Süddeutsche Zeitung

Thalkirchen/Plattling:Gemeinsamer Schutzpatron

Der Flößer-Kulturverein holt sich in Plattling Anregungen für ein eigenes Museum

Von Jürgen Wolfram

Die Flößerei verbindet, zum Beispiel den Sankt-Johann-Nepomuk-Verein in Plattling und den Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen. Um sich Anregungen für das geplante Flößermuseum in München zu holen, machten sich kürzlich 41 Interessierte auf den Weg nach Niederbayern. Denn in Plattling steht ein weltweit einzigartiges Museum: Es ist komplett dem Heiligen Nepomuk gewidmet und passenderweise in einem ehemaligen Flussmeisterhaus untergebracht.

Eröffnet wurde die Sammlung von 130 Exponaten rund um den Brückenheiligen im Mai 2004 - nachdem der Förderverein mehr als 6000 Arbeitsstunden an Eigenleistung erbracht hatte. "Das war absolut bewundernswert", sagte nach der Exkursion Helga Lauterbach, die Vorsitzende des Flößer-Kulturvereins. Von den Freunden in Plattling könne man darüber hinaus lernen, wo Zuschüsse für die Gründung und den Betrieb von Museen loszueisen sind.

Lauterbach kennt das Nepomuk-Museum seit Jahren und ist immer wieder davon fasziniert, nicht zuletzt für ihr Buch "Von Floßmeistern und Flößerbräuchen" hat sie dort intensiv recherchiert. "Ich war damals schon angetan von der Ernsthaftigkeit, mit der die Mitglieder des St.-Johann-Nepomuk-Vereins ihr Projekt vorangetrieben haben", erinnert sie sich, "das geht einer Thalkirchnerin wie mir ganz nah." Exponate, die den Schutzpatron der Flößer und Brückenheiligen zeigen, sollen ebenso im geplanten Münchner Flößermuseum aufscheinen, wünscht sich Lauterbach. So wie bei den beiden Nepomuk-Ausstellungen, die ihr Verein bereits veranstaltet hat. Auf kundige Beratung kann sie sich in dieser Hinsicht dank der guten Kontakte nach Plattling jederzeit stützen. Gegenseitige Mitgliedschaften haben die Verbindung weiter gefestigt.

Ihr Ausflug nach Niederbayern führte die Fahrtteilnehmer in Lauterbachs Schlepptau auch zum eindrucksvoll gestalteten Info-Haus an der Mündung der Isar in die Donau. Und zu einer gemeinsamen Einkehr mit Kulturstaatssekretär Bernd Sibler (CSU), der praktischerweise für die nicht staatlichen Museen in Bayern zuständig ist. Bei Sibler hat Lauterbach Sympathie für die Museumspläne ihres Vereins festgestellt. Man tausche sich bereits über Fördermöglichkeiten aus, berichtet sie.

Die Geschichte der Flößerei, die eng verwoben ist mit der Verehrung des Heiligen Nepomuk, spielt für viele Orte an der Isar eine wichtige Rolle: München, Wolfratshausen, Lenggries. Doch nur in Plattling mündete die religiös geprägte Gemeinschaft von Fischern, Müllern, Flößern und Wasserbauarbeitern in die Gründung eines Nepomuk-Vereins. Dort ist es bis heute sogar Brauch, zum Dank für den Schutz vor Naturkatastrophen eine Statue des Brückenheiligen auf einer geschmückten Plätte den Fluss hinab zu fahren. Im 19. Jahrhundert kamen durchschnittlich 4000 Flöße pro Jahr in Plattling an, wie Bürgermeister Erich Schmid den Gästen aus München berichtete. Der 1864 gegründete Nepomuk-Verein feiert alle drei Jahre ein Heimatfest mit traditioneller Wasserprozession.

Die Palette der Ausstellungsstücke im Plattlinger Nepomuk-Museum reicht von Ölgemälden über Statuen und Münzen bis zu alten Büchern. Als Juwelen unter den Exponaten gelten eine Nepomuk-Reliquie, die der Generalvikar der Diözese Budweis, Václav Dvořák, den geschichtsbewussten Niederbayern zur Verfügung gestellt hat, sowie eine lateinische Buch-Originalausgabe von Bohuslav Balbinus über die Vita des Heiligen Nepomuk. Der Augsburger Kupferstecher Johann Andreas Pfeffer (1674-1750) entwarf nach dieser Vorlage 33 große und 31 kleinere Kupferstiche, die alle im Museum zu bestaunen sind. Die Münchner Gönnerin Johanna von Herzogenberg überließ den Plattlingern eine 126 Zentimeter große Nepomuk-Statue aus ihrem Privatbesitz; hier kniet der Heilige auf einer Wolke. Vorbild der Figur ist der silberne Nepomuk aus dem Grabmal im Prager Veitsdom.

Ausstellungsstücke dieser Art könnte sich Helga Lauterbach auch in einem Münchner Flößermuseum gut vorstellen. Doch für dieses Projekt müsste erst einmal ein Standort gefunden werden. Vom Flößer-Kulturverein favorisiert wird gegenwärtig das Maxwerk. Das Gebäude des kleinsten Münchner Wasserkraftwerks steht leer. "Man könnte hier wunderbar Kultur und Gastronomie verbinden", glaubt Lauterbach.

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SZ vom 20.11.2015
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