Thalkirchen:Auf einen Schlag geht gar nichts

Thalkirchen: Eine Aufnahme aus besseren Zeiten: Derzeit ist die Golf-Anlage in Thalkirchen coronabedingt gesperrt.

Eine Aufnahme aus besseren Zeiten: Derzeit ist die Golf-Anlage in Thalkirchen coronabedingt gesperrt.

(Foto: Robert Haas)

Golfplatz oder Landschaftspark: Der Bezirksausschuss ist gegen eine automatische Verlängerung des Pachtvertrags für die Sportanlage an der Zentralländstraße und fordert eine gründliche Diskussion, wie es mit dem Gelände weitergehen soll. Dabei brauchen die Betreiber wegen anstehender Investitionen bald Planungssicherheit

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Der zum Jahresende 2024 auslaufende Pachtvertrag zwischen dem Münchener Golf Club (MGC) und der Stadt München für den Golfplatz Thalkirchen soll nicht automatisch verlängert werden. Diese Forderung hat der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln erhoben. Mit hauchdünner Mehrheit (17 gegen 16 Stimmen) folgte das Stadtteilgremium damit einem Antrag der SPD-Fraktion, vor einer endgültigen Entscheidung darüber, wie es mit der Sportanlage an der Zentralländstraße weitergeht, eine Reihe von Fragen zu klären. Zu prüfen sei etwa eine Verbesserung der öffentlichen Zugänglichkeit des im Landschaftsschutzgebiet liegenden Areals.

Vor allem dringt die SPD darauf, dass eine Vertragsverlängerung, wenn überhaupt, "nicht still und leise auf dem Verwaltungswege erfolgt", sondern nach gründlicher öffentlicher Diskussion durch den Stadtrat. SPD-Fraktionssprecherin Dorle Baumann: "Die Bevölkerung hat ein Recht auf Mitsprache, wenn es um dieses kostbare Gelände geht."

Einhellig haben die Lokalpolitiker aus dem Münchner Süden zudem einem Antrag des BA-Umweltausschusses zugestimmt, bei einem Ortstermin weitere Informationen über den Golfplatz und die angrenzenden Gelände zu sammeln. Man müsse, sagte Unterausschuss-Sprecherin Inga Meincke (Bündnis 90/Die Grünen), dazu "die weitere Nutzung in diesem ökologisch sensiblen Bereich in einer Gesamtschau betrachten".

Von einer endgültigen Stellungnahme zur Zukunft des 1951 eröffneten Golfplatzes, der sich über 14 Hektar auf kommunalem Grund erstreckt, sah der Bezirksausschuss vorerst ab. Dabei dringt der Golfclub seit Jahren wegen anstehender Investitionen auf Planungssicherheit und ein rasches positives Votum. Doch die Parteien im Stadtrat wie im Bezirksausschuss sind sich intern bis heute nicht einig, ob sie sich für den langfristigen Fortbestand der Sportanlage oder eher für einen öffentlichen Landschaftspark entscheiden sollen.

Zeitweise diskutiert wurde auch schon eine temporäre Lösung, etwa die Überlassung des Geländes an den 2400 Mitglieder starken MGC bis 2030.

"Aber was soll bis dahin grundsätzlich anders sein?", fragt sich der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU). Eine dezidierte Meinung in der Golfplatz-Frage kristallisiert sich noch am ehesten in seiner Partei heraus. Ungeachtet aller weiteren Prüfungen äußerten sich in der jüngsten BA-Sitzung CSU-Vertreterinnen im Sinne des Golfclubs und seiner langfristigen Pläne. Allen voran Claudia Küng beschwor die "Vielfalt und das Engagement" von Vereinen wie dem Münchener Golf Club. Beate Meyer (CSU) betonte das "wertvolle Sportangebot" der Golfer insbesondere für Kinder und Jugendliche. Dieses zeige, so Sabine Gründlinger (CSU), dass Golf längst nicht mehr ein elitärer, sondern "absolut ein Breitensport" sei. Die Rathaus-CSU hatte schon vor drei Jahren dafür geworben, den Pachtvertrag für den Golfplatz über das Jahr 2024 hinaus zu verlängern. Stichwort: "Münchner Sportfreundlichkeit".

Der förderlichen Meinungsbildung wollte vor den versammelten Stadtteilvertretern jetzt MGC-Präsident Thomas Ritz nachhelfen. Ja, räumte er ein, sein Club unterhalte noch einen weiteren Golfplatz in Straßlach. Aber wie sollten die vielen älteren und die 400 Mitglieder im Kinder- und Jugendalter ohne öffentliche Verkehrsmittel dort hinkommen? Über die öffentliche Zugänglichkeit in Thalkirchen könne man gerne noch mal reden, sagte Präsident Ritz, ebenso wie darüber, Ruhebänke aufzustellen. "Wir sind ein öffentlicher Club mit einem öffentlichen Restaurant, bieten Schulgolf an und unterstützen Ferienaktionen, haben Kulturangebote im Programm und Eisstockturniere", warb der Clubpräsident um Unterstützung. Der MGC bringe sich ferner im Natur- und Artenschutz ein, pflege beispielsweise das einzige Hangflachmoor Europas. "Nicht zuletzt steht der Golfclub für Gesundheit und Inklusion", schloss Ritz sein Statement.

Unterdessen hat das Münchner Forum, Diskussionsplattform für Stadtplanung, erneut die rechtliche Grundlage der Neun-Loch-Anlage in Thalkirchen in Zweifel gezogen. Denn aus einem wasserrechtlichen Bescheid zum Betrieb des Isarwerks 1 von 1907 gehe klar hervor, dass das städtische Gelände "für die Allgemeinheit offen zu halten" sei. "Golfen für wenige oder Erholung für viele" laute deshalb die entscheidende Frage. Dass die Bewohner einer rasant wachsenden Stadt mehr Flächen für Freizeitzwecke brauchen, zumal an den mitunter übervollen Isarufern, glaubt auch Dorle Baumann, Sprecherin der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss.

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