Thalkirchen:Die Zelte bloß nicht abbrechen

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Stopp oder Go: Die Stadt erwägt, den Campingplatz abzugeben (Foto: Alessandra Schellnegger)

Lokalpolitiker wehren sich empört gegen Überlegungen der Stadt, den Campingplatz zu verkaufen

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Unter dem Eindruck der pandemiebedingt schlechten Haushaltslage denkt die Stadt darüber nach, sich von ihrem Campingplatz in Thalkirchen zu trennen. Schon wegen einer überfälligen Generalsanierung der Anlage an der Isar mit geschätzten Kosten von 12 Millionen Euro sehen Kommunalreferat und Kämmerei wenig Alternativen zu einer langfristigen Vergabe an einen Investor im Erbbaurecht. Bei den meisten Lokalpolitikern im Münchner Süden kommt die Überlegung nicht gut an: Der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hat sich mehrheitlich gegen eine solche Lösung oder etwa gar einen Verkauf des Platzes ausgesprochen.

Das BA-Votum basiert auf einem Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion. Der Campingplatz, heißt es darin, sei ein "städtisches, gewinnbringendes Objekt in herausragend guter Lage", ein "Juwel für Großstadtbesucher", das der Stadt jährliche "Überschuss-Einnahmen" von 800 000 Euro beschere. Um eine Investorenlösung bei Sanierung und Weiterbetrieb zu vermeiden, sollte die Stadt nach haushaltsrechtlichen Möglichkeiten suchen, den Campingplatz in eigener Hand zu behalten.

SPD-Fraktionssprecherin Dorle Baumann erinnerte an einen Stadtratsbeschluss von 2016, der die Sanierung der Anlage an der Zentrallände, ihre Anpassung "an hygienische, umwelttechnische Anforderungen" eines großstädtischen Campingplatzes zum Ziel hatte. Zur damaligen Entscheidung sollte der Stadtrat schon deshalb stehen, damit er "Einfluss auf die Entwicklung des Platzes behält". Gabriele Weishäupl (FDP) entsann sich früherer Diskussionen im Rathaus um eine Privatisierung des Platzes, die "wegen seiner tollen Lage" auch schon in ablehnende Beschlüsse gemündet seien. Aus Sicht von Conrad Lausberg (ÖDP) geht es heutzutage erst recht nicht mehr an, "städtisches Eigentum zu verscheppern". Eine Minderheit im BA stimmte aus unterschiedlichen Gründen gegen den Antrag. Nach Ansicht des CSU-Fraktionssprechers Dominik Kunkel bräuchte der BA vor einer Entscheidung mehr Zeit, um sich "näher mit dem Thema zu befassen". Angebracht wäre deshalb eine Vertagung. Claudia Küng und Veronika Mirlach (beide CSU) verwahrten sich dagegen, jede Investorenlösung per se schlechtzureden. "Das Führen eines Campingplatzes gehört nicht zu den Kernaufgaben einer Stadt", sagte Küng, "Hauptsache ist doch, er wird zukunftsfähig und hygienisch erneuert."

Das Kommunalreferat zweifelt nicht an der Bedeutung des 1953 eröffneten Campingplatzes, der in einem Landschaftsschutzgebiet direkt an der Isar liegt. Er sei einer der "landschaftlich attraktivsten Stadtcampingplätze Deutschlands", heißt es in einer Vorlage. Das ändere aber nichts an den Finanznöten der Stadt, die wegen der dringend erforderlichen Sanierung der Bausubstanz und der technischen Einrichtungen der Anlage noch verschärft würden. Geplant sind unter anderem der Neubau eines zentralen Sanitärhauses sowie die Erweiterung der Gastronomiefläche.

Akzeptable Alternativen zur erbbaurechtlichen Vergabe der Anlage an einen Investor bestehen nach Einschätzung des Kommunalreferats nicht. Ein Verzicht auf die Sanierung käme "einer faktischen Aufgabe des Platzes" gleich. Und eine Betriebsaufgabe hätte zur Folge, dass eine spätere Wiederbelebung rechtlich "wohl nur schwer möglich" wäre und ein "wichtiger touristischer Eckpfeiler wegbräche".

© SZ vom 11.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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