Kultur in München:Diese Theaterstücke sollten Sie nicht verpassen

Ein Roboter als Schauspieler, Shakespeare mal anders oder ein zehnstündiger Theaterrausch: Die Münchner Bühnen haben in diesem Winter einiges zu bieten.

Von Ana Maria Michel

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"Dionysos Stadt" an den Kammerspielen

Dionysos Stadt
Münchner Kammerspiele

Quelle: © Julian Baumann

Ein zehnstündiger Theaterrausch: Es ist ein wahres Mammutprojekt, das Christopher Rüping auf die Bühne bringt. Eine Aufführung von "Dionysos Stadt" in den Kammerspielen beginnt mittags - und endet zehn Stunden später. Es braucht diese Zeit, damit sich die Texte und Themen der Antike entfalten können, hat der Regisseur im SZ-Interview erklärt. Er knüpft an die Tradition der Dionysien an. Bei den fünftägigen Festen zu Ehren des Gottes Dionysos in der Antike gab es nicht nur Theater, sondern auch Dichter-Wettbewerbe ­- und vor allem jede Menge Wein. In den Kammerspielen bekommt man in den Pausen von "Dionysos Stadt" immerhin Drinks, die speziell für die Produktion entworfen wurden, und Fingerfood. In den längeren Pausen wird auch ein Menü angeboten, das allerdings nicht im Ticketpreis inbegriffen ist. Vier Stücke, drei Tragödien und ein Satyrspiel, das zeigt Rüping in den zehn Stunden. Bei so vielen Göttern, Menschen und Gewalt kommen die Schauspielern, aber auch die Zuschauer an ihre Grenzen. Doch nach der Premiere war das Publikum begeistert.

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Termine: 29.12. um 13 Uhr, 30.12. um 12 Uhr, 5.1. um 13 Uhr und 6.1. um 12 Uhr. Weitere Aufführungen am 8. u. 10.2., 2. u. 3.3. u. 6. u. 7.4.

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"Der Mieter" im Residenztheater

DER MIETER von Roland Topor  PREMIERE 24 NOV 18, MARSTALL  Regie BLANKA RÁDÓCZY

Quelle: Armin Smailovic

In Paris an eine Wohnung zu kommen, ist auch nicht unbedingt einfacher als in München. Doch der Angestellte Trelkovsky hat Glück und zieht in ein Haus ein. Die Nachbarschaft ist recht merkwürdig, vor allem legt sie viel Wert darauf, dass man sich möglichst lautlos verhält. Schon bald wird Trelkovsky mit Beschwerden konfrontiert. Er versucht erst recht, ein guter Mieter zu sein, das nützt aber nichts. Und es gibt noch ein Problem: So richtig frei ist die Wohnung nicht, die Vormieterin hat sich aus dem Fenster gestürzt und liegt im Krankenhaus. Erst als sie stirbt, hat Trelkovsky die Wohnung. Und als seine eigenen Kleider verschwinden, zieht er die der Vormieterin an. Trelkovsky glaubt, dass die Nachbarn wollen, dass er ihre Rolle übernimmt. Ein psychedelisches, surreales Stück bringt Blanka Rádóczy mit "Der Mieter" im Marstall auf die Bühne. Es basiert auf dem gleichnamigen Roman von Roland Topor. 1976 wurde das Buch durch die Verfilmung von und mit Roman Polanski bekannt. Ein Bild aus dem Film hat Rádóczy besonders inspiriert: Die Einstellung zeigt einen Mann in Frauenkleidern, der aus einem Fenster nach draußen blickt. Unten tobt die Meute.

