Konzert in der Tonhalle:Liebe unter "Libertines"

Konzert in der Tonhalle: Der Musiker Pete Doherty in seiner aktuellen Ausstellung "Contain yourself (seriously)" in Berlin.

Der Musiker Pete Doherty in seiner aktuellen Ausstellung "Contain yourself (seriously)" in Berlin.

(Foto: Soeren Stache/dpa)

Vor 20 Jahren erschien das Debütalbum "Up the Bracket". Das feiert die Band um die Frontmänner Pete Doherty und Carl Barât trotz der holprigen Bandgeschichte einträchtig.

Von Anna Weiß

Warten auf Barât. Und auf Doherty. Kommen sie noch? Fans werden am Dienstagabend in der Münchner Tonhalle nervös. Zwei Vorbands haben sie hinter sich, nun singt nach einem langen Soundcheck ein Mann, der behauptet "Gregor aus Napoli" zu sein. Verwirrung im Saal. Waren die Zeiten der Ungewissheit nicht vorbei? Doch es wird kein Warten auf Godot, The Libertines betreten die Bühne und zeigen, warum sie auf Tour sind: Vor 20 Jahren erschien ihr Debütalbum "Up the Bracket", und das wird gefeiert, indem das Album von Anfang bis Ende live gespielt wird.

Dass es zu dieser Tour kommt, ist aus mehreren Gründen erstaunlich: Pete Doherty ist entgegen der Erwartung der meisten Beobachter nicht tot (seine medial ausgeschlachtete Drogenkarriere scheint beendet), er und Co-Frontmann Carl Barât vertragen sich wieder, die Band ist nach mehreren On und Offs wieder vereint. Barât ist an diesem Abend glänzend aufgelegt, auch wenn alle vier ihr musikalisches Können ausstellen - Gary Powell ist grandios an den Drums, John Hassall souverän am Bass -, spielt er groß auf, motiviert Doherty, oft stehen sie Gitarre spielend einander gegenüber.

The Libertines haben die Musik der Nullerjahre und das Indie-Zeitalter mit ihren Elementen aus Punk und Garage Rock maßgeblich beeinflusst. Die Songs von "Up the Bracket" haben nichts von ihrer ihnen damals bescheinigten Einzigartigkeit eingebüßt. Sie verfügen über eine Strahlkraft, aber sie strahlen so, als würde man zu einem Guerilla Gig in eine abgeranzte Wohnung stolpern und in dem flimmernden Licht eines lädierten Scheinwerfers tanzen.

Auch optisch prägten die Libertines eine Generation. Doherty ist nicht mehr Posterboy, sondern lebendes Gegenbeispiel zum "Heroin Chic", Barâts Jeans sind so skinny als sei es 2002, er trägt Unterhemd und Hosenträger unter der Lederjacke. Erstaunlich: dass die Libertines trotz allem das Riot-Lebensgefühl von damals transportieren; dass Dohertys Stimme immer noch diesen unvergleichlichen Klang hat.

"It's your ,Up the Bracket'", brüllt Powell ins Publikum, als die Songs durchgespielt sind. Die Fans fordern lautstark eine Zugabe ein. Und die wird lieb: Barât und Doherty schäkern miteinander und dem Publikum, Barât kneift Doherty in die Wange, Doherty nennt ihn auf Deutsch "Arschloch", sie singen in ein Mikrofon, zum Bruderkuss kommt es nicht, dafür gibt's ein Busserl auf die Wange. Hits wie "You're my Waterloo", "Gunga Din", "What became of the Likely Lads" werden mit viel Enthusiasmus performt. Die Vierer-Umarmung zum Schluss scheint Hassall etwas unangenehm, den Fans gefällt die zur Schau gestellte Einträchtigkeit. Wie wohl 40 Jahre "Up the bracket" gefeiert werden?

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