Thema des Tages:Alles in die Tonne

Brenna tuat's guat - Abfall-Recycling nach Münchner Art

Von Günther Knoll

Die Münchner und ihr Müll - ein Fall für eine Verhaltensstudie. Die einen machen jedes Marmeladenglas und jeden Joghurtbecher sauber, um ihn brav zum entsprechenden Wertstoff-Container zu bringen, die anderen treten, richtiger: werfen einfach alles in die Tonne. Ein Glaubenskrieg, an dem auch die Stadt nicht schuldlos ist. Mit einem um fünf Prozent rückläufigen Restmüllaufkommen von etwa 199 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2016 müsste man den Münchnern eigentlich eine relativ hohes Umweltbewusstsein zuschreiben, doch in dieser Menge stecken immerhin noch rund 70 Prozent wiederverwertbare Anteile.

Macht nichts, heißt es bei den zuständigen Abfallwirtschaftsbetrieben München (AWM). Die Stadt verzichte ja bewusst auf die getrennte Sammlung von Verpackungsmüll im gelben Sack beziehungsweise in der gelben Tonne. Böse Zungen behaupten, das tue sie, um ihr Müllheizkraftwerk Nord auszulasten, das immerhin auf 700 000 Tonnen Abfall pro Jahr ausgelegt ist und damit fleißig Energie produzieren kann. Die AWM weisen das von sich. Sie argumentieren damit, dass die thermische Verwertung des Münchner Restmülls (etwa 310 000 Tonnen jährlich) nicht nur wirtschaftlicher sei, weil der Verzicht auf eine weitere Tonne Geld spare, sondern auch ökologischer. Denn etwa 80 Prozent des vom Dualen System gesammelten Verpackungsmülls landen, weil nur schwer zu trennen, zu säubern oder nicht wiederzuverwerten, letztendlich doch in der Verbrennung. Im Müllheizkraftwerk aber wird alles thermisch verwertet. Aus den Schlacken werden Bestandteile wie Metalle und Erden getrennt und selbst der Rest wird teilweise im Straßenbau verwendet.

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