedeutet sie für andere mehr Arbeit. Die könnte ihnen erleichtert werden, wenn die Freizeitgesellschaft gewisse Empfehlungen beachtet.

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Sonnenhut

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Quelle: Catherina Hess

"Noch bewegt sich alles im Rahmen." Das ist eine beruhigende Diagnose, die Dr. Ulrich Hölzenbein, Chefarzt beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK), in Sache Hitzeopfer stellen kann. Doch für das Wochenende rechnet der Mediziner mit deutlich mehr Arbeit. Die Leute müssten "ihre täglichen Dinge erledigen" und vergäßen dabei die Hitze. Die Folge seien dann "kollapsähnliche" Zusammenbrüche. Sonnenstich, Hitzschlag - für das BRK sei das im Sommer "business as usual", wie Hölzenbein sagt. Sein Rat: In jedem Fall eine Kopfbedeckung, um Hirnschädigungen zu vermeiden, Sonnencreme, und viel trinken, derzeit wenigstens drei Liter täglich. Wenn irgend möglich, seien Schatten und Ruhe anzuraten, auch wegen der Gefährdung durch Ozon und Feinstaub. Für Sport eigneten sich die Morgen- oder Abendstunden.

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Schwimmhilfe

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Quelle: SZ

Leichtsinn und Unkenntnis sind die beiden Faktoren, die der Wasserrettung am meisten Sorgen bereiten. Schwimmflügel oder irgendwelche Plastikgeräte böten nicht genügend Sicherheit, warnt Heinz Effenberger. Der Pressesprecher der Wasserwacht München hat schon einiges erlebt. Einmal, so sagt er, habe ein Lehrer seine Klasse in den Riemer See zum Schwimmen geschickt und sei dann einfach weggegangen. Gefragt, warum er das tue, habe er zu ihm gesagt: "Aber ihr seid doch da!" Doch die ehrenamtlichen Helfer können bei dem Trubel, der an den Badegewässern herrscht, nicht überall sein, auch wenn jede der neun Ortsgruppen die Stationen mit zehn bis 15 Leuten besetzt. Es seien zwar Streifen unterwegs per Boot, per Rad oder zu Fuß, aber den Gesamtüberblick könne es nicht geben. Eltern sollten deshalb immer auf ihre Kinder achten. Überhaupt appelliert Effenberger an alle, die in Ufernähe sind, ein Auge auf das Wasser zu haben, ob sich da jemand in Gefahr befinde. Wenn etwas passiert sei, dann solle man zuerst die 112 der Integrierten Leitstelle wählen, dann werde sofort Alarm ausgelöst.

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Zugluft

Münchner S-Bahn-Tunnel

Quelle: dpa

Man habe sich vorbereitet, sagt ein Sprecher der S-Bahn. Die Anlagen in den Zügen durchgecheckt, die Kühlmittel aufgefüllt. Die Hitze kann also kommen. Auch wenn in den S-Bahnen, anders als in den Fernzügen der Deutschen Bahn, keine wirklichen Klimaanlagen eingebaut sind. Vielmehr gibt es in den Bahnen vom Typ ET 423 einen Mechanismus, der die Temperatur um drei bis fünf Grad gegenüber der Außentemperatur herabsenkt, mehr aber auch nicht. In den Fahrzeugen älteren Typs gibt es gar keine Temperaturregelung. Dort hilft nur: die Klappfenster während der Fahrt öffnen. Ähnlich ist es bei den Trambahnen der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG): Die Züge der beiden neuesten Generationen haben laut MVG eine Klimaanlage, die älteren Typen nicht. Aber: "Auch ohne Klimaanlage werden die Fahrgasträume dieser Züge ständig mit frischer Außenluft versorgt", sagt ein MVG-Sprecher. Eine Lüftungsanlage saugt permanent Umgebungsluft an - nur ist die eben derzeit heiß. Bei den Bussen seien inzwischen "fast alle eingesetzten Fahrzeuge mit Klimaanlagen ausgestattet" .

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Kurzkick

FC Aich Jugend

Quelle: FFB

Es kommt der heißeste Tag des Jahres - und ausgerechnet da findet beim TSV Poing das lange geplante Fußball-Sommerturnier statt. Als die Wettervorhersage für Samstag sich bei 33 bis 35 Grad einpendelt, springt bei den Eltern der G-1-Junioren, also der Siebenjährigen, der Whatsapp-Verteiler an. Bingelingeling im Minutentakt. "Zieht ihr das durch?", fragt ein Papa, "das ist nicht lustig." Eine Mama schreibt, sie möchte "nicht unbedingt ein Kind mit Kollaps ins KH bringen". Im Grunde passt das Wetter beim Fußball ja nie, vor zwei Wochen beim Turnier war's zu kalt, vor einer Woche war's zu nass. So ist das halt beim Draußen-Sport. "Sind wir froh, dass es nicht regnet", schaltet sich der Trainer ein - und appelliert an den Teamgeist: "Wenn jemand fehlt, weil er lieber am See ist, wäre das fatal für die Mannschaft." Linderung sollen Wassereimer am Spielfeldrand bringen, außerdem wurden die Spiele auf zwölf Minuten verkürzt. Wie die Väter, die sich für eine Schicht am Grill gemeldet haben, ihren Einsatz überleben sollen, ist hingegen noch völlig unklar.