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Termine: 17. u. 31.1. um 20 Uhr

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"Uncanny Valley" an den Kammerspielen

"Uncanny Valley" an den Münchner Kammerspielen

Quelle: Gabriela Neeb/Kammerspiele München

Ist das noch Theater, wenn ein Roboter statt eines Schauspielers auf der Bühne steht? "Unheimliches Tal/ Uncanny Valley" in den Kammerspielen stellt diese Frage. In der Inszenierung von Stefan Kaegi von Rimini Protokoll sieht der Zuschauer eine Maschine, die aussieht wie der Schriftsteller Thomas Melle, der auch an dem Stück mitgeschrieben hat. Man könnte den Roboter fast für den Autor halten, wäre da nicht das große Loch am Hinterkopf, aus dem Kabel ragen. Es sorgt dafür, dass man auf jeden Fall erkennt, womit man es hier zu tun hat. Maschinen werden zwar immer menschlicher, sie dürfen den Menschen aber nicht zu sehr ähneln, sonst wird es zu gruselig. "Uncanny-Valley-Effekt" nennt die Forschung das. Dieses sehr ungewöhnliche Stück wagt sich trotzdem ein wenig in das unheimliche Tal, um die Grenzen zwischen Mensch und Maschine auszuloten.

Lesen Sie hier die ausführliche Kritik.

Termine: 4.1. um 19 u. 21 Uhr, 5.1. um 18 u. 20 Uhr, 12.1. um 20 Uhr, 13.1. um 18 u. 20 Uhr

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"Ein Sommernachtstraum" im Volkstheater

Ein Sommernachtstraum im Volkstheater

Quelle: Arno Declair; Arno Declair

Liebeschaos im Wald von Athen: Helena liebt Demetrius, der aber in Hermina verliebt ist, die wiederum Lysander liebt. Bald irren alle im Wald herum - und befinden sich mitten im Elfenreich von Titania und Oberon, wo gerade Ehekrieg herrscht. Wer da schon durcheinander ist, kann sich sicher sein: Es wird noch wirrer. Puck ist unter Anweisung des Elfenkönigs mit dem Saft einer magischen Pflanze unterwegs, das Ergebnis sind Eifersucht und Mordlust - und es wird auch noch ein Spiel im Spiel aufgeführt. Längst ist nicht mehr sicher, was Wirklichkeit und was Traum ist. Bei Kieran Joel wird aus William Shakespeares Klassiker "Ein Sommernachtstraum" ein wahrer Sommernachtsalbtraum. Helena, Demetrius, Hermina und Lsyander, die im Volkstheater alle gleich aussehen, sind erstaunt bis hysterisch. Der Grund: Das, was Puck unter der Anleitung des Feenkönigs mit ihnen macht, ist ein Experiment mit der Liebe.

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Termine: 26.12., 8. u. 18.1. um 19.30 Uhr

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"Alice" im Metropoltheater

Alice, Metropoltheater München

Quelle: Jean-Marc Turmes

Nicht nur auf den großen Bühnen der Stadt gibt es sehenswerte Theaterinszenierungen. Das Metropoltheater in Freimann zum Beispiel gilt als eine der renommiertesten freien Bühnen Deutschlands. Seit 1998 besteht es bereits und hat seitdem viele erfolgreiche Stücke produziert. In diesem Winter wird "Alice" unter der Regie von Philipp Moschnitz wiederaufgenommen. Das Stück von Tom Waits, Robert Wilson und Kathleen Brennan erzählt von Charles L. Dodgsons Obsession für Alice Liddell, die Tochter seines Universitäts-Dekans. Dodgson ist besser bekannt als Lewis Carroll. Unter diesem Künstlernamen hat er den Klassiker "Alice im Wunderland" geschrieben. Im Stück ist das Wunderland der Ort, an den der Schriftsteller Alice entführt, um sie vor sich selbst zu schützen. Dabei verliert er den Unterschied zwischen Fiktion und Realität aus dem Blick.

Lesen Sie hier die ausführliche Kritik.

