Würde man nach Blockbustern für die Bühne suchen, so käme man an einigen Shakespeare-Stücken nicht vorbei. Zwei davon holte das Residenztheater in dieser Spielzeit ins Programm: Der in vielen Teilen sehr klamaukige „Ein Sommernachtstraum“ in der Regie von Stepahn Kimmig kam bereits zu Anfang der Saison heraus, nun folgt die berühmteste Liebesgeschichte des Theaters, Romeo und Julia, Regie führt Elsa-Sophie Jach, Premiere ist am Freitag, 16. Mai.
Jach ist Hausregisseurin am Residenztheater, in ihren von intensiven Farben und Formen geprägten Inszenierungen widmet sie sich oft den Stimmen poetischer, kluger, sich mit ihrer Zeit und den Konflikten darin auseinandersetzenden Schriftstellerinnen wie Karoline von Günderrode, Christa Wolff, Tove Ditlevsen oder zuletzt Marieluise Fleißer. Nun kommt fast kontrapunktisch Shakespeare an die Reihe, den sie in der rauen Übersetzung von Thomas Brasch auf die Bühne bringt.

Münchner Festival mit internationalen Gästen:Was das „Welt/Bühne“-Festival am Residenztheater bietet
Eine Uraufführung und drei internationale Gastspiele: Das „Welt/Bühne“-Festival am Residenztheater wächst und holt Produktionen aus Chile, Iran und den USA nach München.
Sie hat für die Liebestragödie insgesamt ein großartiges Ensemble versammelt. Die Titelrollen spielen Lea Ruckpaul und Vincent zur Linden, die beide gerne ihre Figuren auf ihre Bedeutung für heute hin zerlegen, dabei aber ein sehr präzises, fließendes Spiel aufrechterhalten. Jach will mit ihrer „Romeo und Julia“-Inszenierung der Frage nachgehen, welche Handlungsräume den Geschlechtern zugewiesen werden. Könnten die Figuren überhaupt abweichen von dem ihnen vorgezeichneten Weg in den Selbstmord?
Flankierend zu dieser Inszenierung wird es im Deutschen Theatermuseum eine Ausstellung geben mit dem Titel Making Theatre – Wie Theater entsteht. Dafür wurden Elsa-Sophie Jach und ihr Team während der Proben begleitet, die Arbeit wurde dokumentiert und für die Ausstellung aufbereitet. Derartig hinter die Kulissen eines Theaters zu blicken, nämlich in den geschützten Probenprozess hinein, ist eine einmalige, sehr besondere Gelegenheit (ab 25. Juni).
Die Kulturbühne Spagat zeigt eine Freiluftproduktion
Abgesehen von diesem Klassiker: Im Mai beginnt auch die Zeit der Open-Air-Theater-Produktionen. Diesmal eröffnet die Kulturbühne Spagat diese Saison mit der Uraufführung Die Verflossenen von Beatrix Rinke in der Regie von Ulf Goerke auf dem Bauhausplatz, Premiere ist am 23. Mai, der Eintritt ist frei. Inspiriert vom Brunnen auf dem Platz soll es um eine Bestandsaufnahme des Lebens an Land gehen, der Text, angepasst an die Akustik des Ortes, soll chorisch gesprochen werden.
Auch die Glyptothek kennt man als Außenspielort, allerdings lassen sich ebenfalls die Innenräume bespielen: So ist erneut Platons Das Gastmahl zwischen den Skulpturen zu sehen. Regie und Fassung stammen von Ioan C. Toma, es spielt Konstantin Moreth (15. Mai bis 1. Juni).
Das Hofspielhaus kündigt, ebenfalls schon in Warmwettermodus, Kaltgestellt von Michele Lowe als „Sommerkomödie“ an, Regie führt Georg Büttel. Das Stück der US-amerikanischen Autorin ist der Kampf der Geschlechter als Kammerspiel. Drei langjährig verheiratete Paare treffen sich monatlich, die Männer im Wohnzimmer, die Frauen in der Küche. Glücklich in der Beziehung ist dabei niemand. Als nun bei einem üblichen Zusammenkommen die Tür des Kühlraums hinter den Männern zufällt, ist es für die Frauen im Warmen gar nicht so klar, ob sie ihre Partner nicht lieber schockgefroren zurückhaben wollen. Da ließe sich natürlich auch fragen, welche Handlungsräume die Geschlechter hier haben.