Tierschutz:Im Tierheim explodieren die Kosten

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Eva-Maria Natzer, Leiterin des Tierheims, und Claus Reichinger vom Tierschutzverein dürfen Hund Ace nicht abgeben, weil er ein sogenannter Listenhund ist. (Foto: Catherina Hess)

Der Tierschutzverein kämpft mit Finanzierungslücken, rückläufigen Adoptionszahlen und Kapazitätsproblemen. Was die Tierschützer dagegen unternehmen wollen.

Von Christina Böltl

Nicht nur die Zahl der im Tierheim betreuten Tiere steigt, sondern auch der Betreuungsaufwand. „Die Tiere werden leider immer schwieriger“, sagte Claus Reichinger, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Tierschutzvereins München, bei der jährlichen Pressekonferenz im Tierheim am Donnerstag. Obwohl das Heim seine Kapazitäten ausgebaut habe, könnten immer weniger Tiere aufgenommen werden. Zunehmend würden Plätze durch schwer vermittelbare „Dauersitzer“ blockiert.

Das wirkt sich auch auf die Kosten aus: Insgesamt musste das Team des Tierheims im Jahr 2023 Gesamtausgaben von gut 13,5 Millionen Euro schultern. Im Gegenzug hat das Tierheim etwa 1,5 Millionen Euro von Kreisen und Kommunen erhalten. Doch den Großteil der Kosten finanzieren Erbschaften und Spenden. „Die Erbschaften sind nichts, womit man rechnen kann. Das ist ein Zufallsprinzip“, betonte Reichinger. So habe der Verein im vergangenen Jahr zwei Millionen Euro an Rücklagen auflösen müssen, weil er weniger Spenden und Erbschaften als kalkuliert erhalten habe.

Übernimmt das Finanzwesen: der neue kaufmännische Geschäftsführer Thomas Zeiner. (Foto: Catherina Hess)

„Die Finanzen sind hier die Herausforderung“, fasste der neue kaufmännische Geschäftsführer des Tierheims, Thomas Zeiner, zusammen. Er übernimmt vom 1. Juli an die Geschäfte. Sein Ziel sei es, einen „fairen Ausgleich“ mit der Stadt München zu verhandeln, kündigte der 42-Jährige an.

Im Münchner Tierheim wurden im Jahr 2023 insgesamt 2538 Hunde, Katzen und Kleintiere aufgenommen. Für 1508 Haustiere konnten die Betreuer ein Zuhause finden. Die Zahl der Adoptionen sei damit wie in den Vorjahren rückläufig, so Reichinger. Zunehmend kämen Tiere mit Verhaltensauffälligkeiten oder Gesundheitsproblemen.

Nach wie vor steigt im Tierheim die Zahl der sogenannten Listenhunde, die wegen Auflagen der bayerischen Kampfhundeverordnung nur schwer vermittelbar seien. Reichinger kritisiert dabei die Diskriminierung der Tiere. Er wolle keine Hunderassen verharmlosen, aber die Verantwortung für das Tier befinde sich am anderen Ende der Leine, betonte er. Leider wüssten viele Halter nicht richtig mit den Hunden umzugehen.

Für das Tierheim entstehen gerade dadurch hohe Kosten, denn Aufgaben wie die Resozialisierung verhaltensauffälliger Hunde werden finanziell nicht von Kreisen und Kommunen gefördert – anders als Pflichtaufgaben wie die Versorgung von Fundtieren. Für den Tierschutz sei die Unterscheidung der beiden Kategorien teilweise wenig sinnvoll, findet Reichinger. „Wir werden nicht ein Tier nicht versorgen, nur weil es keine Pflichtaufgabe ist“, stellte er klar.

Werden aufgepäppelt und dann nach Möglichkeit ausgewildert: Das Tierheim muss sich um immer mehr Vögel kümmern. (Foto: Catherina Hess)

Auch die Aufnahme, Versorgung und Auswilderung von Wildtieren gehört zu den freiwilligen Aufgaben. Im Jahr 2023 betraf das immerhin 4065 Tiere, davon rund die Hälfte Wildvögel. Für sie will das Tierheim neue Auswilderungsvolieren bauen, das soll 100 000 Euro kosten. Dies sei notwendig, da sich der Mitarbeiter, der sich bisher in Olching speziell um Wildvögel gekümmert habe, in den Ruhestand gehe.

Die Gebührenordnung der Tierärzte sei im vergangenen Jahr ebenfalls angehoben worden, wodurch sich viele Menschen die medizinische Versorgung ihrer Tiere nicht mehr leisten könnten, sagte Reichinger. Bei Bedürftigkeit übernehme der Tierschutzverein diese Kosten. Im Vergleich zum vergangenen Jahr seien die Kosten dafür um gut 40 000 Euro gestiegen. Zusammen mit der tierärztlichen Versorgung der Heimtiere hat der Verein 2023 allein für Tierarztkosten rund 1,6 Millionen Euro ausgegeben.

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