Süddeutsche Zeitung

Thomas Meinecke und Move D:Synonym für "fuck"

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Mit "Work" machen Thomas Meinecke und Move D das Konzept House hör- und fühlbar, aber auch erarbeitbar. Zu erleben im Harry Klein.

Sebastian Gierke

Work: Dieses englische Wort besitzt seit den zwanziger Jahren auch eine sexuelle Bedeutung. Gerade in der modernen Tanzmusik wird "work" oft synonym für "fuck" verwendet. Thomas Meinecke nennt das eine "etymologische Vermischung der Sphären Arbeit und Liebe".

Er und David Moufang alias Move D haben den Begriff mit all seinen aus verschiedenen Sphären stammenden Konnotationen der amerikanischen Subkultur ins Zentrum des Hörspiels "Work" gerückt. Seit 1998 produzieren die beiden Hörspiele: Meinecke als Schriftsteller, Journalist, Musiker (FSK) und Move D, als Studiobetreiber und DJ.

Oft stehen dabei literarische Arbeiten Meineckes im Mittelpunkt, diesmal sind es die House-Tracks. Über seine Musik sagt Meinecke: "Es gibt immer eine Zweigleisigkeit. Man kann sie einfach nur genießen, das ist ja keine Vorlesung. Es gibt aber in dem, was ich mache, auch komplexe Anspielungen auf zum Beispiel queere, schwule Subkultur und deren verschiedene Lebensweisen, viele Bezüge auf schwulen Underground."

Das gilt für alles, was Meinecke macht, es ist die Methode Meinecke: Beobachtung, unterfüttert mit Theorie. "Work" ist ein Konzept-Dance-Album. Phantastische Musik, phantastische Samples von Move D, House in bester Chicago-Tradition - und dazwischen werden immer wieder O-Ton-Zitate von DJs, Travestiekünstlern, Drag Queens zum (Nacht-)leben in New York vorgelesen, in rasender Geschwindigkeit - die Meinecke dann langsam, mit deutschem Akzent, noch einmal wiederholt.

Zum Beispiel eine Drag Queen: "I worked at the Pyramid as a Gogo-Dancer for 40 Dollars a night. It was all about the attitude. I didn't just dance. I worked my whole body. I worked the crowd, I really worked it. Most of the other Queens didn't work it like I did."

Mit "Work" machen die beiden das Konzept House gleichzeitig hör- und fühlbar, auch erarbeitbar, erklären es als genderpolitische, als sexpolitische, als schwarze, als weiße, als befreiende Popmusik. Als Musik der Befreiung von konstruierten Kategorien wie Rasse, Geschlecht oder Klasse.

Als Musik der Befreiung in der durchtanzten Nacht. Als Musik des ganz anderen Lebens. Am Samstag, 13. März, ab 23 Uhr arbeiten Meinecke und Move D daran live im Harry Klein (Optimolgelände, Friedenstraße 10).

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Quelle:
SZ vom 11.03.2010
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