Was gibt es Neues von Daptone Records, dem Label aus Brooklyn mit dem mythischen Ruf, verantwortlich für die Wiederkehr des alten Soul zu sein und nicht nur den Sound von Amy Winehouse geprägt zu haben? Der Kreis der Recording Artists ist exklusiv und überschaubar. Im Ampere stellten sich Thee Sacred Souls mit ihrem Debüt-Album vor, produziert von Daptone-Mitgründer Gabe Roth selbst. Das zog viel und auch junges, euphorisches Publikum an.
Als Support war Jalen Ngonda dabei, der sich mit einer ersten 45er bei Daptone vorgestellt hat und im Ampere solo zum flirrenden Sound seiner Rickenbacker einen so irre präzisen Falsettsoul liefert, dass man ahnt, wie überzeugend das live im Zusammenspiel mit Band wirken wird.

Newsletter abonnieren:München heute
Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.
Der Sound von Thee Sacred Soul manifestiert sich schon in den ersten Takten physisch. Der Wärme glühend klingelnder Gitarrenlicks und einer sanft fauchenden Orgel zum durch den Abend tickenden Schlagzeug will man sich nicht entziehen. Und dann ist da Sänger Josh Lane, der neben zwei Backgroundsängerinnen zum Prediger der Love wird und gerne bekenntnishaft dem Publikum per Handzeichen eigene Erfahrungen abnötigt. Nach einer Weile nimmt man auch das Zentrum der Band war: Bassist Sal Samono steht verdeckt durch die Sängerinnen. Mit stoischem Buster-Keaton-Gesicht fährt er auf der Spur des Über-Bassisten James Jamerson. So dicht und frei ist sein melodiöser Groove, dass alle anderen vor ihm mit minimalem Spiel glänzen können.
Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert
Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.
Aber diese perfekte Band hat ein Problem: die Songs selber. Die Love, die hier besungen wird, kommt aus dem Baukasten des Pop, ist mal mit Sehnsucht aufgeladen, mal gescheitert, meist aber erfüllt. So setzt jeder Song ein seltsam abstrakt bleibendes Gefühl und bleibt dabei - unfähig zum emotionalen Akkordwechsel. Für Erotik, geschweige Sex ist hier kein Platz. "I feel the same way you do", barmen Sängerinnen und Sänger in "Trade of Hearts". Gleichklang der Herzen, schon klar. Im hellen Licht des Begehrens aber ein lauwarmes Liebesbekenntnis.
Klopf, klopf, macht das Schlagzeug in "Future Lover". "Someone's at the door" singt der süße Chor des Schicksals, "Ahh, who is it?", fragt der Sänger. "It's your future lover", strahlt der Chor. So beginnen Soul-Klassiker. Nur folgt auf diesen grandiosen Anfang - nichts. Lover da, Ende der Geschichte. Minutenlanger hochtouriger Gefühlsleerlauf. Bei den Fähigkeiten dieser Band würde sich mit besseren Songs auch Wahrhaftiges entwickeln.