Süddeutsche Zeitung

Tierseuche:Vogelgrippe erreicht München

  • Nach dem Fund einer toten Graugans, die mit dem Vogelgrippe-Erreger H5N8 infiziert war, gibt das Friedrich-Loeffler-Institut Entwarnung für die Bevölkerung.
  • Das Virus stelle weder für Menschen noch für Haustiere wie Hunde und Katzen eine Gefahr dar.
  • Menschen und ihre Haustiere sollten trotzdem den direkten Kontakt zu toten oder kranken Wildvögeln vermeiden, um den Erreger nicht zu verbreiten.

Von Günther Knoll

Die Weihnachtsgans ist nicht in Gefahr, das gleich vorab. Und um die eigene Gesundheit muss sich auch niemand sorgen, nachdem vor einer Woche im Bereich der Stadt München, nämlich am Ufer des Hinterbrühler Sees, eine tote Graugans gefunden wurde, die von dem Vogelgrippe-Erreger H5N8 befallen war. Das hat eine Untersuchung am Friedrich-Loeffler-Institut in Greifwald zweifelsfrei ergeben, wie die Stadt in der jüngsten Rathausumschau mitteilt. Und sie gibt zugleich Entwarnung: Der jetzt gefundene Virus ist zwar hochpathogen, verursacht aber eine Tierseuche und stellt damit weder für Menschen noch für Haustiere wie Hunde und Katzen eine Gefahr dar.

Auch Singvögel werden nach den bisherigen Erkenntnissen von dem Erreger nicht befallen. Darauf weist Heinz Sedlmeier, Geschäftsführer des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) in München, hin. Wiederholt nämlich hätten besorgte Vogelfreunde beim LBV nachgefragt, ob sie denn ihre Vogelhäuschen zur Winterfütterung aufstellen dürften angesichts der Seuche. Die kann laut Sedlmeier vor allem für Haus- und Nutzgeflügel zum Problem werden, das im Gegensatz zu Wildvögeln kein starkes Immunsystem hat.

Das Bayerische Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hat für Geflügel deshalb schon am 18. November eine allgemeine Stallpflicht erlassen, nachdem schon anderswo in Bayern durch den Influenzavirus verendete Wasservögel gefunden worden waren. Um den Erreger nicht zu verbreiten, sollte man Hunde und Katzen derzeit im Uferbereich von Gewässern nicht frei herumlaufen lassen, um den direkten Kontakt zu toten oder kranken Wildvögeln zu vermeiden. Der Erreger könne schon durch Beschnuppern verbreitet werden, heißt es in der Umschau. Deshalb gilt: Wer tote Wasservögel findet, nicht anfassen, sondern sie dem Städtischen Veterinäramt (Telefon 23 3 3 63 13) oder im Umland dem zuständigen Landsratsamt melden.

Auch der Tierpark musste seine Großvoliere schließen und die Wasservögel einstallen, zuletzt nach dem Fund in Hinterbrühl sogar die Flamingos und Pelikane. Das sei allerdings eine reine Vorsichtsmaßnahme, heißt es von dort. Wie Heinz Sedlmeier vom LBV sagt, ist damit zu rechnen, dass in der kalten Jahreszeit weitere Vogelgrippe-Fälle auftreten. Man nimmt an, dass Zugvögel aus dem hohen Norden, die zum Überwintern kommen, den Virus mitbringen. Die Stadt gibt auch noch einen Verbraucherhinweis: Geflügel und Eier können weiterhin ohne Einschränkung gekauft und verzehrt werden, man sollte sie aber stets gut erhitzen und durchgaren.

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SZ vom 01.12.2016/eca
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