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Leichte Kost

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Quelle: Claus Schunk

An diesem Wochenende werden alle Wirte mit Freischankflächen mit der Sonne um die Wette strahlen. "Endlich schön, das ist doch super", frohlockt Josephine Hafner von der Haberl-Gastronomie, die unter anderem die Kugler-Alm in Deisenhofen betreibt. Freilich ist ihr bewusst, dass bei Temperaturen knapp unter der 40-Grad-Grenze den Gästen mehr nach Schatten und leichten Speisen ist als zum Beispiel nach Schweinshaxn. Das Hauptgeschäft wird sich wohl um ein paar Stunden nach hinten verlagern. "Ich denke, dass die Leute erst am Nachmittag kommen." Aus diesem Grund wird auch die Blaskapelle Deining nicht wie vorgesehen von 13 Uhr bis 17 Uhr spielen, sondern von 16 Uhr bis 21 Uhr. "Wir denken da vor allem an die Musiker, dass die in der Hitze nicht zerlaufen", sagt Josephine Hafner. Dass das Bier zur Neige gehen könnte und mit Limonade gestreckt werden müsste - angeblich ist die Radlermass einst genau aus diesem Grund in der Kugler-Alm erfunden worden - diese Gefahr besteht nicht. "Die Tanks im Bierkeller sind randvoll", sagt Hafner.

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Abendstund'

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Quelle: Robert Haas

Jetzt am Nachmittag sei wenig los, bei solchen Temperaturen gingen die Leute wohl lieber baden, sagt Christiane Stenzel. Dafür kämen die Besucher am Abend, wenn es kühler werde "geballt" aufs Festivalgelände, hat die Tollwood-Pressesprecherin erkannt. Um beim Programm durchzuhalten, gibt es für das Publikum in der Musikarena Fächer und "in den ersten Reihen auch Wasser". Wenn es denn doch Hitzeopfer geben sollte, dann sei natürlich das Rote Kreuz vor Ort. Klimaanlagen, so sagt Stenzel, "das würde unseren ökologischen Ansprüchen nicht genügen". Tagsüber empfehle sie den Tollwood-Besuchern auf jeden Fall Sonnenhut und -creme.

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Hoch hinauf

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Quelle: Neubauer

Thomas Bucher, der Sprecher des Deutschen Alpenvereins, hat einen besonderen Tipp: "Generell wird es ja kühler, je weiter oben man ist. Deshalb ist es an heißen Tagen in den Bergen oft vergleichsweise angenehm." Das könne man nutzen, indem man per Seilbahn die "ersten, richtig heißen" Höhenmeter hinauffahre und seine Tour erst vergleichsweise hoch oben beginne. Natürlich gebe es auch Faustregeln: Möglichst früh aufbrechen, wenn es noch relativ kühl ist. Eine kurze Tour machen, damit man in den heißen Mittagsstunden schon wieder am Abstieg ist. Nordseiten oder Wege durch Bergwälder wählen, wo es schattiger ist. Ansonsten gelte: Ausreichend Sonnenschutz und viel zum Trinken dabei haben. Bucher selbst geht an solchen Tagen gerne am Wasser entlang, vom Sylvensteinspeicher auf die Hochalm zum Beispiel. "Da erreicht man schon nach einer Viertelstunde eine ganze Reihe von Gumpen, in denen man sich erfrischen kann. Das Wasser in ihnen ist für gewöhnlich so kalt, dass man nur an wirklich heißen Hundstagen hinein kann".

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Hundstage

Heimtiermesse München

Quelle: dpa

Hunde schwitzen nicht. Zumindest nicht so wie Menschen. Sie haben fast keine Schweißdrüsen und geben Feuchtigkeit übers Hecheln ab. Hier wird der "physiologische Totraum", also jene Atemluft, die ohnehin nicht die Lunge erreicht, wieder ausgeatmet, wobei aber das Luftvolumen nicht verändert wird, nur die Frequenz. Trotzdem leiden Hunde an der Hitze, allerdings je nach Rasse unterschiedlich. Polarhunde wie Huskies natürlich mehr als ein Puli. Dieser dreadlockige ungarische Hirtenhund kommt aus der heißen Puszta und hat kein Unterfell, seine Locken sind Schutz gegen Hitze und Kälte. Hunde ohne Fell wie der peruanische Nackthund können allerdings Sonnenbrand kriegen. Eines aber gilt für alle Rassen: Bei Hitze nie im Auto lassen. Das ist todgefährlich.

© SZ.de/cws/fok/kg/mm/mvö/nas/infu/mest
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