Termine: 29.12. um 20 Uhr, 30.12. um 19 Uhr, 31.12. um 15 Uhr, 2. bis 4.1. um 20 Uhr, 6.1. um 19 Uhr, 7.1. um 20 Uhr, 9. bis 12.1. um 20 Uhr, 15. u. 16.1. um 20 Uhr, 18. u. 19.1. um 20 Uhr, 20.1. um 19 Uhr

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"Der Gott des Gemetzels" im Heppel und Ettlich

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Quelle: Markus Wagner

Der Sohn eines Ehepaars schlägt dem Sohn eines anderen Ehepaars zwei Vorderzähne aus. Die vier Erwachsenen treffen sich, um über den Vorfall zu sprechen. Was zivilisiert beginnt, eskaliert bald - und wird ein verbales Blutbad. Yasmina Rezas Kammerspiel "Der Gott des Gemetzels" wurde schon in vielen Theatern gespielt. So hat man das Stück allerdings noch nie gesehen: Die Münchner Theatergruppe Wirtshausmannschaft führt es in einer speziellen Variante auf, und zwar auf Bairisch. Das darf man sich allerdings nicht als Folklore-Aufführung in Dirndl und Lederhosen vorstellen. Auch im Dialekt ist "Der Gott des Gemetzels" im Heppel und Ettlich perfide und gemein. Einfach war es jedoch nicht, das Stück von Yasmina Reza auf die Bühne zu bringen. Von deren Verlag bekam die Theatergruppe zunächst eine Absage. Reza hatte jede Mundart-Übersetzung ihrer Texte untersagt. Die Theaterleute schrieben ihr dann direkt und erklärten das Konzept. Es überzeugte Reza, sie gab ihnen die Erlaubnis.

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Termine: 27.12. um 20 Uhr, 28.12. um 16 u. 20 Uhr, 8., 9., 10., 11.1. um 20 Uhr

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"Glaube Liebe Hoffnung" im Volkstheater

Glaube Liebe Hoffnung, Volkstheater München

Quelle: Gabriela Neeb

Ohne Arbeit kein Geld und ohne Geld keine Arbeit: In der Wirtschaftskrise der Dreißigerjahre würde die junge Elisabeth sogar ihre Leiche an das Anatomische Institut verkaufen, um sich einen Wandergewerbeschein leisten zu können. Der Präparator des Instituts hat Mitleid und leiht ihr Geld, doch dann zeigt er sie wegen Betrugs an, weil Elisabeth nicht den Gewerbeschein kauft, sondern eine Strafe zahlt. Die hat sie bekommen, weil sie ohne ein solches Dokument Handel betrieben hat. Es geht bei Ödön von Horváth nicht gut weiter für Elisabeth. Die Vergangenheit holt sie wieder ein. Christian Stückl macht mit seiner Inszenierung von "Glaube Liebe Hoffnung" am Volkstheater die Misogynie, die in dem Stück steckt, deutlich. Der Regisseur schickt Elisabeth durch eine "Geisterbahn des Patriachats", wie SZ-Kritikerin Christine Dössel schreibt.

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Termine: 25.12., 2., 12. u. 13.1. 19.30 Uhr

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"Schlimmes Ende" im Tams

Tams Theater, Puppenstück  Schlimmes Ende

Quelle: Florian Peljak

Eddie Dickens Eltern werden plötzlich an den Rändern gelb und wellig fangen an, nach alten Wärmflaschen zu riechen. Damit Eddie nicht auch krank wird, muss er sich auf den Weg zu seinen verrückten Verwandten machen, die in dem Haus Schlimmes Ende leben. Auf seiner Reise trifft er auf noch mehr verrückte Erwachsene. Philip Ardaghs Kinderbuch "Schlimmes Ende" kommt im Tams-Theater als Puppenstück auf die Bühne. Lorenz Seib und Tine Hagemann haben die Puppen gebaut. Sie lenken sie während der Aufführung lenken und sind zugleich die Erzähler. Die Inszenierung arbeitete die Feinheiten des Buchs heraus, die man bei der Fülle an Irrsinn leicht überlesen kann. Das begeistert nicht nur Kinder, sondern auch die Eltern.

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Termine: 21., 22. u. 23.12. um 17 Uhr, 22.12. 19.30 Uhr

© SZ.de/ebri
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