Eine solche Show, wie Nashorn Puri sie manchmal zeigt, wird Hellabrunn nie wieder zu sehen bekommen. Da können noch zehn Eisbärbabys geboren werden. Selbst die Tiger im Gehege gegenüber strecken den Hals wie sensationslüsterne Streckenposten, wenn Puri in Form ist. Dann rast er im Kreis durch das Gehege, seine 900 Kilogramm auf fast 50 Stundenkilometer beschleunigt. Und wenn das zweieinhalb Jahre alte Tier dann auch noch ab und an hupt, kommt man sich wirklich vor wie an einer Rennstrecke. Aber nicht mehr lange.
Das Nashorn wird München noch im Dezember verlassen. Dann wird es die hupenden Renneinlagen im niederländischen Zoo von Amersfoort geben. Hupen, also ein kurzes "Möp", ist ein normaler Umgangston unter Nashörnern, eine Art akustische Anmeldung. Wobei das bei Tieren, die wie etwa Puris Vater Niko mit 2,6 Tonnen Gewicht, 27 Jahren und einer Schulterhöhe von 185 Zentimetern nicht unbedingt notwendig wäre.
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Puri ist nicht nur wegen seiner Eigenschaften als stampfendes Formel 1-Auto eine Besonderheit. Auch seine Herkunft respektive die seiner Mutter Rapti ist für die Experten des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) vielversprechend. Die 28 Jahre alte Rapti stammt aus einem Nationalpark in Nepal, und somit könnte Puri mit seinem Genpool dazu beitragen, die Vielfalt der weitergegebenen Panzernashorn-Erbguts zu gewährleisten, wenn er Nachwuchs zeugt. Seit einer Woche trainiert er für den Umzug.
Das bedeutet, dass ihm Pfleger Sascha Tütsch, 42, und dessen Kollegen täglich einmal eine Transportbox ins Gehege stellen und darin Heu, Obst und Gemüse auslegen, sodass Puri sich auch in der Box aufhält, mit der er dann in die Niederlande gefahren wird, und sich an sie gewöhnt. Dort wird er zunächst eine Weile mit einem anderen männlichen Jung-Nashorn zusammenleben. "In der Natur ist es oft so, dass Jungtiere, wenn sie die Mutter verlassen, sich eine Zeit mit anderen Jungbullen zusammentun", sagt Tütsch.
Geschlechtsreif und richtig einzelgängerisch wird Puri dann etwa mit sechs Jahren. Dass er Nachwuchs produziert, wäre für die stark bedrohte Tierart, von denen nur noch 2750 Tiere weltweit in kleinen Rückzugsgebieten leben, überlebenswichtig. Aber auch in München könnte es noch einmal Nachwuchs geben: Wenn die EEP-Experten zustimmen, würden Puris relativ alte Eltern noch einmal zusammengeführt. Laut Tütsch "spricht da nichts dagegen".