Süddeutsche Zeitung

Tierparks weltweit:Besonders ungewöhnliche Tierunfälle

Ein Faultier, das einem Jungen auf den Kopf fällt, ein Seelöwenbulle, der einer Artgenossin auf den Kopf springt: Immer wieder passiert etwas in Zoos

Von René Hofmann

Im Dortmunder Zoo stürzt im November 2016 das Faultier Julius, 11, auf den Kopf eines sechs Jahre alten Jungen. Dieser erleidet eine Beule, das Faultier Prellungen. Weil die Tiere ansonsten so gute Kletterer sind, dass es als gefahrlos gilt, Besucher unter ihnen spazieren zu lassen, wird Julius eingehend untersucht. Dabei wird eine Blasenentzündung diagnostiziert und als Grund für den Schwächeanfall angenommen.

Im Nürnberger Zoo werden im Februar 2008 die Katzenbären Shiwa, 3, und Sikkim, 10, tot aufgefunden, beide mit aufgeschlitzten Bäuchen. Weil der Hergang des Unglücks unklar ist, wird die Staatsanwaltschaft informiert und die Kriminalpolizei eingeschaltet. Nach Wochen legt diese ihren Bericht vor: Dass die Bären von Unbekannten aufgeschlitzt worden seien, sei auszuschließen. Die Verletzungen seien nicht durch ein Messer hervorgerufen worden, auch Rückstände von Narkose- oder Beruhigungsmitteln hätten sich in den Lebern der Tiere nicht ermitteln lassen. Damit bleibt der Verdacht an den Mitbewohnern hängen: drei Muntjak-Hirsche, die über äußerst scharfe Krallen und spitze obere Eckzähne verfügen. Dass die Muntjaks den kleinen Bären etwas antun könnten, galt zuvor als ausgeschlossen. Die Arten hatten sich zuvor ein Jahrzehnt lang friedlich das Revier geteilt, nicht nur in Nürnberg.

In Calgary ertrinkt im Februar 2016 Otter Logan, 12, nachdem er sich in einer Jeans verheddert hatte, die ihm von den Tierpflegern als Spielzeug zugeworfen worden war. Das Tier hatte sie ins Wasser gezogen und sich dort in ihr verfangen. Rettungs- und Wiederbelebungsversuche bleiben erfolglos. Die Verantwortlichen wurden sanktioniert: "Die Hose war kein autorisiertes Spielzeug", so die Zoodirektorin: "Was für einen Gorilla okay ist, ist für einen Otter nicht okay."

Im Krefelder Zoo wird im Juli 2011 Seelöwin Conchita, 24, leblos im Becken gefunden. Die Obduktion im staatlichen Veterinär-Untersuchungsamt ergibt eine schwere Gehirnerschütterung. Als Unfallgrund wird daraufhin vermutet, dass Seelöwenbulle Chico, 22, ihr beim Sprung vom Beckenrand auf den Hinterkopf prallte. Weil beide Tiere nicht mehr die jüngsten sind, gehen Zoo-Mitarbeiter davon aus, dass das Nachlassen der Reaktionsschnelligkeit bei dem Unfall eine Rolle gespielt haben könnte - und wohl auch Chicos nachlassende Sehkraft.

In Emmen in den Niederlanden wird im September 2021 für das Breitmaulnashorn Elena die Begegnung mit einem Männchen zum Verhängnis. Um die Population zu stabilisieren, soll ihr der 19-jährige Limpopo zugeführt werden. Der Anblick schreckt das Weibchen allerdings derart auf, dass sie flüchtet. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd, bis Elena erschöpft in ein Wasserbecken rutscht, in dem sie ertrinkt. "Man möchte hinüberspringen und ihren Kopf über Wasser heben, aber es geht nicht", so der zuständige Zoo-Tierarzt: "Nashörner sind nicht nur sehr gefährlich, sie wiegen auch fast 2000 Kilogramm."

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Quelle:
SZ vom 09.10.2021
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