Tierpfleger in Hellabrunn:Experte für Eisbärisch

Tierpfleger in Hellabrunn: Helmut Kern ist der Eisbären-Flüsterer von München.

Helmut Kern ist der Eisbären-Flüsterer von München.

(Foto: Robert Haas)

Pfleger Helmut Kern hat normalerweise mit Tieren zu tun. Seit der Geburt von zwei kleinen Eisbären im Tierpark Hellabrunn wird er von Menschen mit Mikrofonen und Kameras überrannt. Ein Gespräch über den Eisbären-Hype und echte Saubären.

Von Philipp Crone

Normalerweise spricht Helmut Kern bei der Arbeit mit Bären, was ja schon nicht unbedingt die allgemein üblichen und verbreiteten Gesprächspartner sind. Doch in der vergangenen Woche hatte der 53 Jahre alte Tierpfleger nun mit einer sonst noch selteneren Spezies im Tierpark zu tun: Menschen mit Mikrofonen und Kameras.

Es kamen seit Mittwoch gleich so viele, dass ihm bereits beim Interview mit dem SZ-Mikrofon und dem dazugehörigen Autor sämtliche Antworten ganz geschliffen von den Lippen gehen, so geschmeidig wie Eisbär Yoghi im Hintergrund durchs Wasser seines Bassins gleitet. Und alles nur, weil Eisbärfrau Giovanna am Montag vor einer Woche Zwillinge zur Welt gebracht hat, die sich mittlerweile laut Zoo schon "kleine Kullerbäuche" angefressen haben.

So etwas hat selbst Kern noch nicht erlebt, und er arbeitet in Hellabrunn seit seinem 16. Lebensjahr. Noch ist es an diesem sonnigen Wintervormittag ruhig, doch das wird sich wohl in den nächsten Monaten ändern.

SZ: Herr Kern, haben Sie schon eine Webseite? Jetzt kommt der Eisbär-Hype.

Helmut Kern: Ja, den wird es wohl geben. Und im Moment sieht es auch gut aus. Jeder Tag, an dem Giovanna entspannt und ruhig ist, ist ein gewonnener Tag. Bei Eisbären ist ja immer die erste Woche besonders kritisch, und die haben wir jetzt geschafft. Da kann es dann bald abgehen hier.

Und Yoghi, der Vater, der läuft hier hinter Ihnen auf und ab, wie geht es dem?

Der ist gerade generell traurig, weil Giovanna nicht da ist, so war es ja auch schon die vergangenen zwei Jahre immer im Winter, als sie sich auch zurückzog. Und Yoghi ist außerdem irritiert, weil er etwas Neues riecht. Bärenmänner können ja über Kilometer riechen, und jetzt ist da etwas anders. Die Babys, das Blut bei der Geburt, er kann das nicht deuten. Sollte man ihm auf Eisbärisch mal erklären.

Sonst kümmern Sie sich um Giovanna, derzeit aber nicht, weil niemand zu ihr reingehen soll. Was machen Sie also, außer Interviews zu geben?

Ich habe ja noch andere Tiere zu versorgen, Seelöwen und Pinguine zum Beispiel. Aber klar, wir schauen immer wieder auf den Monitor, der sie in der Box zeigt, ob alles gut ist. Da sehen wir die Jungen rumkrabbeln. Und wir hören auch viel. Es ist irre laut, was Bärenkinder von sich geben. Die schimpfen, und sogar das Schmatzen kann man hören. Irgendwann werde ich Giovanna die Tage dann mal besuchen. Das ist auch wichtig, weil sie es gewohnt ist, dass wir zweimal in der Woche kommen und ihr einen Leckerbissen mitbringen.

Wie stehen die Chancen, dass die Bären auch mal zu viert zusammen sind?

Normalerweise sind die Männer ruppige Burschen. Als Yoghi und Giovanna sich kennengelernt haben, hat sie ihm erst einmal eine saubere Watschn gegeben. Da ist er drei Schritte zurückgegangen.

Das ist die Begrüßung auf gut Bärisch?

Genau. Aber sie sind dann sehr gut miteinander zurecht gekommen. Bärenmänner können sonst wirklich Sauhund' sein.

Also Saubären?

Ja, richtige Saubären. Aber dieses Bärenpaar mag sich.

Woran merken Sie das?

Zum Beispiel bei der Paarung. Da geht es sonst auch nicht immer ganz zärtlich zu. Aber bei den beiden hat man gemerkt, dass sie wollten, und er hat sich dann immer an sie herangeschmiegt, hat die Tatze auf sie gelegt. Also die mögen sich, das ist klar.

Und wie könnte die erste Begegnung ablaufen? Die Tiere sind ja in freier Wildbahn Einzelgänger.

Wir machen das an einem Kontaktgitter. Da wird Yoghi dann das Ergebnis seiner Paarung sehen. Aber man muss wissen, dass Eisbärfrauen Übermütter sind. Da wird es spannend sein, wie sie reagiert. Aber wir lassen uns da dann auch viel Zeit. Es ist ganz selten, dass es funktioniert, das muss man auch sagen. Aber von den beiden Typen her könnte es klappen.

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