Theater im Netz:Wenn's klickt

Eine Mini-Webserie witzelt über Verschwörungstheorien

Von Yvonne Poppek

Verschwörungstheorien schießen wie Pilze aus dem Boden. Manche ranken sich um das Corona-Virus. Andere um eine angeblich Kinderblut-fixierte Elite. Viele sind so dämlich, dass man die Hinterzimmer fast zu riechen meint, in denen sie zusammengebraut werden. Michael Bischoff und Jochen Strodthoff müssen ihren Spaß gehabt haben, sich die Entstehung diverser Theorien vorzustellen. Gemeinsam haben sie eine sechsteilige Webserie entwickelt, die sie am "Das Vinzenz" produziert haben. "Unterland - Verschwörungen für Anfängerinnen" heißt ihre kleine Reise in die Absurdität, Wahrheit und Überzeugungen für Klickzahlen zu opfern.

Monika Manz und Ines Hollinger spielen darin zwei Darstellerinnen, die von der Corona-Krise schwer gebeutelt in einem Kellerraum an einem einträglichen Online-Format basteln. Ihnen zur Seite steht eine KI namens "Das Vinzenz", die Kluges oder Weithergeholtes aus dem Lexikon zitiert und stets die aktuellen Klickzahlen melden kann. Rilkes Gedicht "Der Panther": "Negativ. Keine Klicks", weiß die KI. Wut und Hass aber generieren Reaktionen. Warum nicht einem alten Nazi ein Hitlerbärtchen ankleben und ihn als Hitlers Sohn verkaufen? Oder ein deutsches "Pizzagate" konstruieren - mit Angela Merkel anstelle von Hillary Clinton? Manz und Hollinger operieren wunderbar dilettantisch an ihren Verschwörungstheorien herum, wie in drei Folgen schon zu sehen ist, die vierte erscheint am Donnerstag, 3. Juni (www.dasvinzenz.de). Um die zehn Minuten haben sie jeweils Zeit, um im Ernst den Blödsinn zu entlarven. Und umgekehrt. Witziger Irrsinn ist dabei entstanden, in jedem Fall schön anzuklicken.

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