Süddeutsche Zeitung

Theaterfestival:Die Welt erschließen

Das Theaterfestival "Kuckuck" bringt acht Produktionen aus Frankreich, Dänemark, den Niederlanden und Deutschland für Kinder ab sechs Monaten auf die Bühne.

Von Barbara Hordych

Publikum im vorsprachlichen Stadium "füttern, aber nicht überfüttern" ist laut Schauburg-Intendantin Andrea Gronemeyer das erklärte Ziel von "Kuckuck", dem Theaterfestival für Anfänger. "So viel kann man gar nicht machen als Schauburg, wie das Angebot für die Allerjüngsten in München nachgefragt wird", sagt sie bei der Vorstellung des diesjährigen Festival-Programms in der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Elly Heuss Knapp ("Elly"). Entsprechend nachgefragt sind auch jetzt schon wieder die Karten für die acht eingeladenen Produktionen von "Kuckuck", mit denen die Allerkleinsten von 24. Februar bis 6. März auf Weltentdeckungsreise in den drei Spielstätten der Veranstalter Schauburg, Elly und Figurentheaterforum des Stadtmuseums gehen können.

Darunter hauptsächlich Gruppen aus Frankreich und Dänemark, "sie sind einfach seit 40 Jahren die Pioniere dieses Theaters", sagt Gronemeyer. Wobei es sich primär nicht um Sprechtheater handelt, sondern um Musik-, Tanz- und Objekttheater. Kunstformen also, die zuerst die Sinne wie Sehen und Hören ansprechen, noch keine durchgehende Geschichte erzählen.

Der berühmten dänischen Gruppe Aaben Dans mit ihrem Stück "Was ist das?" jage sie bereits seit Jahren hinterher, erzählt Gronemeyer. Aber die seien weltweit ständig unterwegs und entsprechend schwer zu kriegen. Nun aber sind sie in München zu Gast, entdecken erst ihre Körper, dann den Raum um sich herum. Das Stück ist geeignet für Kleinkinder ab 6 Monaten, "die beiden Darsteller sind aber so tolle Tänzer, dass ich Ihnen verspreche, dass es auch ein ästhetisches Erlebnis für Erwachsene wird".

Hände und Füße ragen aus einem kleinen Haus

Das Verhältnis von drinnen und draußen behandelt die Pantomime "Hermit" (auf deutsch "Einsiedler") der niederländischen Company Simone de Jong. Zuerst sieht man nur die Hände, dann die Füße, die aus einem kleinen quadratischen Haus ragen. "Sie gehören einem Einsiedler, der mehr Angst vor den Kindern hat als sie vor ihm", sagt Gronemeyer. Schließlich komme ein großer, langer Mann zum Vorschein, "bei dem man sich fragt, wie der überhaupt in die Kiste passte", sagt sie schmunzelnd. Ein spannender Spagat über Abschottung und den Wunsch, hinaus- und auf andere zuzugehen.

Farbe ins Spiel bringt der Schweizer Schauspieler und Maler Cedric Pintarelli mit "Freche Fläche": Vor den Augen der Zuschauer lässt er mit Farbeimer, Pinsel und Zerstäuber Kunstwerke entstehen, bei denen die Kinder mitmachen dürfen. Um einer "gewissen Verhaltenheit beim Thema Theaterkunst mit den Allerkleinsten" entgegenzuwirken, gibt es für Krippen- und Kindergartenleiter und -leiterinnen in der Schauburg einen Fachtag: Ausgehend vom Stück "Was ist das?" werden Methoden vermittelt, um Kinder spielerisch auf das theatrale Erlebnis vorzubereiten. Die mobilen Vorstellungen in Kitas und vor Kindergartengruppen in ihrem Haus sieht Gronemeyer ohnehin als zentrale Aufgabe an. "Da gibt es noch alle Chancen, die werden erst später verbaut." Denn in die frei verkauften Familienvorstellungen kämen später eben nur noch die Kinder, deren Eltern Kultur wichtig sei.

Zwar keine Bühnenerfahrung, aber zumindest die Bereitschaft, sich zu bewegen, sollte man zum Workshop der französischen Künstlerin Katerini Antonakaki für Pädagogen und Kunstschaffende im Stadtmuseum mitbringen. Der ist an ihr Objekttheater "Hier und Dort" angelehnt, mit dem das Festival am 24. Februar im Stadtmuseum eröffnet. Darin lädt sie als geheimnisvolle Frau zum Tagträumen in ein leeres Haus ein, das sich über die vier Jahreszeiten hindurch als kleines Labor aus Objekten, Bildern und Klängen erweist.

Mit "Armer Esel Alf" ist am selben Ort dann doch so etwas wie eine kleine Geschichte zu erleben, für Kinder zwischen vier und acht Jahren. "Das Empfinden von Gerechtigkeit oder eben Ungerechtigkeit spielt für Kinder eine sehr große Rolle", sagt Eva Berger, die das Figurentheaterforum beim Festival vertritt. So erging es wohl auch der Darstellerin Heidrun Warmuth. "Sie liebte das Bilderbuch als Kind so sehr, dass sie es später unbedingt auf der Bühne spielen wollte", erklärt Berger.

Kuckuck - Theaterfestival für Anfänge(r), 24. Februar bis 6. März, Schauburg, Ev. Familienbildungsstätte Elly Heuss-Knapp, Stadtmuseum, alle Termine kuckuckfestival.com

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