Theresa:Das Ohr isst mit

Die Lüftungsanlage surrt, der Geräuschpegel ist erheblich, die Bude voll: Das angesagte Restaurant Theresa in der Maxvorstadt brummt - obwohl die Küche schwankt.

Hanne Rübenbauer

Wer bei Theresa an einen schicken Modeversand denkt, ist hoffnungslos neben der Spur. Das Theresa, von dem alle Schönen und Glamourösen dieser Stadt reden, ist ein Lokal und, wie Amerikaner sagen würden, der neueste buzz zumindest der Maxvorstadt. Seit der Eröffnung im September in der Theresienstraße brummt der Laden, im sprichwörtlichen und doppelten Sinn. Die zahlreichen Gäste sorgen für einen erheblichen Geräuschpegel, dazu surrt noch die Lüftungsanlage.

Theresa: Das Theresa ist momentan die angesagte Adresse in der Maxvorstadt, trotz Industrie-Landhaus-Ambiente und schwankender Küche.

Das Theresa ist momentan die angesagte Adresse in der Maxvorstadt, trotz Industrie-Landhaus-Ambiente und schwankender Küche.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ist man ein spießiger Kleingeist, gleich zu Beginn über den Lärm zu schreiben? Schließlich will das Theresa ein besonderes Restaurant sein, eines mit eigener Philosophie, die auf der Homepage so erklärt wird: "Wenn irgendwo knisternd ein Feuer brennt, Glut erklimmt, ein Stück festes, rotes Fleisch oder ein frischer Fisch auf dem Rost brutzeln, spätestens dann verfallen wir in eine Mischung aus Geborgenheit und Faszination."

Das Besondere am Theresa ist nämlich der offene Holzkohlegrill, der allerdings eine umfangreiche und zuweilen surrende Belüftung nötig macht. Wir sollten uns geborgen fühlen, und fanden es stattdessen zu laut. Wir sollen das Industrie-Landhaus-Ambiente einer Schwabinger Interior-Designerin genießen und fanden stattdessen die Rohre und Kabel an der Decke hässlich und die Papplampen an der Wand merkwürdig.

Wir sollten begeistert sein von der kosmopolitischen Speisekarte, die, so heißt es, von der Nähe zu den Museen und Galerien inspiriert ist - und mussten stattdessen feststellen, dass am Sonntagabend Austern und Hummer aus waren und die Jakobsmuscheln offenbar so knapp, dass es derer nur drei kleine Stücke als Vorspeise gab. Für immerhin 13 Euro. Kurzum, das Theresa tut sich schwer, die selbstgesteckten Ansprüche zu erfüllen.

Das beginnt schon beim Service, der kumpelhaft statt dienend (servire!) auftritt. Wer am Sonntagabend ins volle Lokal kommt, wird mitnichten an der Tür empfangen, sondern muss sich zwischen Tischen und Kochtheke durchschlängeln und wird dabei von hektischen Kellnern angerempelt. Ein anderes Mal drehte uns, gewiss unbeabsichtigt, sämtliches Personal eine Viertelstunde lang den Rücken zu, bis wir entnervt selbst zu Bar gingen, um nicht zu verdursten. Und wenn an die langen kantinenartigen Tische ständig ein anderer Kellner kommt, der gar nicht weiß, worum man schon zwei andere Kollegen gebeten hat, dann trägt auch das nicht zur guten Stimmung bei.

Die Liste der Vorspeisen ist gut abgestimmt - zwei Suppen, zwei Salate mit verschiedenen Variationen, zwei Fleischgerichte sowie die bereits erwähnten Meeresfrüchte. Alle sind ordentlich, nicht aber umwerfend. Die Idee, das Rindertartar als separate Zutaten auf einem Brett zu servieren, ist gewiss hübsch - doch sollte Tartar nicht ein wenig durchziehen?

Wer kein Fleisch mag, tut sich schwer

So schön wie ein Latte anzusehen ist auch die braune Kastaniencremesuppe mit einem weißen Preiselbeerschaum, aber etwas fad. Dagegen sticht die gebratene Entenstopfleber auf Kartoffel-Sellerie-Püree mit Sauerkirschen als regelrechtes Geschmacksfeuerwerk hervor, auch von der Menge her rechtfertigt sie den Preis von 14,50 Euro.

Wer kein Fleisch mag, tut sich bei Theresa schwer - Highlights sind schließlich die pfundschweren Fleischstücke, die auf dem heimeligen Holzgrill brutzeln. Das geht vom T-Bone-Steak, das je hundert Gramm (à 6,50 Euro) berechnet wird, über das 300 Gramm schwere deutsche Kalbskarree bis hin zum 500 Gramm Steak vom Nebraska Rind (immerhin satte 49 Euro, die Preise verstehen sich ohne Beilagen). An Qualität und Bratkonsistenz war aber auch nichts auszusetzen.

Die geschmorte Frischlingskeule dagegen hätten wir uns saftiger gewünscht, auch den Hirschburger, der trotz Cranberries und gebratenem Blauschimmelkäse eine eher trockene Angelegenheit blieb. Ob der Hummerburger eine bessere Wahl gewesen wäre, musste mangels Hummer offen bleiben. Die Muscheln waren es mit Sicherheit nicht: Es mag gesund sein, die Meeresfrüchte in einem Gemüsesud zu kochen. Doch wenn dieser so viel Fenchel enthält, dass die Muscheln nur noch danach schmecken, dann möchte man lieber ungesund leben.

Am Ende versöhnen ein klein wenig die gebrannte Mandelcreme mit einem köstlichen Pralinen-Halbgefrorenen (7,50 Euro) sowie die hervorragenden offenen Weine. Ansonsten kann man Theresa nur wünschen, dass der buzz nachlässt - und das Restaurant den Standard erfüllt, den es nicht zuletzt durch seine Preise setzt.

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