Theaterpremieren:Königreiche, Bluthochzeiten und Franz Josef Strauß

An den Münchner Theatern hat die neue Spielzeit begonnen: Einige Stücke haben bereits für Aufsehen gesorgt, andere werden noch mit Spannung erwartet. Wir zeigen einen Überblick über die wichtigsten Premieren. In Bildern.

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(Foto: Arno Declair)

An den Münchner Theatern hat die neue Spielzeit begonnen: Einige Stücke haben bereits für Aufsehen gesorgt, andere werden noch mit Spannung erwartet. Wir zeigen einen Überblick über die wichtigsten Premieren. In Bildern. Für Furore hat in dieser Theatersaison bereits die Aufführung "Bluthochzeit" im Volkstheater gesorgt. Der spanische Schriftsteller Frederico García Lorca schrieb das Stück als lyrische Tragödie. Und genau so inszeniert es Regisseur Miloš Lolic auch: Die Schauspieler sprechen ihre Dialoge auf der Bühne aufgereiht ins Publikum. Ihr dramaturgisches Mittel ist ihre Stimme. Eine Braut flieht nach ihrer Hochzeitfeier mit Leonardo, dem Mann ihrer Cousine. Doch eine zurückliegende Fehde zwischen beiden Familien sorgt für eine Katastrophe: Am nächsten Morgen hat die Braut Mann und Geliebten verloren und wünscht sich nunmehr ihren eigenen Tod. "Bluthochzeit" ist nicht das erste Stück, das der serbische Regisseur Miloš Lolic am Volkstheater zeigt: Bereits im letzten Jahr hatte er mit "Gott ist ein DJ" im Rahmen des "Radikal Jung Festival" einen positiven Eindruck beim Münchner Publikum hinterlassen. Bluthochzeit, Münchner Volkstheater, Premiere war am 28.9.2011

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(Foto: Julian Röder)

Ebenfalls seit Ende September haben die Münchner Kammerspiele neue Stücke im Spielplan. Eines davon, "E La Nave Va" wurde vom Intendanten des Hauses, dem Niederländer Johan Simons, inszeniert. Das Stück ist angelehnt an den gleichnamigen Film von Frederico Fellini (auf Deutsch: "Fellinis Schiff der Träume"): Zur Zeit des Ersten Weltkrieges sticht eine illustre Gesellschaft in See, um einer Opernsängerin ihr letztes Geleit zu geben. Doch eine Gruppe schiffbrüchiger Serben stürmt den Luxusdampfer. Ein Kriegsschiff fordert daraufhin die Herausgabe der Serben, und droht mit der Versenkung des Schiffes. Sehenswert ist "E La Nave Va" auch wegen dem Bühnenbild von Bert Neumann: Durch die Teilung der Bühne in Ober- und Unterdeck kontrastiert es die Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen den Wohlhabenden in ihrem Luxus und den schuftenden Arbeitern im stickigen Maschinenraum. E La Nave Va, Münchner Kammerspiele, Premiere war am 29.9.2011

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(Foto: Pam Schlesinger)

Mit drei Premieren an den ersten drei Tagen ist das Bayerische Staatsschauspiel in die neue Spielzeit gestartet. Albert Ostermaiers "Halali" feierte seine Uraufführung im Cuvilliés-Theater. Plisch, Patient in einer Nervenanstalt, ist eine gespaltene Persönlichkeit. Zuerst hält er sich für Jesus, dann für Franz Josef Strauß. Dr. Elektra versucht ihn zu therapieren, doch er versetzt sich so in seine Rolle hinein, dass er Reden und Anekdoten zitiert. So bringt er Ärzte wie Patienten dazu, mit ihm zu spielen. "Halali" ist nicht Albert Ostermaiers erstes Stück, das beim Bayerischen Staatsschauspiel zur Aufführung kommt. Mit der Aufführung von "Zwischen Zwei Feuern. Tollertopographie" gelang ihm hier 1995 der Durchbruch als Theaterautor. Halali, Cuvilliés-Theater, Premiere war am 7.10.2011

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(Foto: Paul Meschuh)

Wer es etwas kleiner mag, dem sei das Theater... und so fort in Schwabing empfohlen: Das kleine Privat-Haus zeigt mit "Jane The Quene" ein Stück vom Leiter des Hauses Heiko Dietz. Neben dem Buch kümmerte er sich auch um die Regie und das Bühnenbild. Lady Jane Grey soll gegen ihren Willen Königin von England werden, um die Interessen der Protestanten zu wahren. Doch schon nach wenigen Tagen bringen sie die Forderungen der Bevölkerung nach Mary Tudor als neue Königin um die Krone. Während sie gefangen gehalten wird, tobt ein Aufstand gegen die bevorstehende Hochzeit von Mary Tudor mit Philipp von Spanien, der letztlich auch Janes Schicksal besiegelt. Jane The Quene, Theater... Und So Fort, Premiere war am 12.10.2011

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(Foto: Ene-Liis Semper)

Mitte Oktober findet in den Kammerspielen die Uraufführung von "Three Kingdoms" statt. Das Stück stammt aus der Feder von Simon Stephens, Englands wohl derzeit bekanntestem Dramatiker. Es handelt von einem englischen Detektiv, den seine Ermittlungen von der Insel über Deutschland bis nach Estland führen. Im Laufe der Zeit wird er immer tiefer in die Kreise des Rotlichtmilieus und des Menschenhandels hineingezogen und verliert sich in seinem eigenen Diskurs über die Frage nach Gut und Böse. "Three Kingdoms" wird dreisprachig aufgeführt: In Englisch, Deutsch und Estnisch. Im September gastierte das internationale Ensemble unter Mitwirkung der Schauspieler der Kammerspiele bereits in Tallin. Im Mai nächsten Jahres zieht es dann weiter nach London. Three Kingdoms, Münchner Kammerspiele, Premiere am 15.10.2011

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(Foto: oh)

Auch das kleine Teamtheater in der nähe der Schrannehalle hat neue Stücke im Programm. Ab Ende Oktober führt das Ensemble mit "Claus Peymann verlässt Bochum und geht als Burgtheaterdirektor nach Wien", "Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen" und "Claus Peymann und Hermann Beil auf der Sulzwiese" drei Dramolette von Thomas Bernhard auf. Sie waren ein Duo, das die deutsche Theaterlandschaft nachhaltig prägte: Claus Peymann, der Regisseur, und Thomas Bernhard, der Autor, sorgten mit ihren kontroversen Aufführungen für Empörung in konservativen Kreisen. Bernhard setzte der Zusammenarbeit mit seinen Dramoletten ein literarisches Denkmal, das auch als Buch erschienen ist und im Theamtheater zur Aufführung kommt. Dramolette von Thomas Bernhard, Teamtheater Comedy, Premiere am 27.10.2011

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(Foto: Georg Soulek)

Im Residenztheater übernimmt das Wiener Burgtheater die Aufführung von Karl Schönherrs "Der Weibsteufel". Schönherr zählte zu den bedeutendsten Dramatikern in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Das Stück spielt an der Grenze von Bayern und Tirol: Ein Gebirgsjäger soll einem Schmugglerpärchen nachstellen und ein Verhältnis mit der Frau anfangen. Auf Anraten ihres Mannes geht diese auf die Avancen des Jägers ein, doch aus dem taktischen Schachzug entwickelt sich eine leidenschaftliche, erotisch-aufgeladene Beziehung. Seit diesem Jahr ist der Regisseur des Stücks, Martin Kušej, auch Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels. Die Schauspieler Nicholas Ofczarek, Werner Wölbern und Brigitte Minichmayr sind für "Der Weibsteufel" beim Berliner Theatertreffen mit dem 3-Sat-Preis ausgezeichnet worden. Der Weibsteufel, Residenztheater, Premiere am 12.11.2011

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(Foto: privat)

Die zweite Premiere, die dieses Jahr noch im Volkstheater stattfindet, ist das Science-Fiction-Stück "Solaris". Die freie Regisseurin Bettina Bruinier (Foto) kehrt drei Jahre nach ihrer "Schilf"-Inszenierung an die Münchner Bühne zurück. Der Psychologe Kelvin soll mit anderen Wissenschaftlern auf Solaris nach Leben suchen. Es besteht der Verdacht, dass der geheimnisvolle Ozean des Planeten Intelligenz aufweist. Und tatsächlich scheint das Wesen Reproduktionen von Personen aus dem Bewusstsein der Forscher zu erschaffen: Kelvin erscheint seine auf der Erde verstorbene Frau. Die beiden wollen zur Erde zurückkehren, doch die Unmöglichkeit ihres Vorhabens ist ihnen bewusst. Die Vorlage zu "Solaris" liefert der gleichnamige Roman des polnischen Philosophen und Autors Stanislaw Lem. Das Buch wurde bereits mehrmals verfilmt. Solaris, Münchner Volkstheater, Premiere am 24.11.2011

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