Theresienwiese:Kerzen für die tote Kuh

Theresienwiese: Kerzen, Blumen, Plüschtier: Die Kuh-Gedenkstätte an der Bavaria.

Kerzen, Blumen, Plüschtier: Die Kuh-Gedenkstätte an der Bavaria.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Mit mehreren Schüssen hat die Polizei eine wild gewordene Kuh an der Theresienwiese getötet. Sie war aus dem Schlachthof ausgebüxt und griff auf ihrer Flucht eine Joggerin an. Jetzt trauern einige dem Tier hinterher.

Von Susi Wimmer

Auf dem Gehsteig liegen Blumen, Grablichter brennen, ein Zettel erinnert an das Kuh-Drama vom Dienstag: Mit mehreren Schüssen hatten Polizisten eine wild gewordene Kuh getötet, die aus dem Schlachthof ausgebüxt war. "Keine schöne Geschichte", sagt Polizeisprecher Carsten Neubert. Aber da das aggressive Tier auf Menschen und Autos losgegangen sei, habe man keine andere Wahl gehabt, als die Kuh zu erlegen.

Alle Ausbruchsversuche waren umsonst, jetzt liegt die tote Kuh im Schlachthof. Und eine Joggerin liegt noch immer im Krankenhaus, die Kuh hatte sie angegriffen, die Hörner hatten sich in den Rücken der 28-Jährigen gebohrt. Und ein Polizeiwagen ist zerdellt. Was bleibt, ist die Frage: Wie konnte das passieren?

Das Verhängnis nahm seinen Lauf um 6.20 Uhr. Da lieferte ein 49-jähriger Landwirt Kühe im Schlachthof an der Zenettistraße an. Er hatte die Ladefläche geöffnet, aber wohl vergessen, ein Vorgatter zu schließen. Eine Kuh nutzte die offene Tür und machte sich aus dem Staub. Ob die Nachlässigkeit des Landwirts ein juristisches Nachspiel hat, wird die Rechtsabteilung der Polizei klären.

Zudem bleibt abzuwarten, ob die verletzte Joggerin Anzeige erstatten wird. Die panische Kuh schaffte es auf ihrer Flucht vor dem Metzger bis zum Bavariaring, wo sie in eine Gruppe von Joggern raste und eine Frau schwer verletzte. Weitere Attacken auf die Jogger konnten die eingetroffenen Polizeibeamten nur dadurch stoppen, indem sie der Kuh einen Einsatzwagen in den Weg stellten. Daraufhin rammte sie das Auto.

"Es war eine absolute Ausnahmesituation", erzählt Neubert. Es sei zu gefährlich gewesen, sich der Kuh in den Weg zu stellen. Natürlich wäre es besser gewesen, sie mit einem Betäubungsgewehr außer Gefecht zu setzen, "aber wo bekommst du auf die Schnelle so ein Gewehr her?" Auch der Besitzer der Kuh wusste keinen Rat. Fest stand zu dem Zeitpunkt nur: Die 550 Kilo schwere Kuh rennt durch München, greift Menschen an und muss gestoppt werden. Nachdem die Kuh die Theresienwiese zweimal umrundet hatte, konnten Streifenwagen sie auf Höhe der Bavaria auf die Matthias-Pschorr-Straße abdrängen.

Hinter dem Schützenfestzelt feuerten Beamte aus ihren Pistolen. Aber die Neun-Millimeter-Kaliber waren zu schwach. Inzwischen hatte ein Beamter von einer Inspektion ein Gewehr organisiert und tötete die Kuh. Auf jeder Wache ist so ein Gewehr deponiert, weil Beamte bei Wildunfällen verletzte Tiere von ihren Qualen erlösen müssen. Der Kadaver wurde entsorgt, eine Verwertung sei ausgeschlossen, hieß es im Schlachthof.